Spätestens seit dem 4. Jahrhundert galt das Kreuz als offizielles Symbol des Christentums. Zu Zeiten von Kaiser Konstantins und Kaiser Theodosius war vor allem das Staurogramm und das Christusmonogramm als Zeichen verbreitet. Für die Zeit vor dem Kreuz ist seit dem Zweiten Jahrhundert auch der Fisch als christliches Symbol bekannt. Aus den Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes für Fisch „Ichtys“ ließen sich die Wörter Jesus Christus Gottes Sohn der Erlöser bilden. Verbreitet war diese Symbol allerdings eher in gelehrten Kreisen als unter dem gemeinen Volk. Dort etablierte sich schon lange vor Fisch und dem Kreuz als Bildnis der Gestus des Kreuzzeichens als Erkennungszeichen. Später entwickelte sich daraus das bildliche Kreuz als Symbol.
Antikes Victory-Zeichen
Mit der Kreuzauffindung durch Helena, die Mutter Konstantins, die das Originalkreuz, an dem Christus starb, der Legende nach im Jahr 325 nach Christus in Jerusalem gefunden haben soll, setzte sich das Kreuz als Zeichen des Christentums entgültig durch. Aus dem Reliquienkult um das Jerusalemer Kreuz entwickelte sich außerdem auch die Kreuzverehrung, die beispielsweise am Karfreitag noch vielerorts gepflegt wird. Die Kreuze, die dort verehrt werden, unterscheiden sich in der Darstellung aber meist deutlich von denen, die in der Antike üblich waren. Vorausgegangen war ein jahrhundertelanger Entwicklungsprozess in Kunst und Theologie.
„In der frühesten Zeit ist das Kreuz nicht unbedingt ein Leidenszeichen“, erklärt Kreuzexperte Stefan Heid. Vielmehr wird es als eine Art antikes Victory-Zeichen verwendet. Ein Symbol für Christi Sieg über den Tod. Erst deutlich später, etwa ab dem Jahr 1000 nach Christus, wird das Kreuz wieder verstärkt als Symbol des Leidens gedeutet und das Kruzifix, das Kreuz mit dem leidenden gekreuzigten Christus, wird zur populären Darstellungsform, erklärt Stefan Heid: „Das Hochmittelalter war eine außerordentlich hoch entwickelte Zeit für die damaligen Verhältnisse und durch die Universitäten ändert sich auch die religiöse Wahrnehmung, mit der die Heilige Schrift dann ganz anders gelesen wird.“ In Folge dessen werden möglichst realistische Darstellung des Kreuzestodes zum künstlerischen Ideal.
Ein Friedenssymbol
Heute ist das Kreuz noch immer das Symbol der Christen, aber in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft wächst auch Unverständnis darüber, dass dieses Bildnis einer grausamen Hinrichtung an öffentlichen Orten hängt. Für Kreuzexperte Stefan Heid steckt aber gerade in dieser Darstellung eine Botschaft, die auch heute noch aktuell ist. „Im Kreuz steckt genau die Gewalt, die erlitten wird, ohne dagegen zu schlagen. Also ist das Kreuz doch eindeutig ein Zeichen, dass zum Frieden auffordert.“