Jahresabschluss und Haushalt

Unverhoffter Überschuss für Erzdiözese

Die Erzdiözese legte ihren Jahresabschluss 2022 und den Haushalt 2023 vor. Bei der traditionellen Finanzpressekonferenz standen zudem zukünftige Schwerpunktsetzungen und Veränderungsprozesse im Fokus.

Stellen bei der Pressekonferenz den Jahresabschluss 2022 und den Haushalt 2023 vor (von rechts): Finanzdirektor Markus Reif, Amtschefin Stephanie Herrmann und Generalvikar Christoph Klingan. © Kiderle

München – Welch frohe Kunde: Entgegen allen Erwartungen endete für die Erzdiözese das Haushaltsjahr 2022 mit einem Überschuss von 128,5 Millionen Euro, wie aus dem in München veröffentlichten Jahresabschluss hervorgeht. Grund für das Plus von 111,5 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr seien „mehrere Sondereffekte“ gewesen, sagte Finanzdirektor Markus Reif. So seien unter anderem zu Beginn des Jahres weitere Einnahmen aus der Einkommenssteuer eingegangen, mit denen nicht gerechnet worden sei.

Dazu kamen zusätzliche 4,6 Millionen Euro Kirchensteuermittel aus der Energiepreispauschale. Diese flossen aber laut Amtschefin Stephanie Herrmann in einen eigens eingerichteten Wohnungsnotfallfonds. Aus diesem können von Wohnungslosigkeit bedrohte oder betroffene Menschen Hilfen über Pfarreien und katholische Hilfsverbände wie Caritas, Sozialdienst katholischer Frauen, Katholischer Männerfürsorgeverein, Bahnhofsmission oder die Münchner Benediktiner-Abtei St. Bonifaz beantragen.

„Wirkungsorientierte Haushaltsplanung“

2021 hatte der Überschuss bei 17 Millionen Euro gelegen. In der Folge rechnete die Erzbischöfliche Finanzkammer mit einem Minus. Dies könnte nun 2023 wegen der aktuellen Konjunkturentwicklung kommen. Bereits in den unmittelbar folgenden Haushaltsjahren könne, wie dem mehr als 100-seitigen Bericht mit dem Titel „Zuversicht schenken – mit der Botschaft Jesu Christi und Ihrer Unterstützung“ zu entnehmen ist, „eine nachhaltige Veränderung der Erträge“ erfolgen. Die Finanzexperten machen die unter anderem an den hohen Kirchenaustrittszahlen und dem inflationsbedingten Anstieg der Preise und Löhne fest. Einsparungsbedarfe sollen sich zukünftig am Leitprojekt „Wirkungsorientierte Haushaltsplanung“ orientieren. Das heißt, erforderliche Einsparungen sollen auf inhaltlicher Priorisierung der verschiedene Haushaltsbereiche im Ordinariat basieren, um kirchliches Handeln möglichst wirksam zu gestalten. Ausdrücklich betont wird zudem, dass auch über das Ordinariat hinaus Einrichtungen der Erzdiözese von Einsparmaßnahmen beziehungsweise Kürzungen betroffen sein werden. Die Zuschüsse an die Kirchenstiftungen hingegen sollen vorläufig im bisherigen Umfang erhalten bleiben.

In der aktuell vorgelegten Bilanz beläuft sich die Bilanzsumme auf 3,88 Milliarden Euro, sie hat sich zum 31. Dezember 2022 gegenüber dem Vorjahr um 133 Millionen Euro erhöht. Den Löwenanteil am verbuchten Vermögen haben mit 1,4 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke der Erzdiözese. Das Vermögen umfasse im Wesentlichen Sachanlagen in Höhe von rund 1,52 Milliarden Euro (plus 50 Millionen gegenüber 2021), hieß es. Des Weiteren sind im Jahresabschluss Finanzanlagen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro abgebildet. Sie haben sich nach der zu Ende gegangenen Niedrigzinsphase in 2022 um 12 Millionen Euro erhöht.

Insgesamt betrugen die Erträge des Erzbistums rund 912 Millionen Euro (Vorjahr 884 Millionen Euro). Davon entfallen 658 Millionen Euro auf die Kirchensteuer (Vorjahr: 647 Millionen Euro). Weitere 132 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro) flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu. Davon waren entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip 77,8 Millionen Euro staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen sowie 12 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen.

Personalkosten größter Posten

Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in einer Höhe von 798 Millionen Euro finanziert (Vorjahr 871 Millionen Euro). Größter Posten bleiben die Personalaufwendungen mit einer Summe von 330 Millionen Euro (Vorjahr knapp 335 Millionen Euro). „Unsere Angebote in den Bereichen Pastoral, Bildung und Beratung sind personalintensiv und verursachen hohe Kosten. Aber mit ihnen erfüllen wir den kirchlichen Auftrag und sie sind uns deshalb wichtig“, erklärte dazu die Amtschefin. „Und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, da wir nur mit engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sinne der Botschaft des Evangeliums für die Menschen da sein können.“ Auch ein Großteil der regulären Haushaltszuschüsse an Kirchenstiftungen in Höhe von 121,8 Millionen Euro (Vorjahr: 120 Millionen Euro) dienen der Deckung von Personalkosten. Das Bilanzergebnis ist wie im Vorjahr ausgeglichen.

Für 2023 plant die Erzdiözese mit Erträgen in Höhe von 833 Millionen Euro, die niedriger sein werden als die geplanten Aufwendungen in Höhe von 894 Millionen Euro. Bei der Kirchensteuer kalkuliert die Münchner Finanzkammer 2023 mit rund 630 Millionen Euro. Größter Aufwandsposten im laufenden Haushaltsjahr sind mit rund 340 Millionen die Personalaufwendungen. Zweitgrößter Posten mit insgesamt 329 Millionen Euro sind die gewährten Zuschüsse.

Bauprojekte für die Zukunft

Ein großer Anteil der Investitionsausgaben fließt in Baumaßnahmen. „Eine Voraussetzung für das Gelingen der Aktivitäten in den Bereichen Bildung und Seelsorge ist das Vorhandensein von geeigneten Räumlichkeiten und Immobilien“, heißt es zur Begründung. Zu den Bauprojekten mit dem größten finanziellen „Mittelabflussvolumen“ im Jahr 2023 gehören folgende Vorhaben: Neu- und Umbau des Kardinal-Döpfner-Hauses am Freisinger Domberg (20,3 Millionen), Sanierung des ehemaligen Ursulinenklosters in Landshut (12,4, Millionen), Umbaumaßnahmen in Kloster Beuerberg (11,7 Millionen), Sanierungsmaßnahmen des Domhofs und Kanalsanierung am Freisinger Domberg (10,2 Millionen), Neubau des Trauerpastoralen Zentrums am Münchner Ostfriedhof (7,6 Millionen), Sanierung des Kirchlichen Zentrums an der Preysingstraße in München (6,1 Millionen), Neu- und Umbau des Freisinger Diözesanmuseums (5 Millionen), Neubau eines Gebäudes an der Ligsalzstraße 25 im Münchner Stadtteil Westend zur Schaffung von sozialverträglichem Wohnraum (4,1 Millionen).

Auf Nachfrage erklärte Generalvikar Christoph Klingan, dass die Erzdiözese auch Rücklagen für etwaige Anerkennungsleistungen für Betroffene von Missbrauch zurückgestellt habe. Diese fänden sich aber nicht im allgemeinen Haushalt, sondern in jenem des Erzbischöflichen Stuhls und lägen bei 1,3 Millionen Euro. Das Geld stamme nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus dem Vermögen des Erzbistums.

Präsent in der Gesellschaft bleiben

In seinem Statement unterstrich der Generalvikar nochmals die Notwendigkeit, Veränderungen und Schwerpunktsetzungen für die Zukunft anzugehen. Es sei Zeit, „jetzt zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Wo setzen wir Schwerpunkte, wo sind Veränderungen angezeigt, wo wollen wir etwas neu oder anders machen und wo etwas aufgeben?“ Aufgrund erheblicher Kostensteigerungen etwa durch Inflation oder Tariferhöhungen sinke allein der reale Wert der zur Verfügung stehenden Mittel bei gleichzeitig vielfältigem Investitions- und Erhaltungsbedarf, sagte Klingan.

Dennoch wolle man als Kirche „präsent in der Gesellschaft bleiben“: „Wir sind bereit, bei allen Veränderungen und Schwerpunktsetzungen, die jetzt auch angezeigt sind, weiter für die Menschen da zu sein, im Sinne der Botschaft Jesu Christi, die bleibend aktuell ist.“

Neustrukturierung der Dekanate

Dazu habe die Erzdiözese unter dem Titel „Wirkung entfalten + Kirche gestalten“ einen Gesamtstrategieprozess in Gang gesetzt, erläuterte Klingan. Einen Schwerpunkt in dessen Ausgestaltung bilde das Projekt „Immobilien und Pastoral“, in dessen Rahmen ausgehend von den pastoralen Schwerpunktsetzungen die hohen Kosten für den Bauunterhalt und die Immobilienlast insgesamt reduziert werden sollen (wir berichteten). Mit Blick auf die pastorale Situation gelte es, vor Ort zu entscheiden, welche Gebäude in welcher Form sinnvoll für ein aktives kirchliches Leben in den Pfarreien zu erhalten sind und welche einem anderen Nutzen zugeführt oder auch in Kooperationen etwa mit der Caritas oder der Kommune genutzt werden könnten, so der Generalvikar.

Um weiterhin dem Anspruch gerecht zu werden, „präsent zu sein in der Fläche, überall, nicht nur in den Städten, auch am Land, eben da, wo Menschen leben“, werde in der Erzdiözese zudem bis 2024 eine Dekanatsreform umgesetzt und damit eine „zukunftsfähige Struktur“ geschaffen, die „vernetzteres Handeln und bessere Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit, etwa im Bereich der Jugend-, Kranken- oder Seniorenpastoral“ ermöglichen soll, erläuterte Klingan. Die Dekanate des Erzbistums werden dafür von derzeit 40 auf insgesamt 18 Stück reduziert – in München etwa soll es zukünftig statt zwölf nur noch fünf geben. Diese neuen Großdekanate sollen als mittlere, koordinierende Ebene gestärkt werden, während die Seelsorgeeinheiten in ihrer jetzigen Größe im Wesentlichen bestehen bleiben. Hiergelte das Wort von Kardinal Reinhard Marx, so Klingan, dass es auch zukünftig keine „XXL-Pfarreien“ geben solle.

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Besonders am Herzen liege der Erzdiözese die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum, hob Amtschefin Herrmann hervor. Sie verwies auf ein Mietmoratorium, mit dem die Erzdiözese Mieterhöhungen für ihre Wohnimmobilien von 2020 bis Ende 2023 ausschloss. Auch danach würden mögliche Mieterhöhungen auf maximal zehn Prozent innerhalb von drei Jahren gedeckelt werden. Zudem liegt die Erzdiözese mit der durchschnittlich verlangten marktüblichen Miete etwa im besonders belasteten Raum München (17,17 Euro pro Quadratmeter) mit 12,08 Euro weit unterhalb marktüblicher Mieten, wie Herrmann betonte. Und schließlich werde bei der Vergabe von frei werdenden Wohnungen der Erzdiözese immer zuerst geprüft, ob diese an sozial benachteiligte Menschen vermietet werden können, mit dem Ziel, an diesen Kreis 30 Prozent des Wohnungsbestands der Erzdiözese zu vergeben.

Leuchtturmprojekt in Obergiesing

Zur Verdeutlichung wurde mit dem „Sozial-pastoralen Zentrum Königin des Friedens“ ein Leuchtturmprojekt vorgestellt, das das katholische Siedlungswerk zusammen mit der gleichnamigen Pfarrei auf deren Grund in im Münchner Stadtteil Obergiesing realisiert. Ab nächstem Jahr soll hier auf 8.000 Quadratmetern Grund ein Ort geschaffen werden, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben und zusammenfinden können. Neben einer Kindertagesstätte mit sechs Gruppen und voraussichtlich 125 Kindergarten- und 28 Hortplätzen ist Wohnraum in ökologischer Bauweise geplant, auch für sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderung, sowie Veranstaltungs- und Versammlungsräume für das pfarrliche Leben. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

Als Beispiel für das vielfältige soziale Engagement der katholischen Kirche wurde im Rahmen der Finanzpressekonferenz zudem die Allein- erziehendenseelsorge durch die zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Ehlert, eine Mutter und deren Tochter vorgestellt. Schon seit mehr als 50 Jahren werden im Rahmen dieses Angebots im Erzbistum alleinerziehende Eltern und ihre Familien unabhängig von Einkommen, Nationalität oder Religion mit Beratung, Gruppentreffen, Ferienfahrten und seelsorglichen Angeboten ganzheitlich unterstützt.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

Live
Einfach Leben
Mail ins Studio
Grenzenlos - Das Reisemagazin
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
MKR – das Magazin
Mail ins Studio
Gottesdienst
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Grenzenlos - Das Reisemagazin
Mail ins Studio