Erdbeben in Türkei und Syrien

Nach Zerstörung: Kirchen als Notquartiere

In Syrien haben nach dem Erdbeben viele Menschen die erste Nacht in Kirchen verbracht. In Aleppo wird am Dienstag ein Papst-Botschafter erwartet.

Persönliche Gegenstände in einem Trümmerhaufen eines durch das Erdbeben zerstörten Wohnhauses. © IMAGO / SNA

Mindestens 5.000 Todesopfer hat das verheerende Erdbeben vom Montag in der türkisch-syrischen Grenzregion gefordert; die Opferzahlen steigen weiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind in Syrien und der Türkei rund 23 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen. In der Grenzregion wurden bislang etwa 250 Nachbeben verzeichnet.

Nach dem Erdbeben haben im Norden Syriens viele Menschen die erste Nacht in Kirchen verbracht. Alle Gotteshäuser der christlichen Minderheit hätten ihre Türen für Obdachlose geöffnet, sagte der Franziskanerpater Bahjat Elia Karakach dem italienischen Pressedienst SIR (Dienstag). Allein in seiner Pfarrei in der schwer getroffenen Millionenstadt Aleppo übernachteten mehr als 400 Personen auf dem Boden und auf Sitzen.

Papst-Botschafter in Aleppo erwartet

Am Dienstag wurde laut SIR der päpstliche Botschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, in Aleppo erwartet. Der Nuntius wolle sich über den Hilfsbedarf informieren. Auf eine vor dem Beben zurückreichende Initiative des Kardinals beteiligen sich zwei katholische Krankenhäuser in Damaskus und eine Klinik in Aleppo an einem Projekt, das hilfsbedürftigen Personen kostenlos ärztliche Hilfe anbietet.

Laut dem Franziskaner Karakach gab seine Pfarrgemeinde am Tag des Unglücks 2.000 Mahlzeiten an Überlebende aus, 500 davon im Osten Aleppos, der schon nach den Bombardierungen im Syrien-Krieg in Trümmern liegt. "Wir verteilen Essen ohne Unterschied und haben die Tür für jeden geöffnet, der Hilfe nötig hat", so der Priester. Viele Menschen verbrachten bereits den Montag im Freien, bei Regen und beißender Kälte. In öffentlichen Parkanlagen versuchten sie, sich mit Decken und Plastikplanen notdürftig vor Kälte und Nässe zu schützen.

Aufruf zum Gebet für die Opfer

In der Ortschaft Jable in der Nähe von Latakia an der Küste stürzte ein Gebäude ein, in dem eine ärztliche Gemeinschaftspraxis untergebracht war; vier Ärzte kamen ums Leben. Auch die Kirchen haben Opfer zu beklagen. Beim Einsturz eines Gebäudes der melkitischen Kirche in Aleppo kamen ein Priester, eine Frau und ihr Kind ums Leben. Der melkitische Erzbischof Jean-Clement Jeanbart wurde verletzt.

Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochia, Johannes X., rief zum Gebet für die Opfer auf. Das Jurisdiktionsgebiet des Patriarchats von Antiochia ist besonders stark von dem Beben betroffen. Es habe unzählige Menschen das Leben gekostet und verheerenden materiellen Schaden angerichtet, so der Patriarch. Unter anderem seien Kirchen und ein Kinderheim zerstört oder schwer beschädigt worden. Berichte auf der Facebook-Seite des Patriarchats vermitteln einen Eindruck von den riesigen Schäden.

Kondolenzschreiben und Solidaritätsbekundungen

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel kondolierte in einem Schreiben an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er wolle den vielen Verwundeten und Obdachlosen sein Mitgefühl ausdrücken und danke vor allem auch den Rettungskräften und dem medizinischen Personal für ihren Einsatz, zitiert der Informationsdienst Pro Oriente (Dienstag) den Patriarchen.

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands, Erzbischof Hieronymus von Athen, übermittelte Solidarität der Griechen mit den befreundeten Völkern der Türkei und Syriens. Er erinnerte zudem an das Beben von 1999, als in der Nähe von Istanbul mehr als 18.000 Menschen ums Leben kamen. So wie damals werde Griechenland auch jetzt der Türkei zur Seite stehen.

Internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten

Die Leitung des Kirchenrates des Mittleren Ostens (MECC) bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe für die Opfer. Zudem verlangten sie, die Sanktionen gegen Syrien umgehend aufzuheben, um den Zugang für Nothilfe zu verbessern. Sanktionen dürften sich "nicht in ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit verkehren", erklärten die Kirchenführer.

Israelische Medien vermeldeten unterdessen, dass der Vorsteher der jüdischen Gemeinde im türkischen Antakya, Saul Cenudioglu, und seine Ehefrau unter den Vermissten seien. Die Synagoge der Stadt sei schwer beschädigt, aber nicht zerstört. In Antakya, dem antiken Antiochia, leben seit 2.500 Jahren Juden. Auch in der Geschichte des frühen Christentums nimmt die Stadt am Fluss Orontes einen wichtigen Platz ein. Dort sollen die Anhänger Jesu erstmals "Christen" (griech. christianoi) genannt worden sein. (kna)

Münchner Kirchenradio

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