Jahrhundertealte Tradition

Warum die Tradition der Fastentücher bis heute gepflegt wird

Die Fastenzeit verbinden viele Menschen vor allem mit Verzicht. Selbst auf den Altar kann man in der österlichen Bußzeit wegen der Fastentücher nicht schauen. Wie die Tradition der Fastentücher entstanden ist, erfahren Sie hier.

Seit Jahrhunderten verhängen diese Fastentücher in der Pfarrei Sachrang die Altarbilder. © H. Reiter

Die österliche Bußzeit von Aschermittwoch bis Ostern nutzen viele Menschen zum Fasten. Das heißt: Sie verzichten auf bestimmte Speisen oder Getränke und üben sich dadurch im Verzicht. Fasten kann man aber auch mit den Ohren und mit dem Mund: Die Liturgie sieht zum Beispiel vor, dass man in der Fastenzeit das Orgelspiel im Gottesdienst einschränkt. Damit ist auch das Hören vom Fasten betroffen. Und auch für die Augen heißt es, zu verzichten, wenn in vielen Kirchen wieder die Fastentücher aufgehängt werden und den Blick auf den Altar verwehren.

Fastentücher werden Hungertücher genannt

Die Tradition der Fastentücher ist weit verbreitet. Mancherorts werden sie auch Hungertücher genannt, weil sie eben zu einer Zeit aufgehängt werden, in der man häufig auf Nahrung verzichtet. Davon leitet sich übrigens auch das Sprichwort ab: „am Hungertuch nagen“. Fastentücher wurden schon im Mittelalter dazu genutzt, um den Altarraum während der Passionszeit zu verhüllen. Viele Altäre waren prächtig gefertigt und mit viel Gold und Silber geschmückt. Dieser Prunk passte nicht in die Fastenzeit, die ja eher eine karge und verzichtsreiche Zeit war. Also nahm man ein großes Stück schwarzen oder violetten Stoffs und hängte es vor den Altären auf. Dadurch war der Blick auf die prunkvollen Handwerksarbeiten verborgen.

Fastentücher zeigen Motive der Passion

Später wurden Fastentücher auch reich bemalt. Ein besonderes Fastentuch hängt im Dom zu Gurk in Kärnten. Das Tuch aus dem Jahr 1458 zeigt auf 99 Feldern die gesamte Heilsgeschichte mit unterschiedlichen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Die Barockzeit bringt hier einen Wandel mit sich: Nun konzentrieren sich die Bildmotive der Fastentücher vor allem auf Szenen aus der Passion Jesu. Eine letzte Blüte erlebten die Hungertücher im 19. Jahrhundert; vor allem im Alpenraum erfuhren sie weite Verbreitung. Seit einigen Jahrzehnten wird der Gedanke des Hungertuchs vom Fastenhilfswerk „Misereor“ aufgegriffen: Alle zwei Jahre wird ein neues Hungertuch von einer Künstlerin oder einem Künstler gestaltet. Das Hungertuch aus dem Jahr 2023 stellt die Frage „Was ist uns heilig?“ und wurde vom nigerianischen Künstler Emeka Udemba gefertigt.

Auch im Erzbistum München und Freising ist die Tradition der Fastentücher in vielen Gemeinden noch lebendig. Ein besonderes Fastentuch befindet sich in der Pfarrkirche St. Georg in Freising: 1969 wurde es erstmals aufgehängt; 30 Bilder und 30 Stellen aus der Heiligen Schrift sind auf dem Tuch zu sehen. Ein weiteres modernes Fastentuch hängt in der Kirche St. Korbinian in Heufeld: Im Jahr 2003 wurde es von mehreren Frauen in aufwendiger Arbeit genäht und bestickt. Neben den Symbolen der Evangelisten sind Szenen aus der Passion Jesu auf dem Tuch dargestellt.

Österliche Bußzeit ist vielfältig

Prächtige Fastentücher sieht man auch in der Pfarrkirche St. Michael in Sachrang. Vor dem Hochaltar und den beiden Seitenaltären werden diese Kunstwerke aufgehängt. Sie zeigen die Kreuzigung Jesu und Szenen seiner Geißelung durch die Soldaten. Nachweislich sind die zwei Fastentücher vor den Seitenaltären seit 1719 im Besitz der Pfarrei; wann das dritte Fastentuch nach Sachrang gekommen ist, ist unklar. Die Technik der Malerei weist aber ins beginnende 19. Jahrhundert.

Eine alte Tradition hat sich so in vielen Kirchen erhalten und wird seit Jahren weitergepflegt. Das zeigt, wie vielfältig die österliche Bußzeit eigentlich ist: dass es längst nicht nur darauf ankommt, in dieser Zeit möglichst wenig Nahrung zu sich zu nehmen. Sondern dass Fasten vielmehr ein Prozess ist, der den ganzen Menschen fordert und alle Sinne des Menschen anspricht. Und vielleicht tut es sogar ganz gut, das Gewohnte für einige Wochen zu verbergen, um es danach wieder mehr wertschätzen zu können. (Fabian Brand, freier MK-Mitarbeiter)
 

Münchner Kirchenradio

Live
Kita-Radio
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Kita-Radio
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
MKR – das Magazin
Mail ins Studio
Gottesdienst
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Kita-Radio
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio