Seit 50 Jahren in München Hasenbergl

Die Kleinen Schwestern sind für manche Nachbarn ein Familienersatz

Vier Frauen der internationalen Ordensgemeinschaft der Kleinen Schwestern leben in München in einer kleinen Mietwohnung eines Sozialbaus. Als Ordensfrauen sind sie dort nicht direkt zu erkennen. Sie üben ganz bewusst Tätigkeiten aus, die auch andere Nachbarn übernehmen könnten.

Die Kleinen Schwestern Monika, Katharina und Dorothea vor ihrer Wohnung im Hasenbergl. © SMB/Lemli

Die meisten Menschen wünschen sich, irgendwo Wurzeln zu schlagen, und wollen sich oft nur über ihre Leistung definieren. All das kommt im Lebensentwurf der Kleinen Schwestern im Münchner Stadtteil Hasenbergl nicht vor. Seit 50 Jahre leben Angehörige dieser internationalen Ordensgemeinschaft hier am nördlichsten Stadtrand von München in einer kleinen Mietwohnung eines Sozialbaus, derzeit sind es vier Frauen. Die Platzverhältnisse sind beengt: Drei Schwestern teilen sich zum Schlafen ein Zimmer, eine nächtigt sogar in der winzigen Hauskapelle.

Der Orden entwickelte sich in der Sahara, bei den Nomaden. „Deshalb kann man zu hundert Prozent sicher sein, dass man nicht für immer am selben Ort bleibt“, erklärt „Kleine Schwester“ Dorothea. Sie trat der Gemeinschaft 2005 bei und lebt nun schon zum dritten Mal wieder in München. „Ich muss mich ganz auf die Menschen einlassen, auch wenn ich nicht weiß, wie lange ich hierbleibe“, ergänzt Kleine Schwester Katharina. Sie ist erst 2014 eingetreten und noch unterwegs zur ewigen Profess.

Vorbild ist Jesus von Nazareth

Ganz bewusst üben die Schwestern eine Tätigkeit aus, die auch die Nachbarn übernehmen könnten. „Wir wollen nicht als Sozialarbeiterin oder Lehrerin kommen, sondern in der Lebenswelt der Menschen mitleben“, sagt Kleine Schwester Monika. Sie alle sind froh darüber, die Kinder aus der Nachbarschaft, um die sie sich kümmern, nicht benoten, Alkoholiker nicht zum Entzug bewegen zu müssen. Sie wollen einfach da sein – jederzeit, ganz selbstverständlich. Nicht durch ihr Tun, sondern durch ihr Da-Sein bewertet werden. Ihr Vorbild ist dabei ausschließlich Jesus von Nazareth. Schließlich habe dieser auch vor seinem öffentlichen Auftreten 30 Jahre lang mit den Menschen gelebt, ohne etwas Besonderes zu sein. Wohl wegen dieser Haltung werden die Kleinen Schwestern im Hasenbergl akzeptiert.

Ostern und Weihnachten mit Nachbarn feiern

Es entstehen nicht nur Freundschaften zwischen ihnen und ihren Nachbarn, für manche sind sie gar eine Art Familienersatz. Vielleicht auch, weil sie immer da sind, auch Ostern und Weihnachten mit ihren Nachbarn feiern. Für sie ist es ein Erfolg, wenn eine „Begegnung glückt, wenn ich spüre: Meine Nachbarin ist mir nahe“, sagt Kleine Schwester Katharina. Auch an ihren Arbeitsplätzen bemühen sich die Schwestern darum, auf ihre Mitmenschen Acht zu geben. Kleine Schwester Dorothea arbeitet als Hilfskraft in einem Krankenhaus. Dort stellt sie sich „als die vor, die ich im Pass bin“. Schnell spüren die Menschen dann: „Mit der kann man reden, die stellt sich genauso doof an wie wir“, lacht sie. Wenn sie gefragt wird, ob sie Kinder hat, erzählt sie von ihrem Leben im Orden. Eine Muslima sagte einmal zu ihr: „Du bist die erste Deutsche, die ich kenne, die ihren Glauben praktiziert.“ So entstehen Berührungspunkte.

Rückzug in die Stille zur Reflexion

Die Orte, an denen die Kleinen Schwestern leben und wirken, suchen sie sich bewusst aus, so auch das mitbekomme. Sicher liegt das auch am meist viel zu kleinen Wohnraum. Um ein so geschätzter Ansprechpartner für die Menschen im Viertel sein zu können, müssen sich die Schwestern „aufs Wesentliche zurückziehen können“, wie sie es nennen: auf das Gebet zu Gott. „Zu Gott darf ich kommen, wie ich bin, er urteilt nicht“, erklärt Kleine Schwester Katharina. Einmal im Monat zieht sich jede Schwester für ein paar Tage an einem anderen Ort in die Stille zurück. Dann denken sie darüber nach: Wie geht’s mir innerlich? Wo gibt es Reibungspunkte unter uns? Dazu gehört auch, offen für ein kritisches Wort der Mitschwestern zu sein.

Gottesdienst zum Jubiläum

Ihr 50-jähriges Jubiläum im Hasenbergl feiern sie am Sonntag, 23. Juli, um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Sieben Schmerzen (Thelottstraße 28) und anschließend im Pfarrsaal. Chöre aus der Pfarrei und der katholisch-syrischen Gemeinde werden die Feier musikalisch begleiten. Noch „zanken“ sich die Schwestern darum, ob es Würstl oder Suppe geben wird. Fest steht: Auch diesmal werden wieder viele Menschen aus unterschiedlichsten Milieus zusammenkommen. Und die Kleinen Schwestern werden auch in Zukunft mit den Menschen leben und ihnen zur Seite stehen.

Der Redakteur
Maximilian Lemli
Münchner Kirchenzeitung
m.lemli@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

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