Als die missio-Redakteurin vor zwei Jahren in Hamburg zur Kolonialgeschichte recherchierte, besuchte sie auch das sogenannte „Afrika-Haus“, dass von der Familie Woermann gebaut worden war. Die Woermanns hatten ihr Geld mit der Afrika-Schifffahrtslinie verdient. Hier wurden Schnaps und Waffen in die eine Richtung und Palmöl und Kautschuk in die andere Richtung transportiert. Bei diesem Besuch fiel Balbach im Flur ein Bild des Schiffs „Eleonore Woermann“ ins Auge. Dieses Bild hatte sie daheim in dem Fotoalbum schon oft gesehen, denn auf dem war ihr Großonkel 1909 nach Kamerun gereist.
Recherche bei der Missionshandelsgesellschaft
In der aktuellen Folge der Reisewarnung erzählt sie von ihren weiteren Recherchen. Sie hat Kontakt aufgenommen zur Baseler Mission, zur der die Missionshandelsgesellschaft gehörte, für die ihr Großonkel gearbeitet hat. Und schließlich führt sie auch ein Interview mit dem Missions- und Kolonialhistoriker Ulrich van der Heyden aus Berlin.
Missionskritiker sagen, dass Mission und Eroberung Hand in Hand gingen und indigene Strukturen bewusst zerstört wurden, um sowohl den Glauben als auch die europäische Herrschaft zu erweitern. Der Berliner Wissenschaftler sieht die Geschichte differenzierter.
Wissenschaftler wird zum Verteidiger der Missionare
In Afrika seien die Missionare schon vor den Kolonialherren dagewesen, berichtet Balbach von dem Gespräch. Oft hätten sie sich gegen die Kolonialherren und an die Seite der Einheimischen gestellt. Das war allerdings vor allem dann nicht so, wenn der Missionar die gleiche Nationalität hatte wie die Kolonialisten, denn dann war der Missionar auch Untertan beispielsweise des deutschen Kaisers. In Lateinamerika dagegen waren auf den Schiffen der Eroberer auch immer Missionare mit an Bord. Kolonialgeschichte und Missionsgeschichte sind dort also noch stärker miteinander verwoben.
Projektpartner verstehen die Frage nicht
Ein weiterer Aspekt war für die missio-Redakteurin, wie die Menschen vor Ort diese Fragestellung sehen. Sie hat bei Projektpartnern in aller Welt nachgefragt: „Die haben mir zum Teil geantwortet, dass sie meine Frage überhaupt nicht verstehen,“ erzählt Kristina Balbach. Das Ansehen der Kirche ist in den Ländern des globalen Südens sehr hoch. Denn Schulen oder Krankenstationen arbeiten oft vorbildlich oder sind die einzigen Einrichtungen, die noch funktionieren, wenn sich der Staat schon komplett zurückgezogen hat. Und sie kümmern sich um alle Menschen, egal welchen Glaubens.