„Da schau amoi hi, do gibt’s doch glatt so an Damischn, der auf an Berg aufe laft.“ So äußerte ich mich vor etwa 50 Jahren, als ich mit einem Kameraden auf den Hochfelln gehen wollte. Es macht doch schon genügend Mühe, auf einen Berg zu gehen. Deshalb wurden Lifte und Bergbahnen erfunden und gebaut. Und jetzt soll es da (normale) Leute geben, die hinauflaufen? Einfach irre! Später erfuhr ich, dass es nicht nur Einzelne sind, die diesen „verrückten“ Sport betreiben, sondern dass es nationale und europäische Wettbewerbe, ja sogar Weltmeisterschaften in dieser Disziplin gibt.
In meiner Zeit als Pfarrer in Bischofswiesen (1993 – 2007) erfolgte dann die „Bekehrung“. Und das gründlich. Es gab dort eine Bergläufergruppe, aus der mich ein treuer Kirchgänger namens Werner ansprach. Er war derselbe Jahrgang wie ich, hatte schon eine Menge Pokale in dieser Sportart gewonnen und fragte, ob ich mit ihm ein „Leifei“ (Läufchen) machen würde. Er meinte, ich hätte gute Voraussetzungen dafür. Was er nicht sagte, war, dass die Laufstrecke über ein „sehr kupiertes“ Gelände ging.
Kondition, Durchhaltewillen und Bergwissen
Am Ende meuterte ich und meinte: „Muss das sein, dass wir so viele Hügel rauf- und runterrennen?“ Er meinte nur: „Du bist genau der Richtige!“ Natürlich hat der Berglauf Voraussetzungen und Regeln, die es zu beachten gilt. Zunächst einmal darf ich, wie bei einem gewöhnlichen Lauf in der Ebene, nicht allzu viel wiegen. Dann brauche ich eine gewisse Kondition. Durchhaltewille sollte auch vorhanden sein. Zudem ist es von Vorteil, wenn ich mit Bergwegen vertraut bin, sobald ich Forststraßen verlassen habe.
Schrittweise wurde ich von Werner in die Kunst des Berglaufes eingeführt. Zentraler Punkt dabei ist, dass ich meinen Rhythmus sowohl beim Atmen als auch eine konstante Bewegungsfrequenz herausfinden muss. Jegliches unnötige Beschleunigen wird mit sofortiger Atemnot bestraft. Sobald diese einsetzt, kann ich nicht mehr weiterlaufen und muss, im Gegensatz zur Ebene, den Rest zum Gipfel hinaufgehen. Ein Fehler, der gerne am Anfang passiert.
Mit dem Rosenkranz zum Gipfel
Sobald aber die ersten Bergstrecken bewältigt sind und die äußere wie innere Eigenfrequenz gefunden ist, stellt sich der erste Genuss ein. Beim Berglaufen bin ich ganz bei mir selbst, da lenkt nichts ab. Nach der Einlaufphase beginne ich den Rosenkranz zu beten, ganz in dem Rhythmus, den mein Körper eingenommen hat. Das erleichtert die Bewältigung der Strecke noch mehr. Aufwärts ist der Schritt eher tänzelnd. Mit den Fersen berühre ich kaum den Boden. Mit jedem Schritt überwinde ich wie im flachen Gelände die Schwerkraft, habe aber das Gefühl, im wahrsten Sinne des Wortes „höherzukommen“. Dann spüre ich doppeltes Vergnügen und die „Leichtigkeit des Seins“.