Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, schwaches Selbstbewusstsein oder Mobbing. Die Gründe in eine Essstörung zu rutschen sind so zahlreich und unterschiedlich wie die Betroffenen selbst.
„Wir hatten hier einen Elfjährigen, der einen Waschbrettbauch haben wollte und deswegen nichts mehr gegessen hat. Da sind einfach Vorstellungen da, die schon irgendwie mystisch sind und mit der Realität gar nichts mehr zu tun haben“, sagt Eva Hitzler. Sie ist die Leiterin der Fachambulanz für Essstörungen bei der Caritas in München.
Hilfe oft erst nach Jahren
In Deutschland zeigt etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen Symptome einer Essstörung. Die Caritas hilft diesen Betroffenen – zum Beispiel durch Einzel- und Gruppentherapie, aber auch durch Ernährungsberatung. Es gehe darum, die Essstörung akut zu bekämpfen, aber auch langfristig den Betroffenen ins normale Leben zurück zu helfen, erklärt Hitzler. Das ist gar nicht so leicht, denn manche Erkrankte können erst nach Jahren Hilfe annehmen – und dann sind falsche Muster schon sehr gelernt. „Ich wusste bis vor Kurzem gar nicht, was soll man essen? Was ist normal? Und deswegen war das auch immer zu viel oder zu wenig,“ erklärt Carolin, eine Betroffene. Bei ihr wurde vor fünf Jahren die Binge-Eating-Essstörung diagnostiziert.
Doch gerade die Gruppentherapie bei der Caritas hilft vielen Betroffenen, so auch Lisa (Name geändert). Sie sagt, es braucht den richtigen Zeitpunkt. „Und man muss den wirklichen Willen haben, gesund zu werden. Und den Mut, zu sagen: Es ist ok, wenn ich jetzt zunehme. Zunehmen ist für viele Essgestörte eine Horrorvorstellung“. Die Gruppe sei ein geschützter Raum, in dem man alles sagen kann – und Mut schöpfen kann.