Osteuropa-Hilfswerk

Renovabis bekommt neuen Hauptgeschäftsführer

Der neue Amtsinhaber Pfarrer Thomas Schwartz spricht über seine neue Aufgabe, seine Erfahrungen mit osteuropäischen Mitbrüdern und über seine Bekanntschaft mit Harald Lesch.

Thomas Schwartz ist neuer Hauptgeschäftsführer von Renovabis. © Renovabis

Freising – Am 1. Oktober übernimmt der ehemalige Meringer Pfarrer Thomas Schwartz (57) das Amt des Renovabis-Hauptgeschäftsführers von seinem Vorgänger Christian Hartl (56). Die Stabübergabe findet am 16. September zum Abschluss des Internationalen Kongresses Renovabis in Berlin statt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sprach mit dem promovierten Theologen.

Herr Pfarrer Schwartz, war es nach elf Jahren als Gemeindeseelsorger wieder Zeit für etwas Neues?

Thomas Schwartz: Zumindest meinte dies mein Bischof Bertram Meier.
Tatsächlich habe ich so alle zehn Jahre eine andere Aufgabe übernommen. Beworben habe ich mich dieses Mal nicht. Aber die Neugierde auf Renovabis ist bei mir nach den ersten Gesprächen immer größer geworden.

Als "Renovierer" von Kirchenbauten haben Sie sich schon beweisen müssen. Wo sehen Sie beim Osteuropa-Hilfswerk die Herausforderungen?


Schwartz: Erneuerung heißt, in Bewegung bleiben. Das tut nicht nur der Kirche in Deutschland gut - erinnert sei an den Synodalen Weg.
Auch in Osteuropa nehmen viele wahr, dass sich etwas ändern muss, damit die Kirche bleibt, was sie ist: ein Instrument, das den Menschen dient und ihnen hilft, den Sinn des Lebens zu erahnen und bei Gott zu finden. Renovabis ist über die Jahre zu einem glaubwürdigen Dialogpartner mit den Kirchen in Mittel- und Osteuropa und mit der Zivilgesellschaft geworden. Dies zu vertiefen, sehe ich als Chance.

In welcher Weise?

Schwartz: Renovabis sollte jenseits von kirchlichen, sozialen, edukativen und kulturellen Projekten das Miteinander stärken. Es geht darum, vertrauensvoll reden zu können, ohne sein Gegenüber in Verdacht zu haben, häretisch, überkatholisch oder anders zu sein; das verlangt Fingerspitzengefühl und die Bereitschaft, sich etwas erzählen zu lassen und nicht "besserwessimäßig" zu sagen, was falsch oder richtig ist. Nötig sind Plattformen für Gespräche, um mitzuhelfen, in der Gesellschaft Frieden und Gerechtigkeit zu fördern. Christen verkünden die Botschaft Jesu dort am deutlichsten, wo sie das glaubwürdig unterstützen.

Aus der Pfalz stammend, studiert in Münster, Augsburg, Freiburg und Rom - welchen Bezug haben Sie zu Mittel- und Osteuropa?

Schwartz: In meinen Studienjahren im Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom habe ich viele Nationalitäten kennenlernen dürfen.
Es gab ein vertrauensvolles Miteinander auf Augenhöhe. Man ist im geschwisterlichen Geist zusammengekommen, wo man gemerkt hat, es geht miteinander, wenn man sich in seiner Verschiedenheit wertschätzt.
Auch in meiner Pfarrei hatte ich osteuropäische Aushilfspriester zu Gast, die gut Deutsch sprachen. Zuletzt sagte mir einer: "Ihr seid gar nicht so schlimm. Eure Kirche lebt." Auch das ist etwas, was wir im Osten deutlich machen müssen. Die Kirche in Deutschland hat nicht nur Geld, die Gemeinden leben.

Sie sprechen auch Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch. Kommt jetzt eine slawische Sprache dazu?

Schwartz: So einige Begriffe werde ich sicher lernen. Aber es gibt ja eine andere Sprache, die man weltweit sprechen und verstehen kann:
das ist die des Herzens, des Glaubens und der Menschlichkeit.

