Noch kurz einen Blick auf die große Automaten-Standuhr zur Linken geworfen, dann sind es im Chorscheitel hinter dem Altarraum nur wenige Stufen hinab in die Krypta. Man betritt über eine doppelläufige Treppe einen relativ niedrigen Raum, ein paar Sitzbänke, ein schlichter Altar, die braunrötlichen Ziegelsichtwände und die Sichtbetonbalkendecke verströmen den kargen Charme der 1970er Jahre. Tatsächlich entstand die heutige Krypta 1971 anstelle einer größeren aus Zeiten des Wiederaufbaus.
Gemälde unter Eindruck der Kriegsjahre
Der Blickfang ist das expressionistische farbenkräftige Passions-Triptychon von Karl Caspar (1879 – 1956) an der Stirnwand. Es entstand in den Kriegsjahren 1916/17 unter dem unmittelbaren Eindruck des Kriegsgeschehens. Im Gemälde-Zentrum steht nicht die Kreuzigung, sondern die Pietà – die Klage Marias um ihren gekreuzigten Sohn –, Sinnbild für die Trauer und den Schmerz von Millionen von Müttern um ihre auf den Schlachtfeldern gefallenen Söhne. Die Seitenfelder beschreiben den Leidensweg Jesu vom Letzten Abendmahl bis zur Auferstehung; 1977 wurde das Werk in der neu gestalteten Krypta angebracht.
Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die zahlreichen Steintafeln mit Namen und Daten an den Wänden und es wird deutlich, dass es sich bei dieser Gruft auch um den Begräbnisort zahlreicher Wittelsbacher handelt.
Kirchenstifter verzichtete auf weltliche Macht
So ruht hier der Stifter und Schutzherr des Neubaus unseres gesuchten Gotteshauses, Herzog Sigmund. Nicht einmal ein halbes Jahr vor der Grundsteinlegung, die acht Tage nach Lichtmess, am 9. Februar 1468, vor 555 Jahren erfolgte, hatte er zugunsten der Alleinherrschaft seines jüngeren Bruders Albrecht auf die weltliche Macht verzichtet. Ebenso ist hier der 1347 gestorbene Kaiser Ludwig der Bayer bestattet. Sein Gedächtnismonument ist im hinteren südlichen Teil der Kirche aufgestellt. Und mit Ludwig III. liegt hier auch der letzte bayerische König. Mit seiner Absetzung in den Revolutionswirren des Novembers 1918 war die Monarchie abgeschafft und die wittelsbachische Herrschaft über Bayern nach 738 Jahren beendet.
Ruhestätte von Erzbischöfen
Die Erzbischöfe und Kardinäle Michael von Faulhaber (1869 – 1952), Joseph Wendel (1901 – 1960) und Julius Döpfner (1913 – 1976) sind im modernen Krypta-Teil bestattet. Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI., Münchner Erzbischof von 1977 bis 1982, liegt im Petersdom zu Rom. Zu den Gräbern ihrer Vorgänger, der Erzbischöfe seit Gründung des Erzbistums München und Freising 1821 bis zum Jahr 1917, gelangt man durch eine Tür in der Mitte der Südwand. Dort beginnt die sonst nicht zugängliche Kapitelgruft, in deren Seitenwänden seit Ende des 17. Jahrhunderts rund einhundert Gräber eingefügt wurden. Auch Stiftskanoniker, Mitglieder des Münchner Patriziats und des Adels haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
In welchem Gotteshaus befindet sich unsere heutige Krypta?