Bestattung und Trauerbegleitung

Trauernde bei der Hand nehmen

Als Bestatter ist Thomas Schmid nicht nur für würdige Begräbnisse verantwortlich. Er sieht er seine Aufgabe auch darin, Trauernde zu begleiten und zu trösten. Eine große Rolle spielt dabei seine christliche Überzeugung.

Thomas Schmid und sein Sohn Alexander leiten "Trauerdienste Schmid" mit Niederlassungen in München, Ottobrunn und Markt Schwaben. © Meier

München – Als Kind waren ihm Friedhöfe nicht so ganz geheuer. Dass er später einmal beinahe täglich auf ihnen zugange sein würde, das hätte er damals wohl nicht gedacht. Er ist da gewissermaßen „reingerutscht“, wie er selbst sagt. Begonnen hat alles mit der Musik: Der Pfarrer hatte den jungen Organisten gefragt, ob er nicht auch auf dem Friedhof Orgel spielen könnte – er sagte zu. „Und da habe ich festgestellt, dass die Menschen dort genau die gleichen sind, wie woanders auch“, erinnert er sich 40 Jahre später. „Manche haben vielleicht einen eigenen Humor. Aber das haben Ärzte und Priester ja auch.“ Thomas Schmid schmunzelt.

Allround-Talente

Heute ist der 60-Jährige einer der bekanntesten Bestatter in München und Umgebung. Das hängt sicherlich nicht zuletzt damit zusammen, dass er sich auch als Trauerredner und Kirchenmusiker einen Namen gemacht hat und in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Konzerte und Veranstaltungen geplant und durchgeführt hat. Ein echter Allrounder sozusagen. „Jeder Tag ist ein Geschenk. Mach was draus!“ – Ein Motto, das Schmid verinnerlicht hat und auch immer wieder denjenigen Menschen predigt, die ihm am Herzen liegen. Er ist nämlich der festen Überzeugung: Fähigkeiten bedeuten auch die Verantwortung, etwas aus ihnen zu machen.

Das gilt auch für seinen Sohn Alexander, der seit 2009 im Unternehmen mitarbeitet und mittlerweile gemeinsam mit seinem Vater die Geschäfte leitet. Alexander hat Neuere deutsche Literatur, bayerische Geschichte und Soziologie studiert, bevor er mit 28 Jahren im Jahr 2015, nach bestandener Prüfung, Bekanntheit als jüngster geprüfter Bestatter in München und Umgebung erlangte. Umsonst studiert hat sein Sohn keinesfalls, davon ist Thomas Schmid überzeugt: „Es geht darum, was man lernt und was man mitnimmt. Aus den eigenen Fähigkeiten etwas machen – das ist das, worauf es ankommt: verantwortlich mit dem eigenen Leben umzugehen.“

Ein christlicher Dienst

Verantwortung – ein Begriff, von dem Schmid häufig spricht. Kein Wunder, schließlich trägt er eine Menge von ihr: für seine Familie, seine Mitarbeiter, aber vor allem auch für die Menschen, die „Trauerdienste Schmid“ in den schweren Stunden des Abschieds, beim Tod eines Angehörigen, vertrauen. „Wenn ich eine Bestattung für jemanden ausrichte, habe ich eine immense Verantwortung. Wenn da etwas schiefgeht, vergessen das die Menschen nie. Heiraten kann man zur Not zweimal, Bestatten nicht“, betont er.

Sterbebildchen, Todesanzeige in der Zeitung, Auswahl von Sarg oder Urne, Blumenschmuck, musikalische Gestaltung der Trauerfeier – es gibt viele einzelne Aspekte, die zu einem tröstlichen Abschied beitragen. „Eine Beerdigung ist nie schön“, weiß Schmid. „Aber wenn ich erreichen kann, dass die Menschen getröstet daran zurückdenken, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.“ Seine Arbeit begreift Schmid zutiefst als christlichen Dienst. „Eine der sieben Barmherzigkeiten ist die Totenbegrabung“, bekräftigt er.

