Europa in der Krise

Auslandsseelsorge in Zeiten von Corona

In rund 60 Städten weltweit kümmern sich Seelsorger des Katholischen Auslandssekretariats um deutschsprachige Katholiken. Der Coronavirus stellt sie vor besondere Herausforderungen.

In den Straßen von Montmartre in Paris herrscht sonst das blühende Leben. © Kavalenkava - stock.adobe.com

Brüssel – "Gerade war ich dabei, unseren 20 Erstkommunion-Kindern einen Brief zu schreiben", sagt die Pastoralreferentin der deutschen Auslandsgemeinde im niederländischen Den Haag, Lydia Bölle (56). Eigentlich hätten sie sich am Freitag treffen sollen. Doch wegen der Corona-Epidemie fiel das Treffen aus. "Jetzt bekommen alle einen handgeschriebenen Brief, als Signal, dass ich sie nicht vergesse."

Die Pastoralreferentin setzt in Zeiten der Corona-Krise auch auf WhatsApp. "In solchen Situationen müssen wir kreativ werden", sagt sie. Sich gegenseitig Bilder zu schicken, von einem Symbol wie einer Kerze im Fenster, gehöre dazu. "Das ist eine Sondersituation, und wir alle müssen damit vertraut werden", so Bölle.

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Befremdlich sei für sie vor allem, dass sie immer wieder die "soziale Distanz" betonen müsse. "Das widerspricht unserer christlichen Botschaft." Aus diesem Grund müssten neue Formen der Nähe und der Aufmerksamkeit für den anderen gesucht werden. "Da müssen wir eben kreativ und erfinderisch sein", so Bölle.

Die Lage bedeutet für Bölle als Pastoralreferentin im Ausland auch mehr Zusammenarbeit mit ihrem evangelischen Pendant. "Wir informieren uns gegenseitig: Wie sieht es bei euch aus, wie geht ihr mit der Situation um?" Beide unterrichten Religion an der deutschen Schule. Bölle hat Lehrmaterialien vorbereitet, damit die Kinder und Jugendlichen zuhause arbeiten können.

In Brüssel herrscht eine Ausgangssperre

Gottesdienste gibt es keine mehr in Den Haag. Doch die Kirche ist noch offen für das persönliche Gebet. "Es gibt Menschen mit einer besonderen Verbindung zu dem Raum, die gerne kommen", sagt Bölle. Manche hätten auch angefragt, ob sie ihnen einige Gedanken zum Sonntag schicken könne.

Trotz der ungewissen Lage klingt Bölle zuversichtlich. In den Niederlanden gibt es bisher noch keine Ausgangssperre. "Ich hoffe, das bleibt auch so." Das Meer ist nah, und Bölle liebt Wanderungen am Strand. "Und Luft gibt es dort ja genug", sagt sie und lacht.

182 Kilometer entfernt sitzt Wolfgang Severin (59), Pfarrer der deutschen Auslandsgemeinde in Brüssel, im Garten und genießt die Sonne. Dafür habe er sonst selten Zeit, sagt er. Doch in Brüssel gilt seit Mittwoch eine Ausgangssperre. Aus dem Haus darf man nur zum Einkaufen, zur Arbeit, zum Arzt oder um alleine zu joggen oder spazieren zu gehen. "Das gilt auch für Priester." Er versuche, viel telefonisch oder über das Internet zu arbeiten. "Erfreulicherweise melden sich sehr viele Gemeindemitglieder, die Hilfe für ältere Menschen anbieten", erzählt er.

Viele Ideen entstehen via Social-Media

Auch in Brüssel fallen die Gottesdienste aus. Severin appelliert an die Kreativität der Gläubigen. "Man darf auch zuhause den Gottesdienst feiern", sagt er. Die Idee, allein am Altar ohne die Gläubigen zu zelebrieren und per Livestream in die Welt zu senden, findet er "abstrus". Doch mit Blick auf die Karwoche will er sich noch etwas überlegen. "Ich kann mir nicht vorstellen, Karfreitag und Gründonnerstag sang- und klanglos verstreichen zu lassen", so Severin.

Dabei baut er auch auf die Gemeindemitglieder. "Vielleicht entstehen auch Ideen in der Facebook-Gruppe der Gemeinde, wie man Ostern zusammen feiern kann ohne sich physisch zu treffen." Brüssel in diesen Tagen zu verlassen, kommt für Severin nicht in Frage. "Ich bin Pfarrer hier, und das ist jetzt meine Familie, um die ich mich kümmern muss", sagt er entschlossen. Zumal es ja kein "sicheres" Ausland gebe.

Die Situation ist eine Herausforderung

314 Kilometer südwestlich von Brüssel sitzt Pfarrer Markus Hirlinger. Er leitet die katholische Gemeinde deutscher Sprache in Paris. Dort gilt seit Dienstag eine Ausgangssperre. Sie wird strenger gehandhabt als in Belgien. Für jeden Schritt vor die Haustür müsse man ein Dokument über seinen Wohnsitz in Paris mit sich führen - auch beim Joggen, erzählt er. Und zum Sport dürften sich die Franzosen nur auf eine gewisse Distanz vom Wohnort entfernen. "Ich habe Glück; in der Nähe gibt es einen Park", sagt er.

Dass die Situation eine Herausforderung für die Deutschen in Paris ist, spürt Hirlinger. "Schon nach zwei Tagen Ausgangssperre gibt es großen Gesprächsbedarf", sagt er. Es sei keine leichte Aufgabe für die Familien, Kinderbetreuung, Homeoffice und Hausarbeit unter einen Hut zu bringen.

Bewerbungsgespräche per Skype

Eigentlich waren für dieses Wochenende Bewerbungsgespräche für eine Freiwilligenstelle in der Gemeinde geplant. Fünf Kandidaten sollten nach Paris kommen. "Die Gespräche sollen nun per Skype stattfinden", so Hirlinger. Wie seine Kollegen in Den Haag und Brüssel arbeitet er dieser Tage mehr telefonisch und online.

Langeweile droht aber nicht. "Hier im Gemeindezentrum gibt es einen Garten, der gepflegt werden will", sagt er. "Es ist auch eine Chance, Themen aufzuarbeiten, die sonst liegen bleiben." Hirlinger freut sich auf theologische und andere Literatur und aufs Musizieren. Vielleicht gelinge das auch einigen Gemeindemitgliedern. Für sie könnte es eine Möglichkeit sein, in ihren Familien wieder näher zusammenzurücken. "Ich höre von Familien, die den Tag bewusst strukturieren und am Abend miteinander spielen oder gemeinsam einen Film anschauen", sagt Hirlinger.

Und noch einen positiven Effekt könne die Ausgangssperre haben: "Vielleicht freuen sich einige danach wieder mehr auf einen Gottesdienst und sind dankbarer dafür. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie

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