Kirchenfenster

Röntgenbilder in der Kirche

Auf Basis von mehr als 1.000 Röntgen-Aufnahmen von Lungen hat der Künstler Christoph Brech Fenster für die Heilig-Kreuz-Kirche in Giesing geschaffen. Die Idee dahinter hat eine historische aber auch theologische Grundlage.

Bläulich schimmern die neuen Fenster im Chor der Heilig-Kreuz-Kirche. © SMB/ Kerscher SMB/ Kerscher

München – Man kann sich in der stillen Betrachtung der neuen Verglasung durchaus ein wenig verlieren: Bläulich-lichtdurchlässige Flächen mit nahezu gleichmäßigen und im Detail doch höchst variantenreichen ornamentalen Mustern. Sie korrespondieren mit der gobelinartigen Bemalung der Wand im unteren Teil des Chors, die auf diese Weise über die neugotischen Spitzbogenfenster in die Höhe geführt wird. Eine erhabene, fast meditative Stimmung. Der weite Raum der Giesinger Heilig-Kreuz-Kirche hat mit den fünf Chor- und zwei Oratorienfenstern des Künstlers Christoph Brech nochmals dazugewonnen, die gelungene Renovierung des markanten Münchner Kirchenbaus einen beeindruckenden Abschluss gefunden.

Die alten Farbfenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, ein künstlerischer Wettbewerb, parallel zur 2015 abgeschlossenen Innenraumrenovierung lieferte keine befriedigenden Ergebnisse, wie Norbert Jocher, Leiter der Hauptabteilung Kunst im Ordinariat, erläutert. Nach einer zweijährigen Pause wagte man einen Neuansatz mit dem nun umgesetzten Fensterzyklus.

Röntgenbilder von Lungenflügeln

Faszinierend und verblüffend ist die Idee des Künstlers: Auf Basis von mehr als 1.000 Röntgen-Thoraxaufnahmen hat Brech seine Fenster geschaffen, hunderte Paare von Lungenflügeln, die man erst bei näherer Betrachtung erkennen kann. Die Organe wirken wie Flügel, die mit denen der Engel im Hochaltar korrespondieren. Mit blauer Farbe wurden die Lichtbilder in der Glasmanufaktur Gustav van Treeck im Siebdruck auf hellblau eingefärbtes Glas gedruckt und gebrannt, „die Anmutung ist schwebend, leicht, durchlässig, fast immateriell“, beschreibt Brech sein Werk.

Große Bilder und Gedanken verbindet der international renommierte Künstler, der sich vor allem auch durch Videoarbeiten und Rauminstallationen einen Namen gemacht hat, mit der Verglasung: „Der Mensch beginnt sein Leben mit dem ersten Atemzug und beendet es mit dem letzten. Gott haucht ihm den Atem ein – und, alles was Odem hat, lobe den Herrn“, zitiert er den letzten, den 150. Psalm. Und fügt an: „Ebenso kann man im Anblick der Fenster sagen, jeder nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach – das Schlüsselbein bildet mit dem Rückgrat das Kreuz.“

Die Röntgenaufnahmen passen auch historisch gut

Bewusst entschied sich Brech für die Grundlage von Röntgen-Bildern: „Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte die nach ihm benannten Strahlen 1895, neun Jahre nach der Weihe der Heilig-Kreuz-Kirche. Auch historisch gesehen passt diese Technik also zur Kirche“, führt er aus.

Anrührend ist dabei eine besondere Art der Gemeindebeteiligung: Etliche Pfarrangehörige haben für Brech ihre persönlichen Röntgenbilder ebenfalls zur Verfügung gestellt: Jeder Thorax ist anders, jeder Mensch ist einzigartig, auf eine wunderbare Weise wird dies hier deutlich und drückt ebenso eine tiefe Verbundenheit der Menschen mit „ihrem“ Gotteshaus aus. Ganz in der Tradition der früheren Stifter haben sie sich nun im Kirchenbau verewigt, wie der Pfarrer von Heilig Kreuz, Monsignore Engelbert Dirnberger, bemerkt.

Am Sonntag, 20. Oktober, um 9.30 Uhr findet in Heilig Kreuz auf dem Giesinger Berg ein Gottesdienst anlässlich der Fertigstellung der Fenster statt. Rainer Hepler, Pfarrer für Kunstpastoral im Ordinariat, predigt. Um 15 Uhr stellt Christoph Brech in einem Gespräch mit Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die Fenster vor.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de

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