Sozialminister des Erzbistums

"Karitative Arbeit ist ein Grundvollzug von Kirche"

Seit Juli leitet Richard Stefke das Caritas- und Beratungsressort im Erzbischöflichen Ordinariat. Im Interview erzählt er über die ersten 100 Tage im Amt und welche Bedeutung die Kirchensteuer für den sozialen Bereich hat.

Richard Stefke leitet das Ressort "Caritas und Beratung" im Erzbistum München und Freising. © SMB/kob

mk online: Coronapandemie, Ukrainekrieg, Energie- und Wirtschaftskrise – Sie haben das Caritasressort in stürmischen Zeiten übernommen, woran merken Sie das am meisten?

Richard Stefke: Ich höre tagtäglich, dass in die Beratungsstellen viele Menschen kommen, die nach Hilfe suchen. Auch über die direkt über das Ordinariat getragenen Hilfsfonds erreicht uns eine regelrechte Flut an Anfragen – schon jetzt zu Beginn des Winters. Besonders die Inflation und die Energiepreise beschäftigen die Menschen. Wir helfen hier konkret Einzelpersonen, da wo sie es brauchen. Zum Beispiel in dem wir eine Rechnung begleichen oder einen Kühlschrank finanzieren.  

An den Preisen können Sie erst einmal nichts ändern und den Kühlschrank kaufen Sie vermutlich auch nicht selbst – wie läuft die Hilfe genau ab?

Stefke: Ich sehe unser Ressort als unterstützende Einheit für die karitativen Verbände im Erzbistum. Wir schaffen beispielsweise die Verbindungen zur Caritas oder zur Bahnhofsmission, wo die Menschen ganz konkret Hilfe suchen, und unterstützen diese Einrichtungen durch Zuschüsse. Hier erleben wir, dass neben den Klienten, die bereits am Existenzminimum gelebt haben, auch immer mehr Menschen kommen, die bislang nie Geldsorgen hatten. Wir sind schon mittendrin in der Krise! Und meine Aufgabe ist es, das immer wieder deutlich zu sagen.  

Auch die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine könnte im Winter wieder steigen, wie bereiten Sie sich darauf vor?

Stefke: Wir stecken bereits mitten in einer erneuten Flüchtlingswelle. Gerade im Winter ist es jetzt besonders wichtig, den Menschen schnell zu helfen. Gleichzeitig ist es uns aber auch ein Anliegen, dass hier keine Zweiklassenbehandlung von Geflüchteten entsteht. Die vielen Schutzsuchenden aus Afghanistan oder Syrien dürfen nicht vergessen werden! Der Diözesancaritasverband hat sich hier zurecht klar positioniert und es gilt, eine Spaltung zu vermeiden. Herausfordernd bleiben für uns die begrenzten finanziellen Ressourcen. Hier hilft uns die Kirchensteuer. Durch dieses Geld ist es vielen caritativen Verbänden und Einrichtungen möglich Zuschüsse zu beantragen, die Eigenmittel erfordern.

Was bedeutet das?

Stefke: Bei den meisten sozialen Aufgaben, die vom Staat bezuschusst werden, ist es erforderlich zusätzlich eigenes Geld einzubringen, um die staatlichen Zuschüsse überhaupt zu bekommen. Diese Eigenmittel können wir mit Kirchensteuermitteln stellen.

Als Ressortleiter sitzen sie quasi im Kabinett des Erzbischofs und konkurrieren mit anderen Ressorts um das Budget – welchen Stellenwert hat der karitative Bereich Ihrer Erfahrung nach für das Erzbistum?

Stefke: Meine Aufgabe bei den wöchentlichen Treffen der Ordinariatskonferenz ist es, die Themen aus dem sozialen Bereich auf den Tisch zu bringen. Dabei versuchen wir immer, gemeinsame Lösungen für das Erzbistum zu entwickeln. Aber ich erlebe, dass dem sozialen Bereich eine große Wertschätzung entgegengebracht wird. Die karitative Arbeit ist ein Grundvollzug von Kirche. Kirche und Caritas gehören daher untrennbar zusammen. Schließlich sind wir da jesuanisch unterwegs: Jesus hat die Not der Menschen gesehen, daher muss es der