Debatten zu Reformen erwartet

Weltsynode berät über Zukunft der Kirche

Wohin entwickelt sich die katholische Kirche? Ab Mittwoch beraten darüber hunderte Teilnehmer bei der Weltsynode in Rom. Papst Franziskus will offenbar Raum für Veränderungen geben, stößt aber auch auf Widerstand.

In Rom tritt die Weltsynode im Oktober zum ersten Mal zusammen. © IMAGO / PHOTOMAX

Katholische Gläubige erwarten mit Spannung den Beginn der Weltsynode im Vatikan. Bei der Kirchenversammlung, die Papst Franziskus am Mittwoch in Rom eröffnet, werden sich Bischöfe, Ordensleute und einfache Kirchenmitglieder rund einen Monat lang über Mitbestimmung und einen anderen Umgang in der Kirche austauschen.

Vor allem Teilnehmende aus westlichen Ländern wollen dabei auch umstrittene Themen wie den Umgang mit homosexuellen Paaren, die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und die Weihe von Frauen ansprechen. Derweil pochten hochrangige konservative Amtsträger kurz vor Beginn der Synode auf die Bekräftigung der kirchlichen Lehre. Der katholische Theologe Jan-Heiner Tück geht davon aus, dass Papst Franziskus eine breite Debatte über Reformen in der Kirche zulassen wird. "Was manche als Wankelmütigkeit bemängeln, kann gezielte Strategie sein, Gesprächsprozesse anzustoßen", schrieb der Wiener Dogmatik-Professor in der "Neuen Zürcher Zeitung". Er kritisierte indes, Franziskus deute manchmal Zugeständnisse an, schrecke dann aber vor Entscheidungen zurück. Dies zeige sich etwa bei den Themen Frauenpriestertum und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Tück warnte in diesem Zusammenhang vor Spaltungen innerhalb der Kirche. "Was in Westeuropa auch unter Katholiken mehrheitlich begrüßt wird, ist in anderen Regionen der Weltkirche tabu."

Erstmals haben Frauen Stimmrecht bei einer Bischofssynode

Die Beteiligung von Frauen an der Weltsynode wird nach Ansicht der Schweizer Teilnehmerin Helena Jeppesen-Spuhler die Kommunikation verändern. "Wenn Frauen als stimmberechtigte Mitglieder dabei sind, werden sich die Bischöfe genauer überlegen, wie sie beispielsweise den Ausschluss der Frauen vom Weiheamt begründen", sagte sie dem Portal katholisch.de (Dienstag). Es ist das erste Mal, dass Frauen bei einer Bischofssynode Stimmrecht haben. Jeppesen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk "Fastenaktion" gehört zu einer Gruppe von 70 Ordensleuten, Geistlichen und Laien. Sie wolle Positionen aus dem deutschsprachigen Raum in die Synode einbringen, gerade mit Blick auf die Rolle der Frau in der Kirche - "zusammen mit den Bischöfen etwa aus Deutschland, der Schweiz und Österreich".

Papst erteilt Frauenpriestertum keine endgültige Absage

Am Montag hatte der Vatikan Antworten des Papstes an fünf konservative Kardinäle veröffentlicht, die ihn zu einer Klärung von strittigen Fragen des katholischen Glaubens, sogenannten Dubia, aufgefordert hatten, darunter auch jene nach einer Weihe für Frauen und Segnungen homosexueller Partnerschaften. Zu einem möglichen Frauenpriestertum stellte Franziskus die Endgültigkeit der Absage zu dem Thema durch Papst Johannes Paul II. infrage. Wie verbindlich diese Aussage sei, könne Gegenstand einer Untersuchung sein, schrieb Franziskus und verwies auf die Anglikaner. Bei der Glaubensgemeinschaft sind seit 1992 Frauen zum Priesteramt zugelassen. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare lehnt Franziskus nicht gänzlich ab: Wer um einen Segen bitte, drücke damit eine Bitte um Hilfe von Gott aus, eine Bitte um eine bessere Lebensweise.

Weltsynode


Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen. Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode. Außerdem sind unter den Themen die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, eine mögliche Weihe von Frauen zu Diakoninnen und eine bessere Einbeziehung sexueller Minderheiten in der Kirche. Diese und weitere Themen haben sich in einem weltweiten Befragungs- und Beratungsprozess herauskristallisiert und sind in einem Arbeitsdokument, dem "Instrumentum laboris", als Fragestellungen formuliert. Bei zwei zentralen Treffen im Vatikan diskutieren entsandte sowie vom Papst benannte Mitglieder über diese Fragen. Beide Versammlungen, die im Oktober 2023 und Oktober 2024 stattfinden, wollen über Vorschläge beraten und abstimmen. Ihre Ergebnisse legen sie dem Papst als Empfehlungen in einem Schlussdokument vor. Daraus kann er ein sogenanntes Nachsynodales Schreiben verfassen. Letztlich entscheidet somit Franziskus über mögliche Beschlüsse. (kna)

Homosexualität sei kein "göttlicher Pfusch, schon gar nicht Sünde", schrieb dazu der Wiener Pastoraltheologe Michael Zulehner auf seinem Blog. Sie benötige keine Barmherzigkeit, sondern ähnlich wie bei den Themen Todesstrafe oder gerechter Krieg eine revidierte Kirchenlehre. Der Papst-Appell an das Feingefühl von Seelsorgern zeige aber auch: "Er ist für das Integrieren und nicht das Ausschließen." Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff sieht die Papst-Antwort an die konservativen Kardinäle als wichtigen Fingerzeig für die kommenden Beratungen im Vatikan. Mit der Veröffentlichung habe sich Franziskus nicht nur "unmissverständlich von einseitig konservativen Strömungen in der katholischen Kirche abgesetzt", sondern dies in einem dogmatischen Gestus getan, sagte er der Presseagentur Kathpress. Dies sei richtungsweisend und verleihe dem Text "programmatisches Gewicht". Für die Synodalen werde die Antwort eine "wichtige Referenz ihrer Beratungen darstellen".

Unterdessen betonte der frühere Chef des Dominikanerordens, Timothy Radcliffe, eine gleiche Autorität aller an der Weltsynode beteiligten Männer und Frauen. Es könne sich kein fruchtbares Gespräch ergeben, ohne anzuerkennen, dass jeder mit Autorität spreche, betonte Radcliffe, der die vorbereitenden Besinnungstage zur Synode leitet. Er warnte vor einem Wettbewerb zwischen Laien und Bischöfen, Konservativen und Progressiven. (kna)

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