In unseren mitteleuropäischen Breiten scheint es im Winter immer seltener zu schneien – dafür meldete ein Ort in der algerischen Sahara im Januar 2022 bereits den vierten Schneefall innerhalb von sieben Jahren. Ein hochwinterlicher Spaziergang durch braun-grüne Hügellandschaften im Chiemgau, während die Bildagenturen zeitgleich Fotos von weiß angezuckerten Sanddünen aus Nordafrika verschicken – das ist kaum zu glauben, aber dennoch wahr.
Weiße Berge am Mittelmeer
Denn Schnee ist im Mittelmeerraum kein unbekanntes Phänomen, in Hochlagen hält sich dort das eisige Weiß teils sogar ein halbes Jahr lang. Nicht zufällig sind ganze mediterrane Gebirgsgruppen nach ihrer auffälligen Schneedecke benannt, etwa die Sierra Nevada („verschneites Gebirge“) in Südspanien oder die Lefka Ori („weiße Berge“) auf Kreta, zu deren Füßen die Touristen in der Sonne brutzeln. Und Wintersportgebiete gibt es auch – in Spanien, Italien, Griechenland, ja sogar in Marokko.
Dennoch hat der Schnee in Ländern mit warmem Klima seit jeher etwas Faszinierendes und Außergewöhnliches an sich. Als es in Jerusalem vergangenes Jahr schon den zweiten Winter in Folge so viel schneite, dass Schneeballschlachten auf dem Tempelberg stattfinden konnten, berichteten auch deutsche Medien darüber.
Schneegestöber am Petersplatz
Noch größer ist die Sensation, wenn in tieferen Lagen oder gar an der Meeresküste weiße Flocken niedergehen und liegen bleiben. Das kommt vielerorts nur rund ein Mal pro Jahrzehnt vor, und nicht wenige Mädchen und Buben in Athen oder Rom haben schon ein paar Schuljahre hinter sich, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Schneeball formen. Sollte es dann wirklich einmal kräftig schneien, wie in Rom im Februar 2018 eine ganze Nacht lang, sind anderntags auf dem Petersplatz nicht nur Kinder, sondern auch Priesteranwärter zu beobachten, die durch den Schnee tollen und die Welt um sich herum vergessen.
Rom und Schnee – steigern lässt sich dieses Kuriosum eigentlich nur noch, indem man die gefrorenen Niederschläge vom Winter in den Sommer verlegt. Genau dies erzählt eine wundersame Legende aus der „Ewigen Stadt“, die sich im Mittelalter entwickelt hat, in den katholischen Traditionsschatz eingegangen ist und bis heute unter dem Namen „Maria Schnee“ Spuren hinterlassen hat.