Innovation

Gehören Gottesdienste in der Kirche der Vergangenheit an?

"Wir wollen auf der Blumenwiese am See heiraten". Solche und ähnliche Wünsche hören Pfarrer immer wieder. Schon lange gibt es Berggottesdienste, Pilgerandachten und in den vergangenen zweieinhalb Jahren auch vermehrt "normale" Gottesdienste draußen. Was ist sinnvoll und was erlaubt?

Zwischen Kränen und Betonmischern: Gottesdienst auf dem Kirchengrund in Freiham. © SMB/sschmid

München – Open-Air Gottesdienste gab es aufgrund der Pandemie in den letzten zweieinhalb Jahren viele – aus der Not heraus. Einige Menschen fanden das sehr schön und wünschen es sich auch für die Zukunft vermehrt. Ralph Regensburger, Pfarrvikar im Pfarrverband München-Laim sagt, dass da generell auch nichts dagegenspricht: „Gottesdienste sind grundsätzlich überall möglich. Wir können Zuhause in den Familien feiern, wir können in den Kirchen feiern, aber wir können auch in die größte Kathedrale, die Schöpfung, gehen. Gottesdienste können überall gefeiert werden, wo man sich vergegenwärtigt, dass Gott anwesend ist.“ 

Eine Ausnahme gäbe es aber doch, meint Regensburger, die Initiationssakramente, also Taufe oder Firmung. Diese sollen in einer Kirche oder Kapelle stattfinden, da dort der Ort der direkten Begegnung mit Gott sei. Die Pfarrkirche gelte als Haus Gottes in der Gemeinde, also der Präsenzplatz Gottes in der Gemeinde. Wenn jemand in die Gemeinde aufgenommen werde, sei deshalb die Kirche der Ort dafür.

Riten und Gebräuche des Gottesdienstes erklären

Die Sehnsucht vieler Menschen draußen zu feiern, kennt er, aber der Kirchenraum kann auch eine Chance bieten. Der Pfarrvikar meint, allgemein sei es wichtig, nicht zuerst darauf zu schauen, wo ein Gottesdienst stattfinde, sondern in welcher Form er gefeiert werde.  Es gehe darum dass auch Menschen, die der Kirche ferner stehen und mit den Riten, Abläufen und Gebräuchen nicht mehr vertraut seien, sich wohl fühlen. Diese müsse man für das gottesdienstliche Leben gewinnen und ihnen für ihr Leben etwas mitgeben. Dies sei eher eine Frage des Ritus und der Form als des Ortes: „Gottesdienst und Kirche sind bei den Menschen noch eng verwoben, aber manche Formen sind für einige schwer nachvollziehbar. Hier ist die Frage, wie wir Menschen erklären können was unsere Riten und Gebräuche bedeuten. Also zu erklären was feiern wir da und wie feiern wir es. Damit Menschen auch wieder nachvollziehen können was wir da tun.“

Statt Pfarrbüro mit dem Seelsorgebus unterwegs

Diese Ansicht teilt auch Pastoralreferent Johannes van Kruijsbergen vom Pfarrverband München-West. Zu diesem gehört der neue Stadtteil Freiham, mit bald 25.000 Einwohnern. Dies macht es nötig neu zu denken und sich auf neue Wege einzulassen. So wird die Kirche erstmal auf ihrem Grund im neuen Stadtteil nicht bauen. „Die Zeiten, in denen die Menschen ins Pfarrbüro gekommen sind, um ihre Anliegen loszuwerden, sind definitiv vorbei. Deshalb gehen wir im Pfarrverband München-West den neuen Weg, dass wir mit unserem Seelsorgebus raus in den Stadtteil gehen. An die Hauptstraßen, wo viele vorbeikommen, an die Plätze, an den Friedhof. Unsere Erfahrung ist, dass wir das ganz viele unterschiedliche Menschen treffen, wir haben ganz viele Gespräche und bringen dadurch auch unseren christlichen Glauben rüber. Unsere Aufgabe ist es als Seelsorger für die Menschen da zu sein, sich um sie zu kümmern und sie im Leben zu begleiten. Das passiert da auf jeden Fall.“

Ob am Berggipfel oder in der Kirche: Die Bibel gehört zu einem Gottesdienst

Auch Gottesdienste hat der Pfarrverband München-West immer wieder draußen stattfinden lassen. Und da nicht nur an idyllischen Orten, wie auf einem Berggipfel, sondern auch auf dem Kirchengrundstück zwischen Kränen und Betonmischern in Freiham. Der neue Stadtteil wächst und die Gemeinde ist hautnah dabei. Das wichtigste sei bei diesen Gottesdiensten, genau wie in den Kirchen, dass eine Bibel, das Wort dabei sei, meint Johannes van Kruijsbergen. Und bei einer Eucharistiefeiern natürlich Brot und Wein, als Zeichen von Gottes Gemeinschaft.

Dass hauptsächliche junge Menschen die Gottesdienste draußen besuchen, kann Johannes van Kruijsbergen nicht bestätigen. Zu den Gottesdiensten kamen Menschen aus allen drei bestehenden Pfarreien des Pfarrverbands: Familien, Alleinstehende und sogar ältere Menschen, die sich trotz Rollator in den Bus setzen, um auf dem Acker Gottesdienst zu feiern. Und auch, wenn er gerne solche Wege geht und offen für Neues ist, der Pastoralreferent ist sicher, dass die Kirche als Gottesdienstraum nicht ausgedient hat. Für viele Menschen ist der Gottesdienst in der Kirche mit seinen festen Abläufen und Ritualen wichtig, gibt ihnen Sicherheit und Stabilität.

Mut von Jesus zum Vorbild nehmen

Trotzdem muss die Kirche, seiner Ansicht nach offen für neue Wege sein. Er spüre die Bereitschaft dazu, aber auch die Sorge, wie das werden wird. Und vielleicht manchmal auch ein bisschen Faulheit, Strukturen und Abläufe, die man seit Jahrzehnten kenne, zu ändern. Es erfordere Risikobereitschaft sich etwas Neuem auszusetzen und gar nicht zu wissen, ob das funktioniert. „Aber, für mich sind Jesus und seine Jünger das beste Beispiel. Jesus hat gesagt, geht in die nächsten Orte, sprecht über Euren Glauben, schaut was passiert und erzählt danach, wie es euch dabei ergangen ist. Ich denke, diesen Mut dürfen wir mitnehmen und gerade in einer Zeit, in der sich viel verändert, einfach mal das Risiko eingehen. Denn wir haben mehr zu gewinnen als zu verlieren“, meint van Kruijsbergen. Und vielleicht wird ja der Pfarrverband München- West mit dieser Einstellung auch ein bisschen zum Vorbild für andere Gemeinden. 

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
s.schmid@michaelsbund.de

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