Ausflugsstipp

Pilgerradeln von Salzburg nach Maria Plain

Raus aus dem Trubel der touristischen Stadt, ein Stück den Jakobsweg an der Salzach entlang und hoch zur Wallfahrtsbasilika mit dem Gnadenbild "Maria vom Trost" - wer das geschafft hat, wird mit einem tollen Ausblick belohnt.

„Der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenom- men hat“: Der vorletzte Bildstock auf dem Weg nach Maria Plain steht für das vierte Geheimnis im glorreichen Rosenkranz. © Jungmann

Weg vom Trubel, den Fluss entlang und eine Anhöhe hinauf führt eine Radtour von Salzburg nach Maria Plain, einer Wallfahrtsbasilika mit prächtigem Blick zurück auf die Stadt. In den Gassen und auf den Plätzen rund um den Dom wuselt das Leben: Touristen füllen die Cafés, Straßenmusiker spielen auf, Geschäftsleute eilen zum Termin und ein Mönch zu seinem Kloster. Das bunte Treiben genießen Besucher wie Einheimische – und brauchen doch manchmal eine Pause davon.

„Wer durchatmen möchte und dabei nach spirituellen Anstößen sucht, für den bietet sich eine Radtour nach Maria Plain an“, schlägt Hermann Signitzer vor, Referent für Tourismuspastoral bei der Erzdiözese Salzburg. Rund vier Kilometer ist die Wallfahrtsbasilika von der Stadt entfernt, auf einer Anhöhe der Gemeinde Bergheim gelegen. Schon Wolfgang Amadeus Mozart soll mit seinen Eltern den Weg gegangen sein und sonntags dort musiziert haben. Bis heute pilgern Familien auf die Anhöhe. „Plain geh’n heißt das in der Salzburger Mundart“, bemerkt Signitzer. „Um Danke zu sagen, dass wir einander haben.“

Bildstöcke am Weg regen zum Nachdenken an

Inzwischen kommen Wallfahrer wie Ausflügler auch mit dem Fahrrad zur Basilika. Für die Besucher der Alpenmetropole stehen am Mozartplatz Leihräder bereit, zudem Gästeführer. Sie schildern, wie sich das Herz der Stadt mit ihren Kirchen, Gassen und dem Festspielbezirk entwickelt hat. Danach geht es ab in die Pedale, an barocker Häuserpracht vorbei, bis zur Elisabethstraße. Dort stand einst das Stadttor Mirabell, der Ausgang Salzburgs Richtung Bergheim und damit nach Maria Plain.

Neben einer Apotheke zeugt von der Wallfahrer-Tradition ein Bildstock, der erste von 15 auf dem Weg. Seit mehr als 300 Jahren zeigen die steinernen Säulen Bilder auf Öltafeln mit Szenen aus dem Leben Jesu: Die 15 Abbildungen sollen an die 15 Geheimnisse der drei Rosenkränze erinnern – des freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen. Ein unbekannter Stifter hat die Bildstöcke gesetzt, wohl zum Dank dafür, dass Salzburg im Jahr 1704 von Kampffeuer verschont geblieben ist, als der Spanische Erbfolgekrieg wütete. Die frommen Wegmarken regen manchen dazu an, über die Geheimnisse des Glaubens nachzusinnen. „Zum Beispiel, wieso sich Gott dieser Welt offenbart“, bemerkt Religionspädagoge Signitzer. „Andere denken lieber darüber nach, was sie gerade persönlich umtreibt.“

Entlang der Salzach auf einem Stück Jakobsweg

Zwischendurch lassen die meisten Radler jedoch mehrere Bildstöcke aus, weil sie sich nicht dem dichten Verkehr im groß gewordenen Salzburg aussetzen möchten. Sie nehmen den schnellsten Weg aus der Innenstadt, biegen ab und radeln an der Salzach entlang. Flussabwärts lässt sich der Fahrtwind genießen und in Ruhe das samtig-blühende Grün am Ufer bewundern. Am Wasser fällt es leicht, wieder zu sich zu kommen – weshalb das Wegstück nicht nur ein Teil der Pilgerroute nach Maria Plain, sondern auch des Jakobswegs geworden ist.

Eine Weile fließt die Salzach gleichmütig dahin. „So wie es im Leben ruhige Stellen gibt“, vergleicht Signitzer. Hektische Zeiten seien indes wie Stromschnellen im Fluss. „Wenn Entscheidungen anstehen, und es Streit gibt, mit Krach und lautem Fluchen wie im tosenden Wasser, sobald Felsen und Steine das Flussbett einengen, das bespricht mancher unterwegs mit Gott, auch den Ärger dabei.“

Signitzer hat einen Lieblingsfleck am Wasser – die Stelle, wo der Alterbach in die Salzach mündet. „Wo sich Rinnsale verbinden, entsteht eine Weggemeinschaft“, sagt er. „Es wird bunter, reichhaltiger – wie die graue, braune Salzach, wenn sie sich mit dem sauberen Bachwasser vereint.“ Der Religionspädagoge freut sich über solche Bilder in der Natur, wenn er Pilgergruppen am Fluss entlang begleitet und die Menschen zu unverhoffte Sichtweisen bringt. Zum Entschleunigen lädt nun der Blick auf den Alterbach ein: Im klaren Wasser sind Fische zu sehen; am Ufer spielen Kinder.

