Astronomie

Wir sind Sternenstaub: Über die kosmische Herkunft des Menschen

Pater Christoph Gerhard OSB betreut die Sternwarte in der Abtei Münsterschwarzach. Für ihn zeigen Sterne die Größe Gottes.

Fast zehn Milliarden Jahre waren nötig, damit menschliches Leben auf der Erde möglich war. © stock.adobe.com - robert

Joni Mitchell schrieb als Reaktion auf das Woodstock-Festival 1969 einen Liedtext, der in den folgenden Jahren zu einer Hymne der Hippie-Bewegung wurde. Die biblischen Anklänge im Text sind unverkennbar:

We are stardust
Billion year old carbon
We are golden
Caught in the devil’s bargain
And we’ve got to get ourselves
Back to the garden

(Wir sind Sternenstaub,
Milliarden Jahre alter Kohlenstoff,
wir sind golden,
gefangen in einem Teufelspakt
und wir müssen zum Garten Eden zurückkehren)

Der Ausgangspunkt dieser Zeilen ist eine astronomische Erkenntnis aus der Mitte des 20. Jahrhunderts: Unsere Erde und alles, was auf ihr lebt, ist eingebunden in einen riesigen kosmischen Kreislauf. Eine Entwicklung von fast zehn Milliarden Jahren war nötig, dass unser Sonnensystem mit den Elementen ausgestattet werden konnte, damit Leben auf der noch jungen Erde entstehen konnte. Vor 4,567 Milliarden Jahren entstand unser Heimatplanet mit der Sonne aus einer riesigen Gas- und Staubwolke in einem Seitenarm unserer Galaxie. Schon kurze Zeit nach dem Abkühlen der Erde und dem Vorhandensein flüssigen Wassers bildete sich das erste Leben in den Ur-Ozeanen.

Sterne bilden sich aus Wasserstoff und Helium

Das Element, das uns mit dem Anfang des Kosmos verbindet, ist der Wasserstoff. Er ist nach gesicherter astrophysikalischer Erkenntnis 13,8 Milliarden Jahre alt. Aus ihm und dem ebenfalls vorhandenen Helium bildeten sich die ersten Sterne. In Sternen läuft zur Energiegewinnung die Kernfusion ab. Das heißt, dass aus Wasserstoff und Helium andere Atome wurden: Lithium, Beryllium, Kohlenstoff, Sauerstoff. Dabei wird Energie frei. Zunächst waren es Riesensterne, die das noch junge Weltall erleuchteten und rasch explodierten. Sie gaben die neu entstandenen Elemente wieder an den interstellaren Raum zurück. Danach waren noch etwa zwei Sterngenerationen nötig, um alle physikalischen Elemente zu erzeugen, die auf unserer Erde vorkommen.

Sterne entstehen auch heute noch durch das Zusammenfallen von riesigen Gas- und Staubwolken aufgrund der wirkenden Schwerkraft. Diese Wolken bestehen zu einem Teil aus dem ursprünglichen Wasserstoff und aus ehemaligen Sternatmosphären. Es gibt dort auch schon erste Moleküle und chemische Verbindungen. Die Wolken sind regelrechte Chemieküchen: Aus anfänglich kleinsten Bausteinen werden Ketten von Molekülen gebildet, an denen sich wiederum Eis und kleinste Partikel anlagern.

Staubwolken vergrößern sich, wenn nicht geputzt werden

Aus diesen ersten kleinen Sternenstaubteilchen werden durch Anlagerungen nach und nach größere. Die wiederum verbinden sich mit anderen und wachsen dadurch in ihrer Größe zu regelrechten Brocken heran, aus denen sich Planeten bilden können. Bildlich hat das durchaus etwas mit den Abläufen in unseren Räumen zu tun: Wie aus dem Nichts entstehen kleine Staubwolken, die sich immer weiter vergrößern und zusammenballen – wenn nicht geputzt wird!

Unsere Erde und alles, was auf ihr ist und lebt, ist durch Sterne gegangen. Der Wasserstoff blieb unverändert. Alle höheren Elemente, die wir zum Leben nötig haben, bis hin zum Eisen in unserem Blut, wurde in Sternen durch Kernfusion erzeugt. Ohne das Werden und Vergehen mehrerer Sterngenerationen gäbe es kein Sonnensystem mit Planeten, keine Erde. Wir sind im wörtlichen Sinne Sternenstaub!

Naturwissenschaftliche Erkenntnisse können zu Glaubensbildern werden

Das Geniale dabei ist, dass die Natur nicht nur bei der Bildung von schwereren Elementen stehen geblieben ist, sondern sich durch chemische Prozesse ein ganz neues Universum auftat und neue Formen von Körpern aus festem Material möglich wurden. Damit aber nicht genug: Aus dieser brodelnden Ursuppe der Chemie bildete sich auf unserer Erde das Leben! Alles irdische Leben lässt sich aufgrund der genetischen Zusammenhänge auf einen Ursprung zurückführen.

Naturwissenschaftliche Erkenntnisse können den Glauben nicht begründen, aber auch nicht widerlegen. Sie können zu Metaphern, zu Bildern für unseren Glauben werden. Sie können uns als kritische Prüfsteine für unser Weltbild dienen, denn aus einem Irrtum über die Schöpfung kann sich schnell ein falsches Gottes- und Menschenbild ergeben.

Gott muss groß sein

In jedem Fall lehrt uns die Astronomie, dass Gott groß sein muss. Er muss es kreativ und verschwenderisch mögen, denn so hat er den Kosmos erschaffen. Er kann es aber offensichtlich sehr genau nehmen, das zeigen uns die Naturgesetze und Konstanten, die überall im Universum die gleichen sind. Zumindest wurde noch kein Hinweis darauf gefunden, dass es anders sein könnte. Die Feinabstimmung der Naturkonstanten, mit der unser Weltall funktioniert, ist schier unglaublich: Sie geht mit einer Genauigkeit auf die sechzigste Nachkommastelle. Und doch ist nach der Quantenphysik eine sichere Freiheit im ganzen Kosmos eingestiftet. Gott hat in die Schöpfung des Kosmos sowohl das Gesetz hineingegeben als auch die Freiheit in den kleinsten Bausteinen. So wie die Gesetze überall gelten, so ist auch Gott überall anwesend.

Wir sind Sternenstaub, Kinder des Weltalls und vielleicht das größte Wunder Gottes. Nicht weil das Wunder Naturgesetze durchbricht, sondern weil es mit den Naturgesetzen und ihrem inneren Freiraum den Kosmos erschaffen hat, von denen er bestimmt und in immer neue, unvorhersehbare Entwicklungen geführt wird. (Pater Christoph Gerhard OSB ist Mönch in der Abtei Münsterschwarzach, wo er die
klostereigene Sternwarte betreut)

Münchner Kirchenradio

Live
Kita-Radio
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Kita-Radio
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
MKR – das Magazin
Mail ins Studio
Gottesdienst
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Kita-Radio
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio