Das Hotel so gut wie leer, keine Tagungen, der Friseurladen dicht, Gärtnerei, Großküche, Näherei und Wäscherei mit erheblichen Umsatzeinbrüchen und bis zu 90 Prozent Kurzarbeit in den verschiedenen Bereichen. Christian Kunde, seit Sommer vergangenen Jahres Gesamtleiter des Berufsbildungs- und Jugendwerks Don Bosco Aschau am Inn, zieht mitten im Lockdown eine erste Zwischenbilanz. „Corona fordert uns erheblich“, sagt der 37-Jährige ernst. In die täglichen pädagogischen, technischen und pandemiebedingten Herausforderungen in der Begleitung der jungen Menschen – der komplette Ausbildungsbereich ist seit Mitte Dezember auf Fern- sowie Hybridlehre umgestellt – mischt sich immer stärker die Sorge um erhebliche wirtschaftliche Folgen. Die Einrichtung hat Pandemie-Verluste in Millionenhöhe. Ein Ende der Einbrüche – nicht in Sicht.
Umsatzeinbrüche durch Lockdown
„Das ist das Problem. Es ist nicht absehbar, wie lange das noch so geht“, meint Kunde. Er sei froh, mit den Salesianern Don Boscos einen starken, bundesweit aufgestellten Träger im Hintergrund zu haben, der finanziell unter die Arme greife und derzeit hohe Kredite gewähre. Wie das einmal zurückgezahlt werden könne, diese Frage bereitet dem studierten Pädagogen und Wirtschaftswissenschaftler bereits heute Sorgen. „Das Hotelzimmer, das ich heute nicht vermieten kann, das kann ich nächste Woche nicht zweimal belegen.“
Mit staatlicher Unterstützung, über die finanzielle Pufferung der Kurzarbeit hinaus, könne das Berufsbildungs- und Jugendwerk derzeit nicht rechnen. Ausbildungs- und Tagungshotel, Friseurladen, Gärtnerei sowie die weiteren, von hohen Umsatzeinbrüchen betroffenen Dienstleistungsbereiche der Einrichtung, gelten nicht als eigenständige Unternehmungen. Heißt: Umsätze, die zum Beispiel aus der Belieferung von Kindergärten und Schulen durch die einrichtungseigene, EU-zertifizierte Großküche oder die Beherbergung und Verpflegung von Tagungsgästen generiert werden, bewegen sich – in Relation zum pädagogischen Bereich – in einem niedrigen prozentualen Bereich der Gesamteinrichtung. „Die Verluste in Millionenhöhe sind da, aber aus den sogenannten Novemberhilfen, welche die von der Schließung betroffenen Betriebe retten und erhalten sollen, fallen wir als verbundenes Unternehmen derzeit raus“, berichtet Kunde.
Hoffnung auf Spender und heimische Wirtschaft
„Krise kann ich“, hatte der ehemalige Pionieroffizier der Bundeswehr bei seinem Amtsantritt im August versichert. Ein halbes Jahr später bekräftigt er seine Haltung. Eine zügige Situationsanalyse, ein schnelles Handeln sowie das Treffen und Durchsetzen von Entscheidungen, auch unter großer Unsicherheit und Ungewissheit, und dabei das große Ganze – das Wohl des jungen Menschen – und die Zukunftsstrategie nicht aus den Augen zu verlieren, seien seine Stärken und helfen in der aktuellen Corona-Steuerung, erklärt Kunde.
Einen Großteil seiner Arbeitszeit steckt der Gesamtleiter derzeit ins Corona-Management: Das stetige und ständige Anpassen der Hygienekonzepte, das Nachverfolgen von Covid-Fällen und Kontaktpersonen, die Absprachen mit dem Gesundheitsamt und Vertragsärzten sowie nicht zuletzt eine dauerhafte Motivations- und Überzeugungsarbeit gegen die Corona-Müdigkeit seien gefragt, um die Krise zu bewältigen und die Ausbildung sicherzustellen.