Corona und Einsamkeit

Getrennt von den Liebsten

Trotz vieler Lockerungen ist der zwischenmenschliche Kontakt noch nicht so, wie er vor Corona war. Gerade auch Bewohnern von Seniorenheimen macht das zu schaffen. So gehen sie mit Einsamkeit um.

Viele ältere Menschen sehnen sich nach Kontakt zu ihren Liebsten. © Solarisys - stock.adobe.com

München – "Wann können wir denn wieder einmal raus?" Diese Frage hört Regine Thanner nun schon seit vielen Wochen von ihrem Ehemann. Der wird ab und zu etwas ungeduldig. Schließlich hat das Ehepaar, das in einem Altenheim der Caritas in München lebt, schon seit dem Lockdown nichts mehr außerhalb der eigenen vier Wände unternommen.

Die Seniorin hat Vorerkrankungen und darf sich auf keinen Fall mit Corona infizieren. Ihr Mann zeigt sich solidarisch – so gut es eben geht. Beide vermissen ihr früheres Leben. Der tägliche Einkauf im Supermarkt, der Gottesdienst in der Pfarrei oder der Besuch bei der Tochter und den Enkelkindern: Alles wurde von heute auf morgen gestrichen. Und auch im Seniorenheim hat man das Programm zurückgefahren. Alles, was der Seniorin Spaß gemacht hat, wie Bingo spielen, Stricken oder das gemeinsame Singen mit den übrigen Heimbewohnern, fällt bis auf Weiteres aus.

Ein erster Lichtblick

Von Vereinsamung könne aber trotzdem keine Rede sein, meint Regine Thanner. Mehrmals täglich gingen sie im Park des Seniorenheims spazieren. Und natürlich profitierten sie auch von den jüngsten Lockerungen. Der Sohn komme nun wieder jeden Sonntag zu Besuch. Ein erster Lichtblick, auch wenn man sich nur die Ellenbogen geben könne und Mund-Nasen-Schutz tragen müsse.

Überhaupt sei die Familie in Corona-Zeiten ein großer Rückhalt, auf den nicht alle Heimbewohner zurückgreifen könnten. Da gebe es die Mitbewohnerin, deren einzige Tochter zurzeit in der Reha sei. Die Dame sei wahrscheinlich schon einsam, meint Regine Thanner. Deshalb ratsche sie, so oft es geht, mit ihr, um sie ein wenig aufzumuntern. Gerne würde sie auch anderen Mut machen, die unter Einsamkeit litten. Das sei aber schwierig, weil die Bewohner natürlich angewiesen werden, auf Distanz zu bleiben. Da sei es schwer herauszufinden, wer ein gutes Wort gebrauchen könnte.

Ein Päckchen Einsamkeit

Viele ältere Menschen hätten zudem gelernt, unabwendbare Krisen auszusitzen, indem sie stoisch darauf warteten, dass sie einfach vorbeigehen. Bei Regine Thanner ist das auch zu spüren. Sie will sich nicht anmerken lassen, wie schwierig für sie die Corona-Einschränkungen sind. Und dann platzt es doch aus ihr heraus. Ihr kommen die Tränen, wenn sie an die geliebten Enkelkinder denkt und nicht weiß, wann sie sie wieder in die Arme schließen darf. Und so hat im Seniorenheim dann doch jeder auf seine Weise ein Päckchen Einsamkeit zu tragen. 

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie

Münchner Kirchenradio

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