Treppenstufen führen uns unter den Altarraum in die romanische Krypta. Von 1159 bis 1161 wurde sie erbaut, nachdem ein verheerender Brand den Vorgängerbau zerstört hatte. Im schummrigen Licht des vierschiffigen Gewölbes verbergen sich nicht nur wichtige Reliquien des Erzbistums, sondern auch außergewöhnliche und in Deutschland einzigartige Bildhauerkunst.
"Bestiensäule"
40 Säulen stützen das Gewölbe, deren Kapitelle individuell und detailliert verziert sind. Blickfang ist die Säule in der Mitte des romanischen Baus: Sie ist über und über mit Darstellungen verziert, die Menschen in Kettenhemd und Brustpanzer im Kampf gegen Fabelwesen darstellt. Die klassische Bildsprache des 12. Jahrhunderts, in dem die beschriebene „Bestiensäule“ geschaffen wurde – Ritter, die in Abenteuern Ungeheuer besiegen. Auf einer Seite des Schafts ist eine Frau mit Blume in der Hand abgebildet, die in Richtung Osten blickt. Zur Entstehungszeit der Krypta sah die Frau ins Dunkel, 1710 errichtete Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck dort jedoch die Maximilianskapelle, an der bedeutende Künstler mitwirkten.
Literarisches Denkmal
Heute schaut die Frau daher gen Osten ins Licht und stellt womöglich in Zeiten des Kampfes das Bedürfnis nach einem Licht am Ende des Tunnels dar. Auch literarisch wurde dieser Säule ein Denkmal gesetzt: Der letzte große Roman des 2005 gestorbenen bayerischen Schriftstellers Carl Amery hieß „Das Geheimnis der Krypta“. Mittelpunkt und Zentrum der unheimlichen Geschichte ist unsere gesuchte Krypta mit der Bestiensäule.
Neben der Bestiensäule ist der Ort, den wir suchen, bekannt für seine Reliquien – etwa haben die Gebeine des heiligen Korbinian hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Stadt- und Bistumspatron predigte ab 724 in Altbayern. Einer Legende nach soll auf seinem Weg nach Rom das Pferd von einem Bären gerissen worden sein, woraufhin der Bischof dem Bären sein Gepäck auflud und dieser ihm bis nach Rom folgte. Der Bär ist deshalb auch Teil des Stadtwappens. 768 wurden die Gebeine des heiligen Korbinian von Meran in die Krypta überführt. Der Ort wurde daraufhin zum Wallfahrtsort und noch heute pilgern jährlich Jugendliche und Erwachsene hierher. Außerdem befinden sich die Reliquien des heiligen Nonnosus, des heiligen Bischofs Lantpert und des heiligen Burgunderkönigs Sigismund an diesem Ort.
Dunkle Spuren an den Wänden
Nach Jahrhunderten der Heiligenverehrung in der Krypta haben die Kerzen der Betenden dunkle Spuren an den Steinwänden hinterlassen. Pünktlich zum anstehenden 1300-jährigen Stadt- und Diözesanfest im kommenden Jahr wird sie renoviert und soll in neuem Glanz erstrahlen. Für Besucher ist sie daher aktuell leider nicht zu besichtigen.