Dachau – Ein antisemitischer Hetzbrief aus anonymer Feder ist im Briefkasten des Karmelitinnenklosters an der KZ-Gedenkstätte Dachau gelandet. "Der Inhalt dieses Briefes ist, vorsichtig ausgedrückt, unmöglich", sagte eine Ordensfrau der "Süddeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe Montag). Das Kloster habe Anzeige erstattet. Der Bericht zitiert den Fürstenfeldbrucker Kripochef Manfred Frei. Demnach erfüllt der Inhalt des Schreibens den Tatbestand der Holocaust-Leugnung.
Briefe gingen auch an andere Einrichtungen und Kommunalpolitiker
Der zentrale Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck, habe das Verfahren an sich gezogen. Laut SZ sind der Polizei inzwischen 203 identische Briefe bekannt, die seit September 2020 über das Briefzentrum 82 in Starnberg an Adressen in ganz Bayern versandt wurden. Auch Mitarbeiter der evangelischen Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte sowie andere Einrichtungen und Kommunalpolitiker hätten das Schreiben erhalten. Eine heiße Spur zum Verfasser gebe es trotz intensiver Fahndung bisher nicht. Die Ermittler vermuteten, dass es sich um eine einzelne ältere Person handle.
Der Brief an den Karmel Heilig Blut sei an Priorin Schwester Irmengard Schuster adressiert gewesen. Als Absender sei einer von acht bereits verwendeten Alias-Namen angegeben worden, alle hätten einen Bezug zur NS-Zeit. Das Schreiben sei im Kloster vor anderthalb Wochen eingegangen, nachdem es seit Februar keine solchen Briefe mehr gegeben habe. (kna)