München – Als ihn der Anruf erreicht, ist er gerade an der Isar. Man hört durchs Telefon die Kirchenglocken läuten, wie immer um zwölf Uhr mittags. "Ja hallo, hier ist der Pfarrer." Wie sein Sonntag war? "Alles ganz normal, nur ohne Messe." Rainer Maria Schießler, Pfarrer von Sankt Maximilian in München, klingt betont unaufgeregt. "Es gibt keinen Grund zu jammern", findet der 59-Jährige.
Der Priester zählt zu den bekanntesten Geistlichen Deutschlands. Er hat Bestseller veröffentlicht, ist in den Medien allgegenwärtig, und auch seine Sonntagsgottesdienste sind meist sehr gut besucht. Jetzt, nach den verschärften Verfügungen der bayerischen Staatsregierung vom Freitag, hat er seine Kirche ganz zugesperrt, obwohl er das gar nicht müsste. "Die Kirche ist ein Versammlungsort, und Versammlungen sind verboten", sagt er. Wenn Gläubige in die Kirche kämen, und sei es, um privat zu beten, "kann ich nicht garantieren, dass sie sich dort nicht versammeln." Also lock down.
Predigt auf Facebook
Wie immer am Sonntag hat der Pfarrer "seine persönlichen Dinge gemacht", wie er erzählt: Stundengebet, Korrespondenz. Er ist in die Kirche gegangen, hat geschaut, ob alles in Ordnung ist, Kerzen angezündet. Wie immer - nur dass er diesmal allein war.
Seine Predigt hat er wie immer auf Facebook gepostet. Ein kurzer Text über die Bedeutung der Innerlichkeit für den christlichen Glauben, der nicht beim äußeren Tun stehen bleiben dürfe. Darum gelte es sich jetzt zu bemühen, zu entdecken, was es heißt: "Christus lebt in mir." Wenn alle äußerliche Geschäftigkeit an ihr Ende gekommen ist. 192 seiner Facebook-Freunde gefällt das bisher.