Geisenhausen – Demokratie und Kirche – da verdrehen viele die Augen. Denn auf den ersten Blick prägen hierarchische Strukturen die katholische Kirche. Allerdings verändert sich etwas auf der Ebene der Pfarreien. Zumindest im Erzbistum München und Freising. Pilotprojekte laufen, die Ehrenamtlichen mehr Mitsprache auf der Leitungsebene ermöglichen sollen. Auch im Pfarrverband Geisenhausen, zu dem die Hauptkirche St. Martin in Geisenhausen, sowie die Filialkirchen St. Margaretha in Diemannskirchen und St. Valtentin in Holzhausen gehören, wird seit 2019 ein solches Projekt umgesetzt.
Ein Leitungsteam steht an der Spitze des Pfarrverbandes. Und zu diesem gehört als Hauptamtliche auch Gemeindereferentin Rosi Bär-Betz. „Als erstes haben wir die Aufgabenbereiche des Pfarrverbandes genau angeschaut und dann auf uns sechs aufgeteilt“, erinnert sie sich. Natürlich liegt mehr Arbeit bei den Hauptamtlichen, was allein der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit geschuldet ist. Aber zum Beispiel in der Gremienarbeit, also im Pfarrgemeinderat oder der Kirchenverwaltung, sind die Ehrenamtlichen im Einsatz. Hier können sie den Pfarrer als Vorstandsmitglied ersetzen. Ebenso organisieren sie die Lektoren, Kommunionhelfer oder Wortgottesdienstleiter.
Bilanz nach drei Jahren
„Es ist eine Leitung auf Augenhöhe von Haupt- und Ehrenamtlichen also tatsächlich eine Form von Demokratie“, freut sich Rosi Bär-Betz. Als weiteren Vorteil sieht sie die Heimatverbundenheit der engagierten Ehrenamtlichen. „Dass in der Leitung Menschen vertreten sind, die die Geschichte, die Traditionen und vor allem die Menschen der Pfarrei teils von Kind auf kennen, das ist für mich der größte Vorteil dieses Leitungsteams“, erklärt Bär-Betz. „Da brennt das Herz dafür, gut in die Zukunft zu gehen, weil es die Heimat ist.“ Diese Heimatverbundenheit in Kombination mit dem pastoralen Wissen der Hauptamtlichen sieht die Gemeindereferentin als eine absolute Bereicherung für den Pfarrverband. „Damit lassen sich Dinge entwickeln, die hier für uns vor Ort Sinn machen“, so das Resümee.
Allerdings sieht sie auch Schwächen der neuen Konstellation. Denn auf der Leitungsebene eines Pfarrverbandes gilt es eben auch die Vorgänge im Erzbistum zu kennen. „Wie geht man damit um, dass ein Ehrenamtlicher unter Umständen das große Ganze nicht im Blick hat oder gar nicht haben kann, weil er in Entwicklungen wie Pastoral- oder Stellenplan nicht so eingebunden ist wie wir als Hauptamtliche“, gibt die Gemeindereferentin zu Bedenken. Trotzdem müsse man ja gemeinsam in die Zukunft gehen, aber mit mehr im Blick als nur die Heimatpfarrei vor Ort. Und dazu gilt es, Ehrenamtliche zu befähigen, hineinzuwachsen in die Strukturen einer Diözese. Die Frage ist nur wie?
Wer macht in Zukunft mit?
Aber das größte Problem an einem Leitungsteam aus Haupt- und Ehrenamtlichen – und das zeigt sich jetzt, da man im Pfarrverband Geisenhausen auf Kandidatensuche für die Wahl im November ist – ist und bleibt die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement, das in diesem Fall auf zwei Jahre mit einer wöchentlichen Arbeitsbelastung von mindestens drei Stunden – oftmals mehr – ausgelegt ist. Wenn der Versuch für mehr Demokratie und mehr Mitspracherecht für Laien in der Kirche scheitert, dann an der Frage: Wer soll es machen? (Maria Ertl)
