Was passiert eigentlich bei der Weltsynode?
In dem zunächst auf zwei, mittlerweile auf drei Jahre angelegten mehrstufigen Dialog soll die katholische Kirche vor allem einen anderen Beratungs- und Entscheidungsstil einüben. Im Oktober - also am Ende des zweiten Jahres, treffen sich 363 stimmberechtigte Teilnehmende aus allen Erdteilen, um über neue Wege der Teilhabe zu sprechen. Erstmals haben dabei auch ungeweihte Kirchenmitglieder, darunter Frauen, ein Mitsprache- und Stimmrecht.
Neben neuen Methoden sollen in der einmonatigen Konferenz auch Themen diskutiert werden, die Änderungen in der katholischen Lehre mit sich bringen könnten. Beschlüsse dazu sind aber zunächst nicht vorgesehen.
Viel Wert legen die Organisatoren - allen voran der Papst - auf den geistlichen Aspekt. Begleitet werden die Beratungen von Gebeten und Gottesdiensten. Es gilt herauszufinden, welche Entscheidung Gottes Willen entsprechen könnte. Unvoreingenommenes Zuhören und das anschließende Reflektieren darüber sollen geübt werden.
Stets betont das zuständige Synoden-Sekretariat die Offenheit des Prozesses. Eine typisch katholische Form der Synodalität müsse noch gefunden werden, räumte der Inhaltekoordinator der Veranstaltung, Kardinal Jean-Claude Hollerich, ein. Dazu soll die kommende Synode ein Weg sein.
Wie ist der zeitliche Ablauf der Synode?
Der stimmungsvolle Einstieg in die Beratungen findet schon am Vorabend des 1. Oktobers statt. Auf dem Petersplatz ist dazu ein großes ökumenisches Abendgebet geplant. Geleitet unter anderen von der Gemeinschaft von Taize, werden dazu Tausende junge Menschen in Rom erwartet.
Am Sonntag ziehen sich die Synodalen zunächst zu Besinnungstagen in ein Haus nahe Rom zurück. Am 4. September wird die Synode mit einer feierlichen Messe eröffnet, am 29. Oktober mit einer solchen beendet.
Dazwischen finden die Beratungen statt, basierend auf dem im Juni veröffentlichten Arbeitspapier (Instrumentum laboris).
Wie sind die Beratungen organisiert?
Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl tagt die Synode diesmal in der großen Audienzhalle im Vatikan. Beraten wird im Plenum und in Gruppensitzungen. Nach sprachlicher und inhaltlicher Präferenz werden die Arbeitsgruppen aus jeweils rund zwölf Personen zusammengesetzt.
Die Beratungen umfassen drei Phasen. Zu Beginn werden sich alle Gruppen mit dem ersten Teil des Arbeitspapiers "Für eine synodale Kirche" auseinandersetzen. In den folgenden zwei Wochen arbeiten die Teams dann an den drei weiteren Modulen des Dokuments: Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe.
Jede Gruppe erhält zu jedem dieser Themen eines von fünf Arbeitspapieren mit speziellen Fragestellungen. Aufgrund der etwa 30 geplanten Teams werden sich immer mehrere Sprachgruppen mit einer Frage beschäftigen. Unterstützt werden die Gruppen von einem Moderator.
In der Abschlussphase präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum. Nach der Zusammenfassung der Resultate folgen eine abschließende Lesung und die Genehmigung des Papiers.
Wer darf abstimmen, wer berät mit?
Papst Franziskus hat 363 stimmberechtigte Mitglieder für die Synode nominiert. Ergänzt werden sie durch internationale Berater, darunter auch der vom deutschen Synodalen Weg bekannte Theologe Thomas Söding. Neben Bischöfen und Ordensoberen haben Priester, Diakone und Ordensleute sowie ungeweihte Katholikinnen und Katholiken Stimmrecht.
Diese machen bei der Versammlung ungefähr ein Viertel aus. Etwa jede siebte Stimme ist weiblich. Mit 73 Prozent sind die Bischöfe klar in der Überzahl. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie bei Abstimmungen eine Dreiviertelmehrheit bilden. Unter ihnen sind Männer mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen zur Zukunft der katholischen Kirche. So hat Franziskus auch einen der schärfsten Kritiker seines Projekts berufen: den deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Der Papst will möglichst viele mitnehmen bei der Klärung der Frage, wohin die "gemeinsame Reise" der katholischen Kirche geht. Haben auch die Kritiker ein Mitspracherecht, sind sie Teil des Prozesses und könnten ihn am Ende mittragen.
Die Veranstaltung im Oktober ist kein Einzelereignis. Vor dem Treffen auf Weltebene wurden die Gläubigen in allen Ländern befragt, dann folgten Beratungen auf kontinentaler Ebene. Die jeweiligen Ergebnisse flossen in Arbeitspapiere ein. Ausdrücklich soll das finale Dokument eine Ergänzung zu den übrigen sein.
Was kann rauskommen - und was nicht?
Grundsätzlich bleibt die Weltsynode kirchenrechtlich eine Bischofssynode - trotz teilnehmender Nicht-Bischöfe. Seit 1965 dient diese in regelmäßigen Abständen und zu bestimmten Themen als Beratungsorgan für den Papst.
Am Ende kann die Synode abstimmen und dem Papst Empfehlungen vorlegen, die letzte Entscheidung liegt aber bei ihm. Er kann sie in einem verbindlichen "Nachsynodalen Schreiben" festhalten. Nicht immer hat er sich an die Empfehlungen der Synode gehalten. Meint er es mit mehr Teilhabe in der Kirche ernst, wird er diesmal vielleicht anders handeln.
Nicht geplant sind Reformen etwa zu einem Weiheamt für Frauen oder einer Lockerung der Ehelosigkeit bei Priestern. Die Organisatoren warnen vor zu hohen Erwartungen in diesem Zusammenhang. Allerdings kann die Synode eine Vorbereitung für folgende Beratungstreffen sein. Wenn sie gelingt, könnten kommenden Bischofssynode in neuer Form mit umfangreicherer Beteiligung stattfinden - und dann zu konkreten Fragen auch der kirchlichen Lehre abstimmen.
Welchen Einfluss werden die Deutschen mit ihren Themen haben?
Viele Anliegen des deutschen Synodalen Wegs werden auch anderswo diskutiert, etwa mehr Teilhabe für Frauen und eine nicht ausgrenzende Sexualmoral. Auch sie sind Gegenstand im Arbeitspapier für das Treffen im Vatikan.