München – Eigentlich hätte sich Jasper Gülden (29) auch vorstellen können, Regisseur oder Dramaturg zu werden. In Bonn geboren und in Ulm aufgewachsen ging er nach dem Abitur nach München und begann dort ein Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Theater hatte er schon zu Schulzeiten gern gespielt, in Ulm war er auch aktiv in der Jugend des dortigen Theaters. In der bayerischen Landeshauptstadt lebte Jasper nun in einer WG im Stadtteil Untergiesing, kirchlich eher locker verortet mit der örtlichen Pfarrgemeinde St. Franziskus. „Jasper“ ist übrigens die nordische Form von „Kaspar“, dem Namen eines der legendären Heiligen Drei Könige, die Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke überreichten. „Da ich in Bonn geboren wurde, ist der Name dort durch die Nähe zu Köln und dem dortigen Dreikönigsschrein geläufiger als hier im Süden Deutschlands.“ „Kaspar“ ist aber auch das persische Wort für „Schatzmeister“. Und einen goldenen Schatz entdeckte Gülden tatsächlich in der Stille seines WG-Zimmers: Er begann, wieder in der Bibel zu lesen, nur allein für sich, völlig zweckfrei. Er wächst tiefer und neu in den Glauben hinein. „Theaterwissenschaften waren mir irgendwann zu theoretisch.“
Kein Bekehrungserlebnis
In Jasper wächst hingegen die Einsicht, „dass ich lieber etwas mit Menschen machen wollte, eine Arbeit, die ich sinnvoll finden konnte.“ Er holt die Firmung nach und schließlich steht die Entscheidung fest: Er will Theologie studieren, Priester, das könnte etwas für ihn sein: „Das ist alles langsam gewachsen, da gab es kein spektakuläres Erweckungs- oder Bekehrungserlebnis“, sagt er rückblickend.
2012 geht Gülden als Kandidat des Erzbistums nach Passau für das sogenannte Propädeutikum, das grundlegende und studienvorbereitende Jahr vor der Priesterausbildung. „Ich wollte es einfach mal versuchen.“ Eins fügt sich zum anderen. Immer mehr begreift er Gott für sich als einen, „der den Menschen nahe sein möchte. Er geht einem nach, er geht einem entgegen.“ Als ehemaliger Theater-Mann schätzt er vor allem die Liturgie, ihre Klarheit und Schönheit. Dazu ist ihm der caritative Bereich wichtig, vor allem auch nach einem Praktikum in der Bahnhofsmission: „Die Kirche muss auf die Armen schauen, auf den, der Hilfe braucht.“ Als Pfarrer möchte er auch in der Pfarrgemeinde zu diesem caritativen Engagement motivieren, es fördern und begleiten, „damit es aus dem Glauben heraus gut geschehen kann“.