Angebote für ältere Menschen

Seniorenpastoral: Im Alltag Kraft tanken

Die Seniorenpastoral im Erzbistum München und Freising will Wege raus aus der Einsamkeit zeigen. Aus Erfahrung weiß Leiterin Adelheid Widmann, dass es vielen Senioren schwerfällt, um Hilfe zu bitten.

"Das Alter ist eine ganz spannende Lebensphase." © stock.adobe.com - sculpies

München – „Senioren sind so oder so und brauchen das und das.“ Solche Aussagen hört Adelheid Widmann oft von Kollegen, die nicht mit älteren Menschen arbeiten. Doch Widmann hat sich bewusst dafür entschieden, als Leiterin der Abteilung Seniorenpastoral im Erzbistum München und Freising Angebote für ältere Menschen zu entwickeln, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. „Das Alter ist eine ganz spannende Lebensphase und es ist sehr bereichernd für mich, von ihren Lebensschätzen und -erkenntnissen zu erfahren.“ 

Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, sich nach Möglichkeit viel zu bewegen. Für die, die ihr Leben lang Sport gemacht haben, ist das kein Problem, doch Widmann und ihre Kollegen kennen auch viele Bewegungsmuffel. Schließlich wurden die wenigsten im Laufe ihres Lebens gefragt, auf welche Sportart sie Lust haben. Deshalb bietet zum Beispiel die Seniorenpastoral in den Dekanaten Rottenbuch und Werdenfels in Kooperation mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Garmisch-Partenkirchen den Kurs „Meditative Tänze“ an. Durch Tanz oder Bewegung im Sitzen können sich die Menschen neu erspüren und wahrnehmen, auch wenn sie vielleicht bewegungseingeschränkt sind. Musik, Lieder, Gesang und Tanz helfen dabei, neue Lebensenergie zu tanken und mit sich selbst verbunden zu sein.

Blick für das Schöne im Alltag

Das Angebot „Fitness für Leib & Seele auf der grünen Wiese“ im Münchner Stadtteil Berg am Laim richtet sich an Menschen, die Freude daran haben, in Bewegung zu sein. Dazu gibt es spirituelle Impulse, die sich entweder am Kirchenjahr, Bibelstellen oder an Themen orientieren, die Senioren in ihrem Alltag beschäftigen. Ihr Blick für das Schöne im Alltag soll geschärft werden, aber auch das Abschiednehmen wird thematisiert.

„Wie nehme ich die Schöpfung wahr? An einem regnerischen Apriltag denken vielleicht viele: Was für ein grausiger Tag! Eine gute Übung wäre jedoch, sich zu sagen: Das ist aber eine lustige Wolkenformation! Oder: Wie schön, für eine halbe Stunde hat mal wieder die Sonne geschienen!“ Für diesen Blick auf die Welt, der das Gute im Alltag schätzt, möchte die Seniorenpastoral die Menschen öffnen.

So wie ich bin, bin ich Gottes geliebtes Geschöpf! So sollen sich die älteren Menschen wahrnehmen. Dazu gehört auch, sich mit den Brüchen in der eigenen Biografie zu versöhnen, anstatt sich darüber zu grämen und an der Vorstellung festzuhalten, die die Gesellschaft von einem gelungenen Leben vorgibt. Der Blick auf das eigene Leben soll den älteren Menschen klarmachen, wie viel sie durchgestanden haben. Daraus sollen sie Kraft gewinnen.

Ausflüge sind besonders beliebt

Viele Menschen, deren Lebensuhr voranschreitet, ziehen sich in die Einsamkeit zurück, weil ihre psychischen oder physischen Ressourcen schwinden. „In solchen Fällen sind wir darauf angewiesen, dass uns jemand auf diese Menschen aufmerksam macht, damit wir mit ihnen in Verbindung treten können“, sagt Widmann. Aus Erfahrung weiß sie, dass es vielen Senioren schwerfällt, um Hilfe zu bitten. Dem will die Seniorenpastoral entgegenwirken. Besonders beliebt sind Ausflüge, bei denen spazieren gegangen oder etwas besichtigt wird: „Für viele ist das ein Highlight, denn sie kommen raus aus ihrer gewohnten Umgebung und müssen sich um nichts kümmern.“

Während der Pandemie entstand die Kampagne „In Verbindung bleiben“. Kleine Impulse, die dazu anregen sollen, sich mit der eigenen Alltagsspiritualität zu befassen und sich untereinander zu vernetzen. „Viele ältere Menschen brauchen diesen kleinen Kick, um auf andere zuzugehen“, weiß die Leiterin der Seniorenpastoral.

