Meistens ist er auf seiner roten Vespa im Pfarrverband unterwegs. Zwischen satten Feldern und blühenden Hopfengärten hindurch fährt der Mann im schwarzen Talar über die sanften Hügel von Ortschaft zu Ortschaft, an Filial- und Pfarrkirchen vorbei. So kennen die Holledauer ihren Pfarrer Stephan Rauscher.
Dezentraler Pfarrverband
Sein „mobiles Zweirad“ braucht er, nach eigenem Bekunden, auch dringend: viele Kilometer legt er vom Pfarrhaus in Attenkirchen für die Termine im Pfarrverband Holledau täglich zurück. Denn Präsenz zeigen ist ihm wichtig, Rauscher will als Pfarrverbandsleiter „für die Menschen greifbar sein.“ Das ist nicht immer einfach bei 7.500 Katholiken aus ehemals sechs eigenständigen Pfarreien des erst im vergangenen Jahr offiziell gegründeten Pfarrverbands. Zugleich ist Rauscher auch Dekan des Dekanats Moosburg.
Ein großes Problem stelle für die Pastoral vor Ort die Zersplitterung der Seelsorgeeinheit in zahlreiche dezentral liegende kleine Orte dar. „Was ich in der Stadt ein- bis zweimal habe, gibt es hier 15 Mal.“ Die Herausforderung dabei: „Gemeinschaftsgefühl schaffen, ohne dem Einzelnen was zu nehmen. Vermitteln, dass wir zusammengehören“, weiß der 41-jährige Seelsorger aus acht Jahren Dienst im Weinberg oder vielmehr Hopfengarten des Herrn. Hier ein Heiliges Grab, dort eine Pfingstvigil, woanders Gottesdienste für Jugendliche. Was alle verbindet, ist die Holledau.
Wandel der traditionellen Kirche
Zu dieser fühlt sich der Pfarrverbandsleiter, der selbst auf dem Land aufgewachsen ist, zugehörig: „Ich glaube, ich bin ein Landpfarrer.“ Rauscher schätzt vor allem die Bodenständigkeit der Menschen: „Es gibt wenig Berührungsängste. Man rauft auch mal, dann trinkt man einen Schnaps und dann passt es auch wieder“, erzählt er in breitem Bairisch. In der Ortsgemeinschaft, wo sich kirchliches und gesellschaftliches Leben kaum trennen ließen, sei es selbstverständlich, dass der Pfarrer dazugehöre. Das bekommt der 41-Jährige auch immer wieder kulinarisch zu spüren, wenn Familien ihn zum Essen einladen oder der Jäger "was vom Reh" vorbeibringt.