Podiumsgespräch beim Michaelsbund

Lesbisch in der katholischen Kirche

Seit langem leiden homosexuelle Katholiken darunter, wie ihre Kirche mit ihnen umgeht. Insbesondere homosexuellen Frauen fehlt es in der katholischen Kirche an Sichtbarkeit. Ein Thema, dem sich Frauenseelsorge und Regenbogenpastoral in der Erzdiözese München und Freising im Rahmen einer Veranstaltung widmen.

Ruth Kaufmann ist seit 2019 mit ihrer Frau verheiratet. Beide haben ein gemeinsames Kind. © privat

München – Fast genau zwei Jahre ist es her, dass sich 125 Mitarbeiter der Kirche im Rahmen der Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" als queer geoutet haben. “Queer“, das heißt also lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder nichtbinär. Obwohl das kollektive Coming-Out damals arbeitsrechtliche Konsequenzen hätte haben können - bis hin zur Kündigung. Denn Beschäftigte der Kirche gehen mit ihrem Arbeitsvertrag auch Loyalitätsverpflichtungen ein, die damals noch vorsahen, dass Arbeitnehmer ihr Leben an der kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre ausrichten.

Ein paar Monate nach OutInChurch veränderten die deutschen Bischöfe das kirchliche Arbeitsrecht. Seitdem dürfen das Beziehungsleben und die Intimsphäre der Mitarbeiter keinen Anlass mehr für Kündigungen bieten. Durch OutInChurch hat sich also einiges getan, was den Umgang mit queeren Personen in der Kirche betrifft. Das sagt zumindest Ruth Kaufmann, Bereichsleiterin der katholischen Jugendarbeit im Erzbischöflichen Jugendamt und Mitglied im AK Regenbogenpastoral: „Vielen Kollegen, die sich vorher mit der Lebensweise von queeren Personen nicht beschäftigt haben, wurde dadurch bewusst, wie viel Leid die Betroffenen aushalten und wie sehr sie sich verstecken mussten.“

Keine “Ehe für Alle“ in der Kirche

Von Gleichberechtigung kann aber noch nicht die Rede sein. Das lässt sich deutlich am Thema „Heirat“ festmachen: Während heterosexuelle Männer und Frauen vor den Traualtar treten können, gibt es für gleichgeschlechtliche Paare nichts Vergleichbares. Über die Öffnung des Sakraments der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gibt es nicht einmal eine echte Debatte.

Zwar erlaubte Papst Franziskus vor rund einem Monat überraschend die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Jedoch nicht ohne zu betonen, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung stets ausgeschlossen werden muss, der Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilt werden darf, und damit keinesfalls eine Änderung der katholischen Lehre einhergeht. Außerdem regte sich in der Weltkirche erheblicher Widerstand gegen die Entscheidung aus dem Vatikan.

Transpersonen heute am stärksten von Diskriminierung betroffen

Ruth Kaufmann, die selbst standesamtlich mit einer Frau verheiratet ist, erkennt zwar den Fortschritt an, bemängelt aber vor allem den Umgang von kirchlichen Seelsorgern mit transgeschlechtlichen Menschen sowie nichtbinären Personen: „Die werden überhaupt nicht akzeptiert. Ich verstehe nicht, warum man eine Transperson dazu nötigt, ihren abgelegten Namen hören zu müssen, nur weil dieser in der Taufurkunde steht.“ Kaufmann hat in ihrer Arbeit als Jugendreferentin schon einige junge Leute auf deren queeren Wegen begleitet. Sie sagt: „Menschen beim Namen zu rufen, ist etwas ur-biblisches. Das einem Menschen zu verweigern, verletzt ihn.“

Bei lesbischen Frauen geht es heutzutage weniger um fehlende Akzeptanz, sondern vor allem um fehlende Sichtbarkeit. Diese liegt laut Kaufmann weniger an der Sexualität, sondern vielmehr am Geschlecht. Da es Frauen generell an Sichtbarkeit in der Kirche mangelt, da sie bisher keine Weiheämter besetzen dürfen, mangelt es automatisch auch lesbischen Frauen an Sichtbarkeit.

Optimismus bleibt bestehen

Um auch auf diese Problematik hinzuweisen, nimmt Kaufmann am nächsten Mittwoch bei einem Podiumsgespräch in der Buchhandlung Michaelsbund zum Thema “Lesben in der katholischen Kirche“ teil. Trotz aller Baustellen bleibt die Sozialpädagogin hoffnungsvoll für die Zukunft: „Ich habe ein ganz klares Bild vor Augen, dass Frauen als Priesterinnen irgendwann das Sakrament der Ehe austeilen werden.“ Wie lange das noch dauern wird? „Das weiß ich nicht“, so Kaufmann.

Lesbische Frauen sind in der katholischen Kirche oft unsichtbar (gemacht). Zwei Jahre nach ihrem gemeinsamen Coming-out bei #OutInChurch erzählen drei lesbische Frauen aus der Erzdiözese München und Freising, was dieser Schritt für sie bedeutet und was sich seither für sie verändert hat.

Es soll aber auch um eine Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven gehen: Welche Diskriminierungen bestehen weiterhin? Was muss noch passieren, damit die Kirche für lesbische Frauen ein sicherer Ort ist und sie gleichberechtigt an ihrer Gestaltung teilhaben können?

Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Buchhandlung Michaelsbund mit der Frauenseelsorge und der Regenbogenpastoral in der Erzdiözese München und Freising.

Termin: Mittwoch, 24. Januar 2024, 19 Uhr
Ort: Buchhandlung Michaelsbund, Herzog-Wilhelm-Str. 5, München, Nähe Karlsplatz/Stachus
Anmeldung: kontakt@michaelsbund.de. Anmeldung unbedingt erforderlich, Teilnahme kostenlos.

Der Autor
Wanja Ebelsheiser
Volontär beim Sankt Michaelsbund
w.ebelsheiser@michaelsbund.de

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