München/Hamburg – In Indien saß Jörg Böthling ein halbes Jahr fest, weil er in einem Hafen fotografiert hatte. Er, der Matrose aus der DDR, der auf seinen Landgängen angefangen hatte, die Welt in Bildern festzuhalten. Spionage lautete der Vorwurf damals. Er durfte das Land zwar nicht verlassen, aber sich in der Stadt, die damals noch Bombay hieß, frei bewegen. Allerdings ohne Kamera. In dieser Zeit hat er seine Frau kennengelernt. „Vor dem Kino. Wir hatten beide keine Karte mehr bekommen“, erinnert er sich. Doch als die Anklage wegen Spionage fallengelassen wurde, musste er wieder heim in die DDR. Er durfte tatsächlich wider Erwarten weiter zur See fahren.
Auf seiner nächsten Reise ging er in Hamburg von Bord. Nur mit einem kleinen Rucksack, in dem seine Kamera war und ein paar Negative, die ihm viel bedeutet haben. Das war 1988 – ein Jahr vor dem Mauerfall. Heute ist er als freier Fotograf unterwegs. Mit missio arbeitet er schon seit 2004 zusammen und hat viele Geschichten auf den gemeinsamen Reisen erlebt. Zum Beispiel in Äthiopien, in Uganda, in China, in Syrien oder Burkina Faso. Fans des Podcasts erinnern sich vielleicht an die Geschichte mit dem Präsidenten von Burkina Faso, dem ein missio-Redakteur die Hand geschüttelt hatte – nach einer abenteuerlichen Geschichte, in der auch der Star-Moderator und die Fußball-Nationalmannschaft von Burkina Faso eine Rolle gespielt haben (nachzuhören in der Reisewarnung-Folge über Burkina Faso). Der Fotograf, der den Redakteur begleitet hat, war Jörg Böthling, der in der aktuellen Folge seine Version eben dieser Geschichte erzählt.
Den Menschen mit Respekt begegnen
So lernt der Hörer im Podcast die Arbeit von missio von einer ganz anderen Seite kennen. Die ernsten Themen, um die es geht, stehen aber ganz klar im Vordergrund und hinterlassen auch Spuren in der Seele des Fotografen: „Wir waren einmal in einem Gefängnis in Burundi. Die Zustände dort waren wirklich schlimm. Davon habe ich noch lange nach der Reise geträumt.“ Deshalb sei es gut, in einem vertrauten Team zu reisen, dann könne man am Abend über das Erlebte reden und es so besser verarbeiten.
An der Arbeit für missio schätzt er besonders, dass sie Projektpartner in aller Welt haben. Durch die lerne man Menschen kennen, zu denen er sonst keinen Kontakt bekommen hätte: „Man kann ja nicht im Tschad einfach mal so in ein Dorf zu gehen und irgendeinen Bauern interviewen und fotografieren.“ Doch das Vertrauen, dass missio vor Ort genießt, mache solche Begegnungen möglich. Jörg Böthling ist bei seiner Arbeit wichtig, diesen Menschen mit Respekt zu begegnen. Und das sieht man seinen Fotos an: Oft zeigen sie Menschen bei der Arbeit und erzählen dabei ganze Geschichten – von Hoffnungsträgern, die die manchmal schlimme Situation durch ihre Arbeit ein bisschen besser machen.