Vatikan

Fragen und Antworten zur Weltsynode

Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte: Papst Franziskus hat die die gesamte Kirche in einer Synode zusammengerufen. Das Thema: „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“.

Bald berät der Papst auf der Weltsynode wie es mit der Zukunft der Kirche weiter geht. © Imago/ Daniel Scharinger

Was passiert eigentlich bei der Weltsynode?

In dem zunächst auf zwei, mittlerweile auf drei Jahre angelegten mehrstufigen Dialog soll die katholische Kirche vor allem einen anderen Beratungs- und Entscheidungsstil einüben. Im Oktober - also am Ende des zweiten Jahres, treffen sich 363 stimmberechtigte Teilnehmende aus allen Erdteilen, um über neue Wege der Teilhabe zu sprechen. Erstmals haben dabei auch ungeweihte Kirchenmitglieder, darunter Frauen, ein Mitsprache- und Stimmrecht.

Neben neuen Methoden sollen in der einmonatigen Konferenz auch Themen diskutiert werden, die Änderungen in der katholischen Lehre mit sich bringen könnten. Beschlüsse dazu sind aber zunächst nicht vorgesehen.
Viel Wert legen die Organisatoren - allen voran der Papst - auf den geistlichen Aspekt. Begleitet werden die Beratungen von Gebeten und Gottesdiensten. Es gilt herauszufinden, welche Entscheidung Gottes Willen entsprechen könnte. Unvoreingenommenes Zuhören und das anschließende Reflektieren darüber sollen geübt werden.

Stets betont das zuständige Synoden-Sekretariat die Offenheit des Prozesses. Eine typisch katholische Form der Synodalität müsse noch gefunden werden, räumte der Inhaltekoordinator der Veranstaltung, Kardinal Jean-Claude Hollerich, ein. Dazu soll die kommende Synode ein Weg sein.

Wie ist der zeitliche Ablauf der Synode?

Der stimmungsvolle Einstieg in die Beratungen findet schon am Vorabend des 1. Oktobers statt. Auf dem Petersplatz ist dazu ein großes ökumenisches Abendgebet geplant. Geleitet unter anderen von der Gemeinschaft von Taize, werden dazu Tausende junge Menschen in Rom erwartet.

Am Sonntag ziehen sich die Synodalen zunächst zu Besinnungstagen in ein Haus nahe Rom zurück. Am 4. September wird die Synode mit einer feierlichen Messe eröffnet, am 29. Oktober mit einer solchen beendet.
Dazwischen finden die Beratungen statt, basierend auf dem im Juni veröffentlichten Arbeitspapier (Instrumentum laboris).

Wie sind die Beratungen organisiert?

Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl tagt die Synode diesmal in der großen Audienzhalle im Vatikan. Beraten wird im Plenum und in Gruppensitzungen. Nach sprachlicher und inhaltlicher Präferenz werden die Arbeitsgruppen aus jeweils rund zwölf Personen zusammengesetzt.

Die Beratungen umfassen drei Phasen. Zu Beginn werden sich alle Gruppen mit dem ersten Teil des Arbeitspapiers "Für eine synodale Kirche" auseinandersetzen. In den folgenden zwei Wochen arbeiten die Teams dann an den drei weiteren Modulen des Dokuments: Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe.

Jede Gruppe erhält zu jedem dieser Themen eines von fünf Arbeitspapieren mit speziellen Fragestellungen. Aufgrund der etwa 30 geplanten Teams werden sich immer mehrere Sprachgruppen mit einer Frage beschäftigen. Unterstützt werden die Gruppen von einem Moderator.

In der Abschlussphase präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum. Nach der Zusammenfassung der Resultate folgen eine abschließende Lesung und die Genehmigung des Papiers.

Wer darf abstimmen, wer berät mit?

Papst Franziskus hat 363 stimmberechtigte Mitglieder für die Synode nominiert. Ergänzt werden sie durch internationale Berater, darunter auch der vom deutschen Synodalen Weg bekannte Theologe Thomas Söding. Neben Bischöfen und Ordensoberen haben Priester, Diakone und Ordensleute sowie ungeweihte Katholikinnen und Katholiken Stimmrecht.

Diese machen bei der Versammlung ungefähr ein Viertel aus. Etwa jede siebte Stimme ist weiblich. Mit 73 Prozent sind die Bischöfe klar in der Überzahl. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie bei Abstimmungen eine Dreiviertelmehrheit bilden. Unter ihnen sind Männer mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen zur Zukunft der katholischen Kirche. So hat Franziskus auch einen der schärfsten Kritiker seines Projekts berufen: den deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Der Papst will möglichst viele mitnehmen bei der Klärung der Frage, wohin die "gemeinsame Reise" der katholischen Kirche geht. Haben auch die Kritiker ein Mitspracherecht, sind sie Teil des Prozesses und könnten ihn am Ende mittragen.

Die Veranstaltung im Oktober ist kein Einzelereignis. Vor dem Treffen auf Weltebene wurden die Gläubigen in allen Ländern befragt, dann folgten Beratungen auf kontinentaler Ebene. Die jeweiligen Ergebnisse flossen in Arbeitspapiere ein. Ausdrücklich soll das finale Dokument eine Ergänzung zu den übrigen sein.

Was kann rauskommen - und was nicht?

Grundsätzlich bleibt die Weltsynode kirchenrechtlich eine Bischofssynode - trotz teilnehmender Nicht-Bischöfe. Seit 1965 dient diese in regelmäßigen Abständen und zu bestimmten Themen als Beratungsorgan für den Papst.

Am Ende kann die Synode abstimmen und dem Papst Empfehlungen vorlegen, die letzte Entscheidung liegt aber bei ihm. Er kann sie in einem verbindlichen "Nachsynodalen Schreiben" festhalten. Nicht immer hat er sich an die Empfehlungen der Synode gehalten. Meint er es mit mehr Teilhabe in der Kirche ernst, wird er diesmal vielleicht anders handeln.

Nicht geplant sind Reformen etwa zu einem Weiheamt für Frauen oder einer Lockerung der Ehelosigkeit bei Priestern. Die Organisatoren warnen vor zu hohen Erwartungen in diesem Zusammenhang. Allerdings kann die Synode eine Vorbereitung für folgende Beratungstreffen sein. Wenn sie gelingt, könnten kommenden Bischofssynode in neuer Form mit umfangreicherer Beteiligung stattfinden - und dann zu konkreten Fragen auch der kirchlichen Lehre abstimmen.

Welchen Einfluss werden die Deutschen mit ihren Themen haben?

Viele Anliegen des deutschen Synodalen Wegs werden auch anderswo diskutiert, etwa mehr Teilhabe für Frauen und eine nicht ausgrenzende Sexualmoral. Auch sie sind Gegenstand im Arbeitspapier für das Treffen im Vatikan.

Weltsynode


Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen. Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Außerdem sind unter den Themen die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, eine mögliche Weihe von Frauen zu Diakoninnen und eine bessere Einbeziehung sexueller Minderheiten in der Kirche. Diese und weitere Themen haben sich in einem weltweiten Befragungs- und Beratungsprozess herauskristallisiert und sind in einem Arbeitsdokument, dem "Instrumentum laboris", als Fragestellungen formuliert. Bei zwei zentralen Treffen im Vatikan diskutieren entsandte sowie vom Papst benannte Mitglieder über diese Fragen.

Beide Versammlungen, die im Oktober 2023 und Oktober 2024 stattfinden, wollen über Vorschläge beraten und abstimmen. Ihre Ergebnisse legen sie dem Papst als Empfehlungen in einem Schlussdokument vor. Daraus kann er ein sogenanntes Nachsynodales Schreiben verfassen. Letztlich entscheidet somit Franziskus über mögliche Beschlüsse. (kna)

Wie verhält sich die Weltsynode zum deutschen Synodalen Weg?

Beide wollen mehr Synodalität in der katholischen Kirche. Beide sind sich einig, dass es ein langer Prozess ist. Die Wege in dieselbe Richtung sind allerdings verschieden.

Um verlorengegangenes Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen, setzt der Synodale Weg auf konkrete Reformen. Das ist bei der Weltsynode anders, hier geht es zunächst nur um die Methode des Beratens und Entscheidends. Anders als in Deutschland versteht sich die Synodalversammlung in Rom nicht als eine demokratische Veranstaltung. Kampfabstimmungen sind nicht vorgesehen. Stattdessen ist es das Ziel, Einmütigkeit unter den Synodenmütter und -vätern zu finden: durch Gespräche, intensives Zuhören und den Versuch, Gottes Willen für die Kirche zu erfassen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Abschluss: Das letzte Wort hat der Papst - in Deutschland wie im Vatikan.

Mit welchen Erwartungen gehen die Vertreter aus Deutschland in die Beratungen?

Aus Deutschland werden neben dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing die Bischöfe von Augsburg, Essen, Münster und Passau dabeisein. Augsburgs Bischof Bertram Meier sieht in dem Treffen eine Möglichkeit, mehr über Synodalität als Lebensstil der Kirche zu begreifen. Bischof Stefan Oster (Passau) hofft auf ein besseres Verständnis der Idee von Papst Franziskus, das die Teilnehmenden mit in ihre Ortskirchen nehmen.

Nach seinen Erfahrungen auf dem Weltjugendtag möchte sich Essens Bischof Franz-Josef Overbeck auch für das Thema Gerechtigkeit einsetzen - in sozialer Hinsicht, aber auch mit Blick auf die Geschlechter. Bischof Georg Bätzing fühlt sich von den Themen in dem Arbeitspapier bestärkt und hofft, dass sie bei der Synode nicht aus dem Blick geraten. Der Münsteraner Bischof Felix Genn hofft, dass sich zeigt, dass ein gutes synodales Miteinander die entscheidende Grundlage für den Weg der Erneuerung ist, den die Kirche gehen muss.

Wie geht es nach der Versammlung weiter?

Mit Ende der Beratungen im Oktober ist die Weltsynode nicht vorbei.
Papst Franziskus hatte den Prozess frühzeitig um ein weiteres Jahr verlängert. So findet 2024 noch ein Treffen auf Weltebene im Vatikan statt.

Dort werden dieselben Teilnehmer die endgültigen Handlungsempfehlungen für den Papst beschließen. Dazwischen wird es weitere Beratungen in den Ortskirchen geben. Nach der Versammlung 2024 wird der Papst über die Empfehlungen entscheiden. (kna)

 

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