Zwischen Erneuerung und Denkmalschutz

Kupfer statt Holzschindeln? - Tipps zum Decken eines Kirchdachs

Alle 30 bis 50 Jahre stehen die Kirchenverwaltung bei denkmalgeschützen Gebäuden vor der Aufgabe, eine Holzschindeldeckung erneuern zu müssen. Dabei gibt es einiges zu beachten.

Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Frauenreuth präsentiert sich mit neuer „Kupferzwiebel“. © Archiv Hans Obermair

Als Kirchenverwaltung steht man bei denkmalgeschützten Gebäuden – und das sind fast alle Kirchen und Kapellen – alle 30 bis 50 Jahre vor der Aufgabe, eine Holzschindeldeckung erneuern zu müssen. Denn das Wetter, Spechte und das Moos, verursacht oft durch Taubenkot, haben wieder ganze Arbeit geleistet. Bei geringeren Turmoder Dachhöhen kann oft die örtliche Feuerwehr mit einer entsprechenden Fahrzeugleiter schon zwischenzeitlich notwendige Reparaturen ausführen, sodass die Erneuerungsintervalle verlängert werden können. Ansonsten müssen aufwendige und damit teure Gerüste die Arbeiten begleiten.

Gott sei Dank gibt es heute die Möglichkeit, mit einem Kran die ganze Kuppel auf den Boden zu heben und die Erneuerung bequem vorzunehmen. Überdies sind damit mehr Eigenleistungen möglich. Freilich kommen Kosten des Krans, der Arbeiten der Abtrennung, des Zwischendaches und der Wiederbefestigung hinzu. Trotzdem ist die Kranlösung gegenüber einem Vollgerüst erheblich billiger. Eine Kupferdeckung selbst kommt nicht oder kaum teurer als eine Neudeckung mit Holzschindeln. Dass „Kupfer“ wesentlich leichter ist – ein paar Tonnen kommen da schnell zusammen – kann in einigen Fällen ein willkommener Vorteil sein. Der  Hauptvorteil besteht aber darin, dass es drei- oder viermal so lange hält. Vielleicht auch noch länger, weil der Klimawandel die „Laufzeit“ von Holzschindeln verkürzen wird. Der Denkmalschutz verlangt aber gegebenenfalls immer wieder Holzschindeln nach Holzschindeln. Außer es kann nachgewiesen werden, dass Holzschindeln nicht die ursprüngliche Deckungsart waren. Wer hier den Beweis zu erbringen hat, scheint nicht immer klar zu sein. Auf jeden Fall ist es von Vorteil, wenn in Archiven (oder bei Wallfahrtskirchen auch auf Votivtafeln) Beweise zu finden sind.

Unsicherheit bei der Finanzierung

Zur Finanzierung: Nach dem Denkmalrecht wird in der Regel der denkmalschutzbedingte Mehraufwand ersetzt. Hinzu kommen Steuervorteile, die sich aber bei Körperschaften des öffentlichen Rechts, wie Kirchengemeinden es sind, nicht auswirken. Werden aber vom Denkmalschutz, trotz der Möglichkeit und der Vorteile von Kupfer, insbesondere des drei- oder vierfach längeren Erneuerungsintervalls, wieder Holzschindeln durchgesetzt, würde das bedeuten, dass die dann zusätzlichen Holzschindelerneuerungen Denkmalschutz-Mehraufwand wären, also voll ersetzt werden müssten. Dass eine solche Praxis auch gehandhabt wird, ist bisher nicht zu beobachten. Zum anderen kann sich das Recht ändern.

Diese Unsicherheit gilt auch insofern, weil man nicht abschätzen kann, ob es beim nächstmöglichen Holzschindelwechsel, also in 30 oder 40 Jahren, noch Menschen gibt, die sich so vehement für „ihre“ Kirche einsetzen wie im Falle von Frauenreuth. Die Entwicklung der Zahl der Kirchenbesucher lässt nichts Gutes vermuten. Auch die Entwicklung der Kirchenfinanzen wird nicht positiv sein. Oder ob es noch einen Landrat gibt wie in Ebersberg, der sich als Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde noch traut, gegen die Vorgaben „Kupfer“ zu genehmigen, und damit im Sinne eines langfristigen Denkmalschutzes entscheidet. Nicht umsonst sind im Landkreis Ebersberg rund 60 Prozent der Kirchtürme mit Kupfer gedeckt, also nicht immer mit dem Ursprungsmaterial. Denkmalschutz ist wichtig. Er muss sich aber auch anpassen. Was auch schon vielfach geschehen ist: Zum Beispiel wurden viele Holztreppen in denkmalgeschützten öffentlichen Gebäuden, auch im Sinne des Brandschutzes, in Beton ersetzt. Das Gleiche gilt für statisch notwendige Sanierungen und Stabilisierungen. Es ist zudem vorgesehen, dass Photovoltaik auf die Dächer darf. Auch Vollwärmeschutz ist genannt.

Juwele des Denkmalschutzes

Es muss nicht immer eine europäische Behörde sein, sondern die Sicht auf längerfristige und preiswertere Lösungen sollte bei Entscheidungen genauso wichtig sein. Kupfer statt Holzschindeln sollte kein Problemfall sein müssen. Zumal am Anfang auch neue Schindeln „kupferfarben“ wirken, wie es die Ebersberger Zeitung im Falle Steinkirchen feststellt. Beides dunkelt nach, sodass es nach einigen Jahren ziemlich gleich aussieht – außer dass vom Schindeldach wieder das Moos schimmern kann. Überdies war es noch nie so einfach, alte Baubestände und Techniken zu dokumentieren, wie heute. Damit ginge nichts an Wissen verloren, was geändert wurde. Ob hier die Politik neue Gesetze zu schaffen hat, soll diese selbst lösen. Wenn man das rund zwölfjährige „Verfahren“ in Frauenreuth bis zur Zusage als Beispiel nimmt, wäre auch eine Verwaltungsvereinfachung dringend notwendig. Bei der Gesamtschau auf den heutigen Denkmalschutz sollte man eines nicht vergessen: Viele früher romanische und gotische Kirchen wurden, warum auch immer, vor Jahrhunderten „barockisiert“, und trotzdem sind es heute Juwele, nicht nur unserer Heimat, sondern auch des Denkmalschutzes. (Hans Obermair , freier Mitarbeiter der Münchner Kirchenzeitung)

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