"Tankstelle für die Seele"

Manche Senioren sind nicht mehr beweglich, haben aber Sehnsucht danach, das Viertel noch einmal zu sehen, in dem sie aufgewachsen sind. Die Fahrradrikscha erfüllt ihnen diesen Wunsch und lässt sie noch einmal den Fahrtwind spüren. Die „Tankstelle für die Seele“ richtet sich an Angehörige, die zu Hause einen geliebten Menschen pflegen. Hier haben sie die Möglichkeit, sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Ihre Bedürfnisse stehen im Vordergrund, ein Segen oder ein Gebet soll ihnen Kraft geben.

„Der Seniorennachmittag ist für viele Menschen ein Stück Heimat, das ihren Alltag unterbricht. Hier sehen sie vertraute Gesichter und bekommen schöne Anregungen“, erzählt Widmann. Doch sie macht auch die Erfahrung, dass einige davor zurückschrecken, weil sie sich nicht als Senior empfinden und Vorurteile haben. Deshalb überlegt die Seniorenpastoral, sich in „Abteilung für Menschen mit viel Lebenserfahrung“ umzubenennen.

Die Arbeit der Seniorenpastoral basiert auf dem „diakonisch-mystagogischen“ Seelsorgeansatz. Diakonisch bedeutet, dass der Seelsorger einen Raum der Wertschätzung schafft, in dem der andere ein Gast auf Augenhöhe ist. Mystagogisch meint das Suchen nach dem Geheimnis: Was trägt mich? Was bedeutet Gott für mich? Der Ansatz beginnt beim Hören. Der Einzelne soll mit seiner Lebensgeschichte wahrgenommen werden. Im zweiten Schritt geht der Seelsorger ein Stück des Weges mit dem Menschen, der ihm anvertraut ist. Das kann über einen kurzen oder längeren Zeitraum sein. Danach kommt das „Mitsuchen“. Hier schaut der Senior gemeinsam mit dem Seelsorger darauf, was ihn trägt und ihm Kraft gibt. Zum Schluss geht es darum, das eigene Leben auf religiöse Weise zu deuten, zum Beispiel auf der Grundlage der Heilsgeschichte.

Für Gott braucht es den richtigen Augenblick

Doch zur religiösen Deutung kommt es gar nicht immer, sagt die Leiterin der Seniorenpastoral: „Dafür braucht es den richtigen Augenblick.“ Denn darauf zu vertrauen, in Gottes Hand geborgen zu sein, ist eine große Herausforderung, gerade wenn der Glaube im Laufe des Lebens verletzt wurde. „Viele Frauen haben im Raum der Kirche Erschreckendes erfahren, gerade bezogen auf das Gottesbild. Wir wissen natürlich, dass Gott nicht Mann oder Frau ist, aber die Fokussierung auf das Männliche ist für viele Frauen eine Einschränkung, die sie bis ins hohe Alter mitgeschleppt haben.“ Im Gespräch mit dem Seelsorger können sie lernen, dem Göttlichen anders zu begegnen.

Die sehr persönliche Arbeit mit den Senioren verlangt den Seelsorgern ab, sich individuell auf jeden Einzelnen einzulassen. Deshalb haben alle Mitarbeitenden – Pastoral- und Gemeindereferenten/-innen, Diakone oder Priester – hierfür eine Zusatzausbildung. So sind sie zum Beispiel dafür gerüstet, mit psychiatrischen Veränderungen umzugehen. Dieser Fokus auf die Seelsorge ist für Widmann und ihre Kollegen wichtig: „Als Kirche können wir nur dann fortbestehen, wenn wir uns auf das besinnen, was wir wirklich können – und das ist die Seelsorge.“

Der Redakteur
Maximilian Lemli
Münchner Kirchenzeitung
m.lemli@michaelsbund.de

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