Mühsames letztes Stück für Pilger von Bedeutung

Kurz vor Maria Plain zeigen sich die Bildstöcke wieder; Blumen sind an manchen abgelegt. Die Säulen enden an den vier Kapellen eines Kalvarienberges: Mit barocken, eindringlichen Darstellungen der Geißelung Christi, seiner Dornenkrönung, der Kreuzigung und einer Pietà zeichnen ihre Bildwerke den Leidensweg Christi nach, fast so drastisch wie auf Golgatha. „Am Ende lösen sich die Leidensthemen in der Kirche auf“, sagt Signitzer. „In ihrer üppig ausgestalteten Pracht wie in der Feier der Eucharistie.“

Doch vorerst geht es noch steil hinauf: Die letzten 200 Meter zur Basilika hoch hat kaum ein Radler den Atem, den Kapellen einen Blick zu schenken. Ein Quälstück, vor allem für Untrainierte – und glücklich, wer jetzt auf einem E-Bike sitzt. „Doch gerade diese letzte Anstrengung am Berg hilft, den Kopf frei zu bekommen und sich neu zu verorten“, verspricht Signitzer. Von jeher spielt das mühsame Endstück für Pilger eine Rolle: Der Anstieg zur Kirche ähnelt einer anstrengenden Zeit im Leben. „Da hat mancher sein Kreuz zu tragen, und es wird schwer“, übersetzt der Religionspädagoge. „Der Mensch fühlt sich verloren und allein, trotz all seiner Aktivitäten in den sozialen Medien. Oder er ist davon erschöpft, mitzuhalten, in einer Welt materiellen Reichtums. Das sind unsere modernen Kreuze.“ Die barocken Kreuze lassen sich indes später auf den Spazierwegen entlang des Kalvarienberges erkunden. „Nach der verdienten Rast oben“, rät Signitzer. „Dafür mit mehr Atem und Andacht.“

Haben die Radler schließlich den Anstieg geschafft, werden sie reich belohnt: Vor der Kirche Maria Plain öffnet sich ihnen ein überwältigender Blick auf Salzburg und seine Berge. Dabei spiegelt sich die Fassade der Basilika im großen Dom der Stadt wider: Beide Gotteshäuser haben zwei Türme in der Fassade, dazwischen sitzt der Giebel, und steinerne Figuren wie die Evangelisten in Übergröße zieren die Schauwand. Damit das Wechselspiel gut zu sehen ist, haben die Erbauer die Basilika zur Stadt hin ausgerichtet, nicht nach Osten, wie bei den meisten Kirchen üblich. Weder Bäume noch Häuser verstellen die Sichtachse.

Danke sagen am Gnadenbild

In der Kirche halten zudem viele inne, zünden eine Kerze an und betrachten das Gnadenbild: „Maria vom Trost“ heißt es. Darauf lüpft die Gottesmutter einen Schleier und zeigt ihr Kind. „Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt Regen gebrandschatzt, das Bild bei einem Bäcker versteckt und später kaum beschädigt wiedergefunden“, berichtet Pater Winfried Bachler OSB, Superior der Erzabtei Maria Plain. „Für die Menschen war das ein großes Trost- und Hoffnungszeichen; eine gräfliche Familie hat das Bild erworben und hierher gebracht.“ Auf dem Plainberg wurde es von einer immer größer werdenden Schar von Menschen verehrt. Auch im Hier und Jetzt ist Pater Winfried überzeugt: „Wer sich auf das Gnadenbild einlässt und davon ansprechen lässt, geht beschenkt und gewandelt fort. Aber nicht wegen des Bildes, sondern weil Maria mit dem Jesuskind zeigt – tut, was Christus Euch sagt, und damit den Menschen die Richtung weist.“

Um etwas bitten oder dafür danken wollen viele Besucher der Basilika ebenfalls, wie die Einträge ins Pilgerbuch zeigen: „Danke, dass Du mir in der Krankheit beigestanden hast“ oder „Hilf den Menschen in der Ukraine!“ – worum sich zudem bei den monatlichen Friedenswallfahrten der Benediktiner-Abtei flehen lässt. Oft findet sich auch der Eintrag „Danke für unser Kind“. „Einige Paare beten darum, dass sich ihr Kinderwunsch erfüllt“, sagt der Pater. Sind die Frauen zu Müttern geworden, kommen sie wieder – zu ihrer Maria auf dem Hügel gegenüber der Stadt. (Uta Jungmann, freie MK-Mitarbeiterin)

Münchner Kirchenradio

Live
Vatican-News
Mail ins Studio
Schwerpunkt
Mail ins Studio
Ganz.Schön.Mutig
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Kitaradio
Mail ins Studio
Gottesdienst
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Ganz. Schön. Mutig
Mail ins Studio
Schwerpunkt
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Einfach Leben
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Grenzenlos - Das Reisemagazin
Mail ins Studio
Malteser Momente/Treffpunkt KAB/ Reisewarnung
Mail ins Studio
MKR am Wochenende
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio