Der Wohnungsnotfallfonds des Erzbistums

Wenn das Geld für Miete und Heizöl nicht reicht

Explodierende Energiepreise und die stark steigende Inflation bringen viele Menschen an ihre finanziellen Grenzen. Die Erzdiözese München und Freising hat deshalb beschlossen, möglichst kurzfristig und umfassend zu helfen.

© IMAGO/Christian Ohde

München – Eher unerwartet war das „Geschenk“, das die Erzdiözese München und Freising Ende vergangenen Jahres bekommen hat: Der Staat hatte im September 2022 an die Steuerzahler die sogenannte Energiepreis-Pauschale ausgezahlt. Dadurch konnte das Erzbistum mehr Kirchensteuer-Einnahmen verbuchen als vorausgesagt. Um damit sinnvoll helfen zu können, ist ein Drei-Säulen-Konzept entwickelt worden, wie Marion Walter, Leiterin der Abteilung Diakonische Aufgaben im Erzbischöflichen Ordinariat, erklärt. Über die erste Säule würden diözesane und erzbischöfliche Hilfsfonds mit zusätzlichen Geldern versorgt, die zweite Säule unterstütze die Beratungsdienste des Diözesan-Caritasverbandes. Und die dritte Säule stärke die Mitgliedsorganisationen des Caritasverbandes, wie den Katholischen Männerfürsorgeverein, so Walter.

Schnelle Hilfe für Notfälle rund um Wohnen und Energie

Insgesamt 4,6 Millionen Euro stellt das Erzbistum für dieses Konzept zur Verfügung. Das bedeutet: Die Mehreinnahmen werden genauso für die direkte Unterstützung bedürftiger Menschen wie auch für die Stärkung der Beratungsdienste im Themenbereich Armt-Wohnen-Energiepreise verwendet. Allein 2,6 Millionen Euro gibt die Erzdiözese aus, um die Hilfsfonds aus Säule 1 bedarfsorientiert aufzustocken. Davon profitieren unter anderem der Fonds für Schwangere und Mütter mit Kindern in Notsituationen, der Fonds für Arbeitslose – und der Wohnungsnotfallfonds.

Seit vergangenem Herbst gibt es dieses Hilfsangebot, das der Katholische Männerfürsorgeverein verantwortet. David Diekmann, der Geschäftsführer des Fonds, sagt, man habe den Begriff mit Bedacht weit gewählt. An den Wohnungsnotfallfonds können sich Bedürftige wenden, die aus Krankheits- oder anderen Gründen die Miete nicht zahlen können, die beispielsweise die Kosten für die Energieversorgung nicht aufbringen oder ein Darlehen für die Kaution einer neuen Wohnung zahlen müssen. Gerade beim letzten Fall sind die Ämter mit der Auszahlung der Mittel oft zu langsam, weil Vermieter mit dem Mietvertrag innerhalb der nächsten 14 Tage eine Kaution verlangen. Der Wohnungsnotfallfonds kann hier mit Überbrückungsgeldern unterstützen, wenn die eigenen finanziellen Mittel für den jeweiligen Monat bereits aufgebraucht sind. „Wer dringend Hilfe braucht, hat verschiedene Möglichkeiten, mit dem Wohnungsnotfallfonds in Kontakt zu kommen“, erklärt David Diekmann. „Ein Weg wäre das Gespräch mit dem Ortspfarrer, der das Anliegen weiterleitet. Oder man informiert sich direkt auf der Homepage des Katholischen Männerfürsorgevereins (kmfv.de/was-wir-tun/wohnungsnotfallfonds). Viele Bedürftige sind bereits mit einer Beratungsstelle der Caritas in Kontakt, die hier weiterhelfen kann.“ Denn, was ganz wichtig ist: Nur über die Beratungsdienste (die zum Beispiel über Stellenaufstockungen von den Kirchensteuer-Mehreinnahmen profitieren) können Anträge an die verschiedenen Fonds, so eben auch an den Wohnungsnotfallfonds, gestellt werden.

Wichtige Ergänzung staatlicher Hilfen

Ebenfalls wichtig: Auch Menschen, deren Einkommen knapp über der Bemessungsgrenze für den Bezug von Sozialleistungen liegt, können sich an den Wohnungsnotfallfonds wenden. „Es war uns ganz wichtig, eben auch Leute zu erreichen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Oder – ein typisches Beispiel: die alleinerziehende Mutter, die zwar verdient, wo es aber bei außerordentlichen Ausgaben trotzdem nicht reicht. Etwa, wenn die Waschmaschine plötzlich kaputtgeht“, betont Marion Walter.

Insgesamt 600.000 Euro sollen über drei Jahre hinweg aus dem Wohnungsnotfallfonds ausgeschüttet werden, zusätzliche 300.000 Euro sind für Personal- und sonstige Kosten eingeplant. Und auch hier, bei diesem speziellen Fonds, können bedarfsorientiert noch Gelder aus den 4,6 Millionen Euro Kirchensteuer-Mehreinnahmen verwendet werden. Denn der Bedarf ist groß: Seit dem vergangenen Herbst hat der Wohnungsnotfallfonds etwa 175.000 Euro vergeben. Oftmals an Menschen, die bisher noch kaum soziale Unterstützung erhalten oder beantragt hatten, ist David Diekmann aufgefallen: Das sind dann zum Beispiel ältere Menschen ohne die Möglichkeit, sich im Internet zu informieren.

Männerfürsorgeverein betreut kirchlichen Wohnraum

Der Katholische Männerfürsorgeverein ist als Fachverband prädestiniert für das Thema „Wohnungsnotfälle“. Der Fachverband greift auf eine jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Wohnungslosenhilfe zurück, betreibt im Münchner Raum einige Übergangs- und Langzeiteinrichtungen für Männer. „Der Fonds ist für Fälle von der Verhinderung bis zur Beendigung von Wohnungslosigkeit ausgelegt. Das geht dann eben von der Übernahme von Kautionen bis zu Hilfen für die Erstausstattung einer Wohnung“, erklärt Diekmann. In Abstimmung mit der Immobilienabteilung des Ordinariates kümmert sich der kmfv zusätzlich um die 30 Prozent der frei werdenden Wohnungen, die das Erzbistum für Bedürftige vorhalten will. Der kmfv koordiniert hier das Angebot und begleitet bedürftige Menschen. Damit wird die schnelle Hilfe des Wohnungsnotfallfonds durch nachhaltige Unterstützung ergänzt.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

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