Neue Stelle im Erzbistum München und Freising

Projektleiter "Regenbogenpastoral" über seine Aufgaben

Michael Brinkschröder ist einer der Mitherausgeber des Buchs zum Manifest „Out in Church“, das im Januar erschienen ist. Nun ist er für die Anliegen queerer Katholiken im Erzbistum zuständig.

Michael Brinkschröder ist Projektleiter der "Regenbogenpastoral" im Erzbistum München und Freising. © SMB/br

Für die breite Öffentlichkeit war es ein Paukenschlag, als sich Anfang des Jahres 125 Menschen als queer geoutet haben, die haupt- oder ehrenamtlich in der katholischen Kirche tätig sind. Und es hat viele zu Tränen gerührt, was diese Menschen erleiden mussten. Das Erzbistum München und Freising hatte schon 2019 einen Projektantrag für die Regenbogenpastoral genehmigt, erklärt Michael Brinkschröder: „Aber dann kam Corona und der Plan ist zunächst mal auf Eis gelegt worden.“  

Marx zelebriert Queer-Gottesdienst

Durch das Manifest „Out in Church“ kam das Thema wieder weit nach oben auf der Tagesordnung. Im März zelebrierte Kardinal Marx höchstpersönlich die Messe zum 20-jährigen Jubiläum des Queer-Gottesdienstes in München und entschuldigte sich im Namen der Kirche für die erlittenen Verletzungen. „Das war für uns, die queere Gemeinde, natürlich ein großer und wichtiger Moment, wirklich auch eine Ehre,“ erinnert sich der 55-jährige Theologe. „Er hat damit deutlich gemacht, dass er, stellvertretend für das Erzbistum, eine neue Haltung zum Ausdruck bringt.“ Marx hat im Gottesdienst viele Themen angesprochen, die der queeren Gemeinde schon lange auf dem Herzen liegen, erklärt Brinkschröder: „Dass die Verurteilung homosexueller Beziehungen, nur weil sie homosexuell sind, so nicht fortgeführt werden kann, sondern dass das Primat der Liebe gilt, auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Und dass es eigentlich auch keinen Grund gibt, warum die Kirche diese gleichgeschlechtlichen Beziehungen nicht segnen sollte.“

Halbe Stelle als Projekt

Auch das kirchliche Arbeitsrecht, dessen Reform inzwischen auf den Weg gebracht worden ist, sprach der Kardinal an. Der nächste Schritt auf dem Weg ist nun die Einrichtung der halben Stelle als Projekt, zunächst befristet auf zwei Jahre. Michael Brinkschröder hat sich ganz konkrete Ziele gesetzt. „Zunächst geht es darum, dass die Kirche ein sicherer Ort für queere Menschen wird, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt, der oder die zu Gottesdiensten kommt. Dass niemand beschimpft wird, nicht als Sünder oder Sünderin hingestellt wird, sondern einfach willkommen geheißen wird.“

Und er hat auch schon Pläne, wie er seine Aufgabe angehen will: Er will ein Netzwerk „Queer-Seelsorge“ aufbauen mit 20 Seelsorgerinnen und Seelsorger aus der ganzen Fläche der Erzdiözese. „Die sollen zu Ansprechpersonen weitergebildet werden zu den Fragen der Seelsorge von, mit und für LSBTIQ-Personen.“

Besondere Diskriminierungserfahrungen

Natürlich haben alle Seelsorger grundsätzlich gelernt, sich auf jeden einzelnen Menschen, dem sie begegnen, einzulassen und ihn als einzigartig zu betrachten. Aber: „Die Lebensgeschichten von queeren Menschen sind vielfach besonders, weil sie vielleicht besondere Diskriminierungserfahrungen in der Familie gemacht haben, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Für diese Form von Verletzung, im Extremfall Traumatisierung, gilt es hellhörig zu sein. Oder auch da, wo Menschen ihre Situation nur vorsichtig andeuten, weil sie Angst vor einer Verurteilung durch die Kirche haben.“

Der 55-jährige promovierte Soziologe und Diplomtheologe ist sich sicher, dass es queere Menschen in jeder Pfarrei gibt. „Aber wenn beispielsweise zwei Frauen ihr Kind taufen lassen wollen, dann weiß mancher Seelsorger vielleicht nicht so genau, wie er damit umgehen soll.“ Zum einen rein kirchenrechtlich, zum anderen aber auch in der Haltung. „Das ist eben auch nötig, direkt zu sagen, ja, selbstverständlich freuen wir uns und taufen dieses Kind gerne und nicht erst zu zögern und die Leute zu verunsichern.“

Buchtipp

Out in Church - Für eine Kirche ohne Angst

Im Januar 2022 outeten sich über hundert Mitarbeitende der katholischen Kirche in Deutschland als LGBTIQ+. Dieses Buch bündelt einige ihrer Erfahrungen und gibt Antworten auf existenzielle Fragen: Was heißt es als nicht binäre Person für ein katholisches Bistum zu arbeiten? Was macht es mit einem Priester, wenn er sein Schwulsein verheimlichen muss? Dazu erklären Expertinnen und Experten, welche psychischen Auswirkungen es haben kann, wenn sie in der katholischen Kirche ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität verstecken müssen.

22 € inkl. MwSt.

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Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de

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