Inwieweit kann Ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste für Ihre jetzige Aufgabe fruchtbar sein?


Schwartz: In der vor über 30 Jahren von dem Wiener Kardinal Franz König gegründeten Akademie kommen länderübergreifend Menschen zusammen, die gesellschaftliche Multiplikatoren sind. Ziel ist es, die Zukunft positiv zu gestalten. Ich will in den nächsten Monaten mit dortigen Verantwortlichen ins Gespräch kommen und herausfinden, welche Projekte möglich sind, um Synergien zu nutzen.

Welche Auswirkungen hat es auf Renovabis, dass derzeit manche osteuropäischen EU-Länder von Brüssel die Gelbe Karte gezeigt bekommen?

Schwartz: Das Hilfswerk ist keine politische Lobby-Gruppe. Wir versuchen, gemäß dem Evangelium für die Menschen da zu sein. Wir wollen ihnen helfen, ein erfülltes Leben zu führen, und sie fähig machen, ihrer Gesellschaft nicht zu schaden. Mehr Interesse haben wir als deutsche Katholiken nicht in diesen Ländern. Weil wir nicht parteiisch sind, können wir mit allen sprechen.

Seit 2014 sind Sie auch Honorarprofessor für Wirtschaftsethik an der Uni Augsburg. Hat man damit einen anderen Blick auf künftige Projekte?

Schwartz: Zumindest habe ich gelernt, Bilanzen zu lesen. Auch wenn Renovabis bisher das kleinste der großen Hilfswerke ist, muss man auf Effizienz und Effektivität der Mittelverteilung und -verwendung schauen. Dazu gehört das Thema Compliance und die Frage, wie man mit Korruption umgeht. Die geballte Expertise, die ich im Hause kennenlernen durfte, macht mich sicher, dass wir hier auf gutem Weg sind. Vielleicht gelingt es künftig, in der Wirtschaft Mittel zu akquirieren. Ideen habe ich viele. Mal sehen, was wir davon verwirklichen können.

Von ihnen heißt es: Selbst unter Stress bleibt er freundlich.
Dabei soll, so ein Buchtitel von Ihnen, selbst Jesus mal schlechte Laune gehabt haben. Was ist Ihr Geheimnis?


Schwartz: Ich lasse mich von Jesus begleiten und bin ein überzeugter Brevier-Beter. Außerdem hat mir mein Taufpfarrer für meinen Werdegang als Priester mit auf den Weg gegeben: "Bub, merk' Dir zwei Sachen:
Das Erste: Du musst die Leute gernhaben. Und das Zweite: Schaff'
immer so, dass die Leut' Dich lieber von vorne als von hinten sehen."
Ich mag einfach die Menschen gerne. Warum soll ich, selbst wenn ich gestresst bin, patzig zu jemandem sein, der gar nichts dafür kann?
Beim Autofahren grantle ich dann halt rum, dann geht es wieder.

Mit Astrophysiker Harald Lesch haben Sie Bücher und TV-Sendungen gemacht. Er sagt über Sie: "Der Mann ist richtig schlau." Was heißt das jetzt für Sie?


Schwartz: Sappralott. Natürlich gebe ich das zurück. Und nachdem dies noch dazu ein Naturwissenschaftler von einem Pfarrer sagt, erwidere ich in Bezug auf Harald: Der Mensch ist richtig fromm. (kna)

Renovabis


Das Hilfswerk versteht sich als Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Osteuropa. Seit seiner Gründung 1993 gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern". Die Organisation unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. Renovabis vermittelt Partnerschaften und will darauf hinwirken, "dass Menschen in Ost und West voneinander lernen, miteinander glauben und so eine vertrauensvolle Nachbarschaft entsteht". Das Spektrum reicht von kirchlich-seelsorglichen über sozial-karitative Projekte bis hin zu Bildungs- und Medienvorhaben.Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Seit der Gründung hat Renovabis nach eigenen Angaben mit 795 Millionen Euro (Stand: März 2021) rund 24.800 Projekte finanziert. Renovabis trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. (kna)

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