Frauenrechtlerin und Ordensfrau

Lea Ackermann wird 85 Jahre alt

Für Frauenrechte und gegen Menschenhandel, Prostitution, Zwangsheirat und Gewalt - Schwester Lea widmet ihr Leben der Hilfe von Frauen in Not. Heuer feiert die Frauenrechtlerin ihren 85. Geburtstag.

Frauenrechtlerin und Ordensfrau Lea Ackermann wird 85 Jahre alt. © kna

Boppard – Schwester Lea sieht noch heute den Strand in Mombasa vor Augen. Schönster Sandstrand, blau-türkis schillerndes Meerwasser und Palmen. Im Kopf das Elend der nigerianischen Frauen und Kinder. "Ich habe mich geärgert über die Touristen, die sich eine Weltreise nach Kenia leisten konnten, die Armut und das Elend von Frauen und Kindern dort gesehen haben - und das für ihr billiges Vergnügen ausnutzten", erinnert sich Lea Ackermann, die am liebsten Schwester Lea genannt wird. Ihrer Stimme hört man auch Jahrzehnte später die Entrüstung an.

"Dann habe ich mit Gott einen Deal gemacht und gesagt: Lieber Gott, das sind deine Töchter, die haben nie eine Chance erhalten. Hilf mir, dann gebe ich ihnen eine Chance", sagt sie und betont: "So ist das Ganze geworden." Das Ganze, damit meint Schwester Lea ihr Lebenswerk.

Einsatz für Frauenrechte

Zunächst baute sie ab 1985 in Kenia Beratungszentren für Frauen in Not auf. Daraus wurde die international tätige Organisation Solwodi, die Frauen und Kinder unterstützt, die Opfer von Menschenhandel, Prostitution, Zwangsheirat oder häuslicher Gewalt geworden sind. Der Name steht für "Solidarity with Women in Distress" (Solidarität mit Frauen in Not).

Seitdem kämpft Schwester Lea für Frauenrechte und gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Jahrelang mischte sie sich in politische Debatten ein, forderte etwa - bislang in Deutschland erfolglos - ein Sexkaufverbot.

In Deutschland hat Solwodi inzwischen 19 Beratungsstellen und sieben Schutzhäuser für Frauen. International ist die Hilfsorganisation vor allem in Afrika tätig, berät Frauen und Mädchen in Gewaltsituationen, bietet Schulprogramme und berufliche Unterstützung an.

Ackermanns Lebensweg

2020 zog sich Schwester Lea aus der Leitung von Solwodi zurück und gründete die "Lea Ackermann Stiftung" für Kinder in Not. Neue Wege einschlagen, das passt zu ihrer Biografie, die 1937 in Völklingen im Saarland begann und sie zunächst als Bankkauffrau nach Saarbrücken und Paris führte.

Mit 23 Jahren trat sie 1960 den Weißen Schwestern in Trier bei - zum Schreck ihrer Eltern. Ihr Vater habe geschimpft, ihre Mutter geweint, sagt sie. "Aber sie haben mich am ersten Tag hingebracht und wollten sehen, wo ich hinkomme." Gemeinsam mit zwölf jungen Mädchen habe sie dann lange auf eine Schwester gewartet. "Irgendwie habe ich da ein wenig Blödsinn gemacht, und wir haben angefangen zu tanzen", erinnert sie sich.

Ackermann studierte Theologie, Pädagogik und Psychologie. 1967 ging sie zum ersten Mal für die Weißen Schwestern nach Afrika und arbeitete fünf Jahre an einer Mädchenschule in Ruanda. Zurück in München arbeitete sie an ihrer Doktorarbeit und für das Hilfswerk Missio. 1985 schickte die Gemeinschaft sie für drei Jahre nach Mombasa, Kenia.

Auch mit 85 Jahren noch aktiv

"Ich weiß um die Armut, Verzweiflung und Not in Afrika, die Kinder, die auf der Straße leben", sagt sie. In Malindi, Kenia erwarb die Stiftung beispielsweise ein Grundstück und baute eine Vorschule für Kinder. Die Mütter bringen die Kinder morgens zur Schule, können auf den zugehörigen Feldern tagsüber Gemüse anbauen und vom Verkauf den Lebensunterhalt bestreiten, berichtet Schwester Lea.

Die neue Stiftung ist ihr ein Herzensanliegen, ihr Tag auch mit Mitte 80 getaktet. Fast täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr arbeitet sie im Büro in Boppard, sammelt Spenden, ermittelt Bedarfe der Hilfsprojekte, schreibt Dankesbriefe und pflegt ihr Netzwerk. Mittags kocht sie für sich und einen Pflegesohn, der mit in der Stiftung arbeitet.

Nachholbedarf bei Gleichberechtigung

"Träumerin bin ich ganz sicher nicht", betont Schwester Lea. "Ich bin optimistisch und eine Frau der Tat." Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte Ackermann zum 80. als "Powerfrau". Auf die Nerven gegangen sei sie - aber zurecht, sagen andere. Auch mit Alice Schwarzer ist Schwester Lea gut bekannt - und findet inzwischen für sich selbst die Zuschreibung Feministin sehr passend.

In Deutschland sieht sie noch viel Nachholbedarf, "wenn es darum geht, Frauen und Männer gleich zu werten", sagt sie. Das gelte auch für die Position von Frauen in der Kirche. Für ihren Einsatz erhielt Schwester Lea unter anderem das Bundesverdienstkreuz und die Eine-Welt-Medaille in Gold. (Anna Fries/KNA)

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