Wer dem bayerischen Märchenkönig Ludwig II. aufdie Spur kommen möchte, der besichtigt eines der von ihm erbauten Schlösser: Linderhof, Herrenchiemsee oder natürlich Neuschwanstein. Oder er pilgert zu jenem geheimnisumwitterten Ort im Starn-berger See, wo der „Kini“ am 13. Juni, dem Pfingstsonntag, des Jahres 1886 unter bis heute ungeklärten Umständen bei einem Spaziergang mit seinem Leibarzt den Tod fand. Eine Votivkapelle und zwei Kreuze erinnern daran und am Todestag wird jährlich eine Gedenkveranstaltung abgehalten.
Was weniger Menschen wissen: Sie könnten dem Monarchen auch ganz unmittelbar einen Besuch abstatten. Dazu bräuchten sie nur in die Gruft einer Kirche hinabzusteigen, in der 40 geborene oder verheiratete Wittelsbacher ihre letzte Ruhe gefunden haben. Tausende Trauernde hatten im Sommer 1886 Ludwigs Leichenzug durch die Münchner Innenstadt dorthin begleitet.
Selbst der Herzog musste Ludwig Platz machen
Auch heute ist der Sarg des bekanntesten in dieser Gruft bestatteten Adligen nicht zu verfehlen: Er ist zentral positioniert – selbst Herzog Wilhelm V., genannt der Fromme, unter dem die in dieser Rätselfolge gesuchte Kirche – übrigens explizit als Grablege – erbaut wurde, musste ihm Platz machen. Außerdem ist der Sarkophag mit einer nachgebildeten Krone verziert und häufig mit Blumen geschmückt.
Umgeben ist der Monarch von einigen Verwandten, darunter seinem jüngeren Bruder Otto und seinem Cousin Leopold von Bayern, dem Sohn seines Amtsnachfolgers Prinzregent Luitpold und jüngeren Bruder von König Ludwig III., sowie dessen Frau Gisela von Österreich, einer Tochter von Ludwigs Großcousine Sissi. Die meisten bayerischen Wittelsbacher haben ihre letzte Ruhestätte in jüngerer Zeit jedoch in der Gruft eines anderen Gotteshauses in der bayerischen Landeshauptstadt erhalten. Im Vorraum befinden sich zudem sechs Herzurnen der Familie der Herzöge von Leuchtenberg.
Immer noch Spekulationen über Ludwigs Ableben
Ludwigs Herz hingegen ruht nicht unter der gesuchten Kirche. Und das nicht etwa, weil es sich ein besonders Königstreuer als Souvenir mit nach Hause genommen hätte. Nein, nein. Das Herz des Monarchen wurde traditionsgemäß in einen anderen, rund neunzig Kilometer entfernten Andachtsraum überführt. Wenn Sie es sehen möchten, drehen Sie der Schwarzen Madonna bei ihrem nächsten Besuch in der Altöttinger Gnadenkapelle einfach mal kurz den Rücken zu.
Aber Sarg und Herzurne hin oder her: Da es die Wittelsbacher strikt ablehnen, Ludwigs Leichnam für Untersuchungen seiner Todesursache freizugeben, werden die Spekulationen über sein Ableben weiterhin ins Kraut schießen – und die Faszination für diesen schillernden Monarchen lebendig halten, mag sich der zu Lebzeiten eher menschenscheue Ludwig deshalb auch im Grab umdrehen.
In welchem Gotteshaus befindet sich unsere heutige Krypta?