Priester Jorge Nazareno

Rückkehr nach Ecuador

Partnerschafts-Priester Jorge Nazareno kehrt nach sieben Jahren zurück in seine Heimat Ecuador. Welche Erfahrungen er im Erzbistum gemacht hat, lesen Sie hier.

Jorge Nazareno war der erste Priester, der von der ecuadorianischen Bischofskonferenz im Rahmen der Partnerschaft mit dem Erzbistum München und Freising nach Deutschland entsandt wurde. © Wackers

München – Seine Zeit in Deutschland geht zu Ende. Im August will Jorge Nazareno nach Ecuador zurückfliegen, die Fluggesellschaft hat Ticket und Termin bestätigt. Der katholische Priester kehrt in seine Heimat zurück, nach Manabí, wo auch seine Familie lebt. Sieben Jahre lang war er nicht mehr dort. Welche Aufgabe sein Bischof im Erzbistum Portoviejo für ihn vorgesehen hat, weiß er noch nicht. Vor allem nicht, seitdem sich auch sein Land durch die Corona-Pandemie verändert hat. Die soziale und politische Situation in Ecuador hat sich in den vergangenen Monaten verschärft. „Die Armut ist sichtbarer geworden. Jetzt habe ich wieder das Gefühl, ich komme in ein unbekanntes Land, genau wie damals, als ich nach Deutschland kam“, sagt der 37-Jährige. Nazareno war der erste Priester, der von der ecuadorianischen Bischofskonferenz im Rahmen der Partnerschaft mit dem Erzbistum München und Freising 2013 nach Deutschland entsandt wurde.

Geboren ist Nazareno 1983 in Manabí. Er hat sechs Geschwister. „Ich bin genau in der Mitte“, sagt er lachend. Schon während seiner Schulzeit war er in der Jugendarbeit engagiert. Nach seinem Abitur trat er 1999 in Portoviejo ins Priesterseminar ein, studierte Theologie und empfing dort 2007 die Priesterweihe. Als Kaplan wurde er nach Pedernales versetzt, eine Stadt, die 2016 im Epizentrum eines schweren Erdbebens lag und völlig zerstört wurde. Von Deutschland aus organisierte er damals Hilfe für die Menschen.

Bedenkzeit erbeten

Als Priester wurde er 2010 zum Vorsitzenden der pastoralen Berufungskommission ernannt. Zwei Jahre später bekam er eine Anfrage von Erzbischof Lorenzo Voltolini, ob er zum Aufbaustudium nach Deutschland gehen wolle, auch um weitere Erfahrungen in der pastoralen Arbeit zu sammeln. Jorge hatte damit gerechnet, dass er, wie seine Mitstudenten, nach Rom geschickt würde. Deshalb erbat er sich zunächst eine Bedenkzeit. Vor seiner Ausreise nach Deutschland belegte er in Quito vier Monate lang einen Deutschkurs am Goethe-Institut. In dieser Zeit wohnte er bei dem aus Traunstein stammenden Priester Martin Schlachtbauer, der in der ecuadorianischen Hauptstadt als Vertreter der Erzdiözese gegenüber der dortigen Bischofskonferenz eingesetzt ist. „Er war ständig unterwegs“, erzählt Nazareno, der ihn in dieser Zeit bei der Seelsorge am Krankenhaus „Hospital del Sur“ unterstützte und dort oft Gottesdienste hielt. Ende August 2013 landete Jorge am Flughafen in München. Sein erster Eindruck von Deutschland: die gut ausgebauten Straßen und die Ordnung.

Der katholische Pfarrverband in Solln war seine erste Einsatzstelle. Da der Pfarrer schwer erkrankt war, musste er als Kaplan von Anfang an alle seelsorgerischen Dienste allein übernehmen. „Ich wusste nicht, wie ich eine Beerdigung zu leiten hatte, auch nicht, dass ich zunächst ein Vorgespräch mit den Angehörigen führen muss.“ Von der ersten Woche an stand er den Gottesdiensten vor. Dabei hatte er den Eindruck, die Menschen nahmen gar nicht wahr, dass er neu war. „Damals hätte ich mir gewünscht, da wäre jemand gewesen, der mich in meine Arbeit eingewiesen und an die Hand genommen hätte“, sagt er im Rückblick. Hinzu kam, dass seine Dienstwohnung noch nicht fertig war und er zunächst zu den Schwestern der Marienanstalt Warnberg ziehen musste.

Promotionsstudium in München

Erst als Nazareno vor sechs Jahren die spanischsprachige Gemeinde in Ottobrunn-Neubiberg übernahm, fühlte er sich erstmals richtig beheimatet, bei seinen Landsleuten. Die Familien organisierten nach den Gottesdiensten gemeinsame Abendessen und feierten miteinander. Hier wurde auch seine Musik gespielt – Salsa, Merengue und Bachata.

Im September 2016 wechselte Nazareno ins Georgianum, in das überdiözesane Priesterseminar. Zum Wintersemester nahm er ein Promotionsstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität im Fach Dogmatik bei Professor Bertram Stubenrauch auf. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Der Mensch in der Welt von heute – ein Gespräch zwischen dem Personenverständnis von Romano Guardini und dem Menschenbild der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“. Sein Examen legte er heuer im März ab, noch vor dem Corona-Lockdown.

An Herausforderungen gewachsen

Mit einigen Familien aus Solln, die ihn immer wieder eingeladen und zu Ausflügen ins bayerische Umland mitgenommen haben, hat er den Kontakt gehalten. Bedauert hat er vor allem, dass er nicht mehr beim Fußballverein Solln mitspielt.

Heimweh hat er in den vergangenen sieben Jahren schon gehabt, allerdings habe er es nie bereut, nach Deutschland gekommen zu sein. Er sei an den Herausforderungen hier gewachsen. „Ich habe Erfahrungen gemacht, die mir als Mensch geholfen haben, mich auf meine Zukunft vorzubereiten.“ Nach seiner Zeit in Deutschland könnte sich Jorge vorstellen, von Portoviejo aus in die verschiedenen Tätigkeiten der Partnerschaft zwischen dem Erzbistum und seinem Heimatland Ecuador mit einbezogen zu werden.

Vergleiche zwischen der deutschen und ecuadorianischen Kirche lehnt der Theologe ab. „Anders“ heiße nicht, dass es besser oder schlechter sei. „Entscheidend ist doch die konkrete Beschäftigung mit den Fragen der Menschen in den Pfarreien: Wie können wir ihren konkreten Bedürfnissen nach Spiritualität entgegenkommen, dass man nicht nur macht, was man immer gemacht hat, und wie können wir auf konkrete pastorale Herausforderungen antworten?“

Kirche als Familie

Trotz aller guten Schritte sieht er die Partnerschaft bisher vor allem nur auf der Ebene der Bischöfe, Pfarreien, Gruppen und Gremien, die sich direkt mit ihr beschäftigten, nicht aber im gesamten ecuadorianischen Volk verankert. Jorge Nazareno wünscht sich eine Kirche „weg von einer reichen Kirche Deutschlands und weg von einer armen Kirche in Ecuador“. Auf der Ebene der Partnerschaft möchte er daher etwas Gemeinsames entwickeln, etwas, das über die so wichtige und notwendige Finanzierung hinausgeht – dazu will er auch Gesprächspartner außerhalb der Diözesen finden.

Dabei möchte er die Kirche weniger als „Institution“, sondern vielmehr „als Familie“ verstanden wissen. „Ich wünsche mir mehr Lebendigkeit im normalen Leben der Gemeinden, in der Liturgie, auch eine andere Weise, wie Pastoral zu verstehen ist. Wenn die ecuadorianische Kirche erkennen würde, dass sie auch etwas zu geben hat, wenn sich also die Menschen auf Augenhöhe begegneten, dann könnten wir den Reichtum und die gegenseitigen Möglichkeiten der Hilfe entdecken.“ (Patrizia Wackers)

Die Autorin betreut den Fachbereich Globales Lernen und Entwicklung im Erzbischöflichen Ordinariat.

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