Michaelsbund: Spenden für Volontariat gesucht

Gefragt: Kritische und umsichtige Journalisten

Die Ausbildung soll keine stramme Kirchenideologen erziehen, sondern umsichtige und kritische Journalisten, die auch die Gegensätze und unterschiedlichen Meinungen zu einem Thema im Blick behalten. Experten für Informationen und Geschichten, die ihre Quellen prüfen und die Sorgfaltspflicht wahren. Dazu gehört es, das redaktionelle Handwerk zu kennen, Nachrichten von Kommentaren zu trennen, einzuschätzen, wann ein sachlicher Bericht oder eine lebendige Reportage einem Thema angemessen ist, aber auch eine leser-, hörer- und nutzerfreundliche Sprache zu entwickeln.

Zwei Jahre dauert ein Volontariat in den Redaktionen des Sankt Michaelsbundes, der dabei mit der katholischen Journalistenschule ifp (Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses) zusammenarbeitet. Im ersten Jahr umfasst es das Kennenlernen aller vier Teilredaktionen, die das katholische Medienhaus unter seinem Dach vereint: Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Drei Monate lang lernen die Volontäre jeden Bereich kennen.

Einzigartige Ausbildung

Im zweiten Ausbildungsjahr wählen sie eine Schwerpunktredaktion aus. „Dabei achten wir aber darauf, dass sie das zuvor Gelernte nicht vergessen“, betont Ausbildungsleiter Alois Bierl. „Wer sich für den Hörfunk entscheidet, soll bei passenden Themen auch einen Zeitungsartikel schreiben, einen TV-Beitrag begleiten oder eine Instagram-Geschichte dazu posten.“ Da die Volontäre auch die seit über 120 Jahren im Michaelsbund verankerte Betreuung von katholischen öffentlichen Büchereien kennenlernen, „berührt ihre Ausbildung tatsächlich jede Mediengattung, das ist in Deutschland einzigartig und darauf sind wir auch stolz“, erklärt Alois Bierl.

Durch die mehrwöchigen Fachkurse im ifp und drei Monate im Praktikum in anderen Medienhäusern vertiefen die Volontäre ihre theoretischen Kenntnisse und sammeln weitere journalistische Erfahrungen. Dass sie dadurch in den eigenen Redaktionen fehlen, nimmt der Sankt Michaelsbund im Interesse einer guten Ausbildung in Kauf. Direktor Stefan Eß möchte, „dass spitzenmäßig geschulte Jungjournalisten unser Haus verlassen.“ Nicht umsonst erhalten Volontäre des katholischen Medienhauses immer wieder Nachwuchspreise.

Zuschüsse gehen zurück

Für die journalistische Ausbildung wendet der Sankt Michaelsbund viel Zeit und auch erhebliche Mittel auf. Auf 80.000 Euro beziffert Stefan Eß die Kosten für jedes Volontariat. Die kommen aus eigenen Einnahmen, aber auch aus kirchlichen Zuschüssen. Letztere schrumpfen aber bereits jetzt und ziemlich sicher auch in Zukunft. „Darum sind wir bei unseren Volontariaten jetzt auf großzügige Spender angewiesen.“ Denen verspricht Stefan Eß einen hohen ideellen Gewinn: „Der Sankt Michaelsbund hilft mit, dass Qualitätsjournalismus auch in Zukunft kraftvoll zubeißen kann, kirchliche Fragen in den Medien kompetent behandelt werden und die Meinungsvielfalt erhalten bleibt.“ Dieses Anliegen mit Spenden zu unterstützen, sei auch ein Beitrag dazu, „dass der religiöse Grundwasserspiegel in unserer Gesellschaft nicht weiter sinkt.“ (smb)