Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe

Pfarrverband Haidhausen unterstützt ukrainische Geflüchtete

Im Münchner Stadtteil Haidhausen engagieren sich ehrenamtliche Helfende bereits seit Beginn des russischen Angriffskriegs für ukrainische Geflüchtete. Doch damit das Projekt aufrechterhalten werden kann, ist der Pfarrverband auf Unterstützung angewiesen.

Fracht mit Lebensmittel- und Kleiderspenden vor dem ehemaligen Kindergarten St. Wolfgang, bevor sie im März 2022 mit einem LKW Richtung Ukraine geschickt wurde © Pfarrverband Haidhausen/Monika Stecher

Haidhausen – „Vom Rollator bis zum Eierbecher wird hier alles benötigt“, bringt es Michael Kurpanik, Verantwortlicher des ehrenamtlichen Hilfsprojekts für ukrainische Geflüchtete im Pfarrverband Haidhausen, prägnant auf den Punkt. An diesem Dienstagabend sind wieder über 150 Geflüchtete nach Haidhausen gekommen, um das Angebot der Lebensmittelausgabe und der Kleiderkammer in Anspruch zu nehmen. Rechnet man die Kinder mit ein, für die die Eltern Lebensmittel mit nach Hause bringen, geht die Zahl sogar über 200.

Die Pfarrei engagiert sich schon seit Kriegsbeginn für ukrainische Geflüchtete. Als letztes Jahr die ersten Geflüchteten in München ankamen, startete der Pfarrverband in seinen Kirchen einen Aufruf für Geld-, Lebensmittel- und Kleiderspenden. Da die Spenden sehr großzügig ausfielen, konnte bereits im März 2022 ein LKW vollbepackt mit Spenden an die ukrainische Grenze gebracht werden. Da anschließend noch Geld übrig blieb, entstand die Idee, auch vor Ort in Haidhausen zu helfen.

Seitdem sind im alten Kindergarten von Sankt Wolfgang jeden Dienstag von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr die Lebensmittelausgabe und die Kleiderkammer für ukrainische Geflüchtete geöffnet. Aus den Spendengeldern wurden anfangs sogar Deutschkurse finanziert, ehe die Stadt München diese Aufgabe übernahm, sowie die Ferien- und Freizeitangebote der im benachbarten Salesianum untergebrachten acht Waisenkinder und ihrer Betreuerinnen.

Ein ausgebufftes System für einen reibungslosen Ablauf

Das Angebot der Lebensmittelausgabe und der Kleiderkammer werde „sehr gut angenommen“, erzählt Monika Stecher, ehrenamtliche Helferin bei der Flüchtlingshilfe in Haidhausen. Ein halbes Dutzend Helfende sind an diesem Abend im Einsatz, um die über 150 Geflüchteten durch Lebensmittelausgabe und Kleiderkammer zu schleusen. Damit dies reibungslos gelingt, ohne dass die engen Räumlichkeiten überfüllt werden, haben sich die Helfenden ein simples, aber ausgebufftes System ausgedacht.

Vor dem Eingangstor hat sich eine lange Schlange gebildet, wo die Geflüchteten teilweise über eine Stunde im Regen geduldig warten. Unter den Geflüchteten sind nur wenige Männer, stattdessen überwiegend Frauen und Kinder. Einkaufstrolleys sind bei den Ukrainern besonders en vogue, weil sich damit die Waren offenbar bequem transportieren lassen. Kurpanik überwacht an diesem Abend das Eingangstor und lässt nur schrittweise Menschen durch, um eine Überfüllung zu vermeiden. Vor dem Eingang in den Kindergarten müssen sich die Geflüchteten unter Vorzeigen ihrer Ausweise registrieren, ehe sie einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen, auf denen ihr Anspruch auf Lebensmittel samt der ihrer Kinder festgehalten ist.

Diesen Zettel legen die Geflüchteten dann bei der Lebensmittelausgabe vor, die an diesem Abend von Monika Stecher und ihrer Kollegin betreut wird. Sie können wählen zwischen Orangen- oder Apfelsaft, Spagetti oder Fusilli, Schwarztee oder Kamillentee, Tomaten oder Champignons. Es werden dort keine Mahlzeiten zubereitet, sondern die Geflüchteten bekommen jeweils gleich viele abgepackte Lebens- und Hygienemittel. Nachdem sie sich davon eine Hand voll abgeholt haben, können sie sich anschließend in der Kleiderkammer bedienen. Alle Ukrainer bedanken sich freundlich bei der Lebensmittelausgabe und ziehen weiter. Es muss schnell gehen, damit alle drankommen können.

Kommunikation erfordert pragmatische Lösungen

Die Kommunikation zwischen Helfenden und Ukrainern läuft dabei trotz Sprachbarriere mehr oder weniger reibungslos. Nicht nur, weil einige Geflüchtete mittlerweile sehr passables Deutsch sprechen, sondern auch, weil einige Helfenden sich mit der Zeit ukrainische Ausdrücke angeeignet haben. Falls doch mal Verständigungsprobleme auftreten, werden diese via Übersetzungs-App gelöst. Wichtige Mitteilungen werden zudem von einer jungen Helferin aus Aserbaidschan, die fließend Ukrainisch spricht, angesagt.

