München – „Wir möchten den Obdachlosen mit unserer Ausstellung eine Stimme geben“, betonte Professor Andres Lepis, der Direktor des Architekturmuseums in der Münchner Pinakothek der Moderne, bei der Pressekonferenz. Obdachlosigkeit, keine feste Wohnung zu haben und auf der Straße zu leben, dieser Zustand galt vielfach als selbst verschuldet. Nicht selten herrschte die Meinung vor, dass Menschen, die auf der Straße leben, sich nicht genug um eine Arbeit und ein festes Dach über dem Kopf bemühten.
Obdachlosigkeit kann jeden treffen
Durch die Pandemie hat sich diese Sichtweise verändert. Insolvenzen und Arbeitsplatzverlust kamen in diesen Zeiten wesentlich häufiger vor als vorher. Und sie haben gezeigt: Es kann auch meinen Nachbarn, meine Freunde oder sogar mich selbst treffen. Dies wird auch im Titel der neuen Präsentation im Architekturmuseum deutlich: „Who’s next? („Wer kommt als Nächster dran?“) Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt“.
„Während der Pandemie waren die Menschen so sehr mit sich selbst und den neuen Lebensumständen beschäftigt, dass diejenigen, die auf der Straße leben, weitgehend aus dem Fokus gerieten“, beklagt Lepis. Inzwischen ist deutlich geworden, dass die Corona-Pandemie die Situation weiter zugespitzt und zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem hat werden lassen.
Problem in Europa und weltweit
Und dieses Problem existiert inzwischen weltweit. Fast schon gewohnt sind wir Bilder von riesigen Siedlungen in Lateinamerika, Asien oder Afrika, in denen Millionen Menschen ohne Wasser und Strom in Wellblechhütten oder Pappkartons leben. Oder auch Fernsehbilder aus den USA von obdachlosen Menschen, die vor dem Kapitol der kalifornischen Hauptstadt Sacramento kampieren. Diese Bilder suggerierten, dass dieses Problem weit weg von uns existierte.