Trauernde individuell begleiten

Trauerbegleitung, das bedeutet für ihn, die Trauernden bei der Hand zu nehmen – auch wortwörtlich: Bei der Beerdigung nimmt er schon mal den ein oder anderen Angehörigen bei der Hand, führt ihn sanft weg, damit auch die anderen Trauernden herantreten können. „Das geht natürlich nur, wenn ich auf dem Friedhof dabei bin“, erklärt er. „Meine Mitarbeiter oder ich, wir sind als Ansprechpartner da. Die Angehörigen sehen jemanden, den sie kennen. Das ist eine Beruhigung.“

Bei der Hand nehmen, das bedeutet für ihn aber auch, die Trauernden bei der Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten individuell zu beraten. Das erfordert eine gute Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und auch eine gewisse Erfahrung. Schmid hat eine mehrjährige Trauerpsychologie-Ausbildung an der Universität Regensburg absolviert und in den vergangenen 40 Jahren viele Menschen trauern sehen. Er weiß, dass jeder anders mit dem Schmerz umgeht. „Manche verbergen ihre Trauer hinter Ruppigkeit“, erzählt er. „Andere sind völlig apathisch. Wieder andere verstecken ihren Schmerz hinter einer starken Überdrehtheit.“ Auf all diese unterschiedlichen Formen der Trauerbewältigung muss er gefasst sein, wenn er einen Trauerfall aufnimmt.

Corona erschwert vieles

Wenn er Menschen zuhause besucht, die gerade jemanden verloren haben, lautet seine Devise: „Die Aktentasche bleibt erstmal zu!“ Zunächst gehe es darum, einfach zuzuhören. „Das Reden, das Erzählen ist so wichtig. Ich habe das bei meiner Mama erlebt. Du erzählst hundert Mal das Gleiche, das muss raus“, berichtet Schmid.

Wie so viele gesellschaftliche Bereiche hat Corona auch die Trauerbegleitung völlig auf den Kopf gestellt. Teilweise mehrfach täglich ändern sich die Bestimmungen, wie viele Menschen an Beerdigungen teilnehmen dürfen und in welchem Rahmen Abschied genommen werden darf. „Es ist sehr schwierig, das den Menschen zu vermitteln“, gibt Schmid zu. „Ich fürchte, das wird viele seelische Lücken und Verletzungen hinterlassen.“

Den Tod nicht verdrängen

Der Tod gehört zum Leben mit dazu, das ist nicht nur für Bestatter mehr als nur eine Redewendung. Früher war es selbstverständlich gewesen, dass die Toten aufgebahrt wurden und die Angehörigen sich von den Verstorbenen verabschiedeten. „In den 1970-er und 1980-er Jahren kam eine Zeit, da wurden die Häuser immer höher, die Wohnungen immer kleiner, und der Tod wurde immer mehr verdrängt. Dann ging die Tendenz in die Richtung: Weg mit dem Toten, gleich abholen!“ Mittlerweile habe Schmid aber das Gefühl, dass Verdrängen des Todes nehme wieder etwas ab: „Ich glaube, dass unsere Hospizdienste eine wunderbare Arbeit leisten. Es dürfen wieder vermehrt Menschen daheim sterben. Angehörige werden auch vorbereitet, damit Sterbende nicht abgeschoben werden. Und das ersetzt ein bisschen den offenen Sarg am Friedhof, denn auch so können Menschen sich von dem Sterbenden verabschieden, ihn noch einmal sehen, bevor sie loslassen müssen.“

Loslassen – das verlangt Sterbenden und Angehörigen oft viel ab. Immer wieder berichten Menschen in ihren letzten Stunden, Besuch von bereits vorausgegangenen Verwandten oder auch von freundlich lächelnden Fremden bekommen zu haben. „Personen, die solche Erscheinungen haben, fällt es oft leichter, loszulassen, weil sie das Gefühl haben, gut aufgehoben zu sein“, weiß der Kirchenmusiker. Ein Arzt hat ihm einmal gesagt: „Egal, wo wir sterben: Es ist auf der anderen Seite jemand, der uns abholt.“ Davon ist auch Thomas Schmid überzeugt. (Katharina Zöpfl)

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Tod und Sterben

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