Auch wenn der Krieg sicher bei allen Betroffenen im Kopf präsent ist, scheint er in den Gesprächen an diesem Abend kein großes Thema zu sein. Die Stimmung unter allen Beteiligten ist positiv. In den zwei Stunden der Lebensmittelausgabe bleibt für Kriegsaufarbeitung leider wenig Zeit, bestätigt Monika Stecher. Nur manchmal bekomme sie Handyvideos der Ukrainer gezeigt, die die dramatischen Zustände in der Ukraine offenbaren.

Keine Werbung zur Verbreitung nötig

Die Geflüchteten erfahren von der Unterstützung in Haidhausen über „Mund-zu-Mund-Propaganda“, erklärt Stecher. Werbung, über die sozialen Medien beispielsweise, wird nicht benötigt. Stattdessen hat sich das Angebot schnell herumgesprochen unter den Geflüchteten, die teilweise auch von außerhalb Münchens anreisen, nur für Lebensmittelausgabe und Kleiderkammer.

Das Hilfsprojekt der Pfarrei in Haidhausen ist eines der wenigen seiner Art, das in München nach wie vor Bestand hat. Initiativen von anderen Pfarrgemeinden konnten unter anderem auch deshalb nicht aufrechterhalten werden, weil die entsprechenden Räumlichkeiten fehlen, erklärt Michael Kurpanik. Um ein Haar hätte dasselbe auch für das Projekt in Haidhausen gegolten, denn eigentlich hätte am Standort des alten Kindergarten St. Wolfgang längst ein Neubau entstehen sollen. Damit das Projekt weiter aufrechterhalten werden kann, ist die Pfarrei auf Spenden angewiesen.

Der Pfarrverband Haidhausen braucht zur Aufrechterhaltung der Flüchtlingshilfe Spenden


Benötigt werden dabei Geldspenden für den Einkauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln.

  • Bankverbindung: Kirchenstiftung St. Johann Baptist / Ligabank München
  • IBAN: DE45 7509 0300 0002 1433 05
  • Stichwort: Ukrainehilfe

Benötigt werden auch Sachspenden:

  • Winterkleidung für Damen und Herren, Kinderkleidung ab Größe 104, Bettwäsche, Handtücher, Decken, Taschen, Rucksäcke

Die Abgabe von Sachspenden ist möglich beim alten Kindergarten von St. Wolfgang, St.-Wolfgangs-Platz 9, 81669 München. Jeden Dienstag zwischen 17:30 Uhr und 19:30 Uhr. Telefonische Auskunft beim Pfarrverband Haidhausen: +49-(0)89-41800790.

Eineinhalb Jahre nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine hat sich in Deutschland jedoch eine gewissen Kriegsmüdigkeit breit gemacht. Die Eskalation des Nahostkonflikts sorgt zusätzlich dafür, dass sich der politische und mediale Fokus vom Krieg in der Ukraine wegbewegt. Dies geht auch an der Flüchtlingshilfe in Haidhausen nicht spurlos vorbei. „In finanzieller Hinsicht hat die Spendenbereitschaft schon abgenommen“, sagt Stecher. Dabei ist die Flüchtlingshilfe auf finanzielle Unterstützung angewiesen, weil davon die Waren für die Lebensmittelausgabe eingekauft werden. Von den gespendeten Lebensmitteln allein ließen sich nicht jeden Dienstag über 150 Geflüchtete versorgen. Immerhin: Was Sachspenden betrifft, sei die Spendenbereitschaft laut Stecher nach wie vor „ungebrochen“. Gerade die Kleiderständer lassen sich deshalb auch eineinhalb Jahre nach Kriegsbeginn immer noch problemlos füllen. Dank des Engagements von Pater Alfons Friedrich wird die Arbeit der Flüchtlingshilfe in Haidhausen auch mit einem größeren Betrag aus dem Sonderetat für Flüchtlingsarbeit der Erzdiözese München und Freising unterstützt.

„Man kann nie genug Ehrenamtliche haben“

Ein Team von insgesamt 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, in dem sich auch ukrainischsprachige Frauen befinden, kümmert sich jeden Dienstag um die Lebensmittelausgabe und die Kleiderkammer. Die Helfenden organisieren sich dabei über eine App, in die eingetragen wird, wer am folgenden Dienstag kommen kann und wer nicht. So gelingt es fast immer, dass die erforderliche Mindestanzahl von fünf Personen dienstagsabends zusammenkommt.

Das Projekt steht und fällt nicht nur mit den Spenden, sondern auch mit dem Engagement der Ehrenamtlichen. „Die Motivation bei den Ehrenamtlichen ist ja immer, anderen zu helfen“, sagt Monika Stecher. Immer mehr Institutionen und Einrichtungen setzen auf Ehrenamtliche, „ohne die geht’s halt einfach nicht!“. Ob die Pfarrgemeinde genügend ehrenamtliche Helfende habe? „Man kann immer mehr gebrauchen, man kann nie genug Ehrenamtliche haben“, betont Stecher.

Der Autor
Wanja Ebelsheiser
Volontär beim Sankt Michaelsbund
w.ebelsheiser@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

Live
Vatican-News
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Ganz. Schön. Mutig
Mail ins Studio
Grenzenlos - Das Reisemagazin
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
MKR – das Magazin
Mail ins Studio
Gottesdienst
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Kitaradio
Mail ins Studio
Innehalten mit dem MKR
Mail ins Studio
Ganz. Schön. Mutig
Mail ins Studio
Total Sozial
Mail ins Studio
Vatican-News
Mail ins Studio
Kita-Radio
Mail ins Studio