Christliches Gebot

Sechs Heilige der Nächstenliebe

Die katholische Kirche verehrt diese Frauen und Männer, die sich wie Jesus um die Armen kümmerten.

Menschen in Not helfen: Nächstenliebe ist ein christliches Gebot. © POLONIO VIDEO - stock.adobe.com

  • Nikolaus von Myra

Nikolaus von Myra wird wahrscheinlich um 270 nach Christus in Patara in Lykien (heute Teil der türkischen Südküste) geboren. Später weiht man ihn zum Bischof von Myra, dem heutigen Demre in der Provinz Antalya in der Türkei. Er stirbt an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351 nach Christus. Seine Gebeine werden im Jahr 1087 von italienischen Seeleuten geraubt und nach Bari in Süditalien transportiert. Das Grab von Nikolaus befindet sich bis heute in der dortigen Basilika San Nicola in Bari. Viele Legenden ranken sich um seine Person. Eine besagt, dass Nikolaus – damals noch nicht Bischof – nachts drei Klumpen Gold durch das Fenster eines armen Mannes geworfen habe. Damit habe er dessen drei Töchter gerettet, die der arme Mann aus materieller Not sonst hätte verkaufen müssen. Der heilige Nikolaus ist aber auch der Patron der Seeleute. So soll er Schiffern in Seenot erschienen sein und sie tatkräftig aus dem Sturm gerettet haben. Außerdem soll er Myra durch eine wundersame Kornvermehrung vor einer Hungersnot bewahrt haben.

  • Martin von Tours

Martin wird im Jahr 316 im heutigen Ungarn geboren. Der Sohn eines römischen Tribuns tritt auf Wunsch seines Vaters in die römische Armee ein. Kurz vor Ablauf seiner Dienstzeit wird er mit 18 Jahren getauft. In diese Zeit fällt auch die berühmte Begegnung mit dem Bettler am Stadttor von Amiens, dem Martin die Hälfte seines Mantels überlässt. Nachts erhält er, so erzählt die Legende, den halben Mantel von Christus zurück. Später quittiert Martin seinen Dienst und lebt zunächst als Einsiedler. Ab 371 ist er Bischof von Tours im heutigen Frankreich. Martin stirbt am 8. November 397. Sein Grab befindet sich in der Kathedrale von Tours. Er ist der erste kanonisierte Nichtmärtyrer. Die häufig am 11. November, seinem Gedenktag, verzehrte Martinsgans erinnert an die Legende, nach der sich der Heilige in einem Gänsestall versteckt haben soll, um seiner Wahl als Bischof zu entgehen. Die schnatternden Tiere sollen ihn jedoch verraten haben. Andere Martinsbräuche, wie Feuer und Fackelzug, sind heidnischen Ursprungs.

  • Vinzenz von Paul

Vinzenz von Paul gilt als der Begründer der neuzeitlichen Caritas. Sein Leitspruch lautet: „Liebe sei Tat.“ Er stammt aus Pouy, dem heutigen Saint-Vincent-de-Paul, in Frankreich, wo er am 24. April 1581 als Sohn einfacher Bauersleute geboren wird. Von seiner Familie zum Priesterberuf bestimmt, wird er schon mit 19 Jahren zum Priester geweiht. Nach Jahren der Sinnsuche findet Vinzenz im Dienst am Nächsten seine Berufung. Er organisiert Volksküchen, nimmt sich der Versorgung von Kranken, Notleidenden, Bettlern sowie der Betreuung und Erziehung von Findelkindern an. 1625 gründet Vinzenz von Paul die Gemeinschaft der Missionspriester, auch Vinzentiner genannt. Acht Jahre später folgt 1633 zusammen mit Luise von Marillac die Gründung einer Frauengemeinschaft. Sie heißen „Töchter der christlichen Liebe, Dienerinnen der Armen“ oder nach dem Gründer schlicht „Vinzentinerinnen“. Vinzenz von Paul stirbt am 27. September 1660 in Paris und wird 1737 heiliggesprochen.

  • Luise von Marillac

Eng mit dem Leben und Wirken des Vinzenz von Paul verbunden ist Luise von Marillac (1591 – 1660). Sie stammt aus einer der vornehmsten Familien Frankreichs. Mit 21 Jahren heiratet sie, wird aber nach zwölfjähriger Ehe Witwe. Allein mit ihrem Sohn lernt sie Vinzenz von Paul kennen. Sie wird seine engste Mitarbeiterin. Gemeinsam gründen sie 1633 in Paris die „Filles de la Charité“, die Gemeinschaft der „Töchter der christlichen Liebe“, die auch die ideelle Vorläuferorganisation der heutigen „Kongregation der Barmherzigen Schwestern von heiligen Vinzenz von Paul“ ist. Erstmals in der Kirchengeschichte wirken Ordensfrauen außerhalb ihrer Klostermauern und gehen dorthin, wo die Not am größten ist: in Elendsviertel, Kranken- und Waisenhäuser. Luise verfasst die Hausordnung, leitet bis zu ihrem Tod das Mutterhaus. Von ihr stammt das Wort: „Geht nie mit den Kranken nachlässig um, sondern versorgt sie mit warmherziger Liebe, dient ihnen von Herzen, erkundigt euch genau über das, was sie nötig haben, sprecht zu ihnen mit zartem Mitgefühl, versorgt sie ohne Hast … Seid vor allem um ihr geistliches Wohlergehen besorgt, geht nie ohne ein gutes Wort von den Kranken weg.“ Und: „Man muss zuerst selbst handeln, um andere zum Handeln zu motivieren.“

  • Mutter Teresa

Als Papst Johannes Paul II. am 19. Oktober 2003 Mutter Teresa von Kalkutta in Rom nach dem kürzesten Seligsprechungsprozess aller Zeiten seligspricht, nennt er sie „eine der größten Missionarinnen des 20. Jahrhunderts“. Am 4. September 2016 folgt die Heiligsprechung durch Papst Franziskus. Die kleine alte Frau im weißen Baumwoll-Sari mit den blauen Streifen ist fast so etwas wie ein Ikone, für unzählige Jugendliche weltweit bis heute ein Vorbild, spätestens nachdem sie 1979 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist. Agnes Gonxhe Bojaxhiu, unter diesem Namen wird sie 1910 in Skopje im heutigen Nordmazedonien als Tochter eines Bauunternehmers der albanischen Bevölkerungsgruppe geboren und katholisch getauft, steht für eine fast übermenschliche selbstlose Hingabe an die Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta. Sie ist der Engel der Nächstenliebe für verlassene Kinder, Kranke und Sterbende, um die sich niemand kümmert. „Um die Armen verstehen zu können, müssen wir wissen, was Armut ist”, lautet ein bekanntes Wort von ihr. Erst nach ihrem Tod am 5. September 1997 wird bekannt, dass Mutter Teresa auch jahrelange und tiefe Phasen der Gottverlassenheit kannte. Die von ihr im Jahr 1950 gegründeten „Missionarinnen der Nächstenliebe“ führen ihr Werk weltweit fort.

  • Elisabeth von Thüringen

Elisabeth von Thüringens kurze Lebensspanne umfasst 24 Jahre. Sie ist zum Inbegriff des barmherzigen und karitativen Menschen geworden – darum ist sie auch die Patronin der Caritas. Die Königstochter aus Ungarn wird im Alter von 14 Jahren mit dem Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen vermählt. Elisabeth strebt nach einem Leben in der Nachfolge Christi. Sie verteilt in großen Mengen Vorräte an die Bevölkerung und gründet ein Hospital am Fuß der Wartburg. Dabei kommt es zur wahrscheinlich berühmtesten Legende, dem „Rosenwunder“. Als Elisabeth eines Tages auf dem Weg nach Hause ist, begegnet ihr Ludwig, der fragt, was in ihrem Korb sei. Als sie das Tuch vom Korb hebt, sind aus den ursprünglichen Brotlaiben Rosenblätter geworden. 1227 bricht Landgraf Ludwig zum Kreuzzug auf und stirbt auf dem Weg ins Heilige Land. Für Elisabeth wird nun das Leben am Hof zur Qual. Sie verlässt die Wartburg und gründet in Marburg ein Spital, das sie nach ihrem großen Vorbild Franz von Assisi benennt. Schließlich gibt sie ihre drei Kinder in Pflege, legt als Franziskaner-Terziarin die Gelübde ab und verschreibt sich gänzlich dem Dienst an den Armen und Kranken. Die junge Frau stirbt körperlich völlig aufgezehrt am 17. November 1231. Bereits vier Jahre später wird Elisabeth heiliggesprochen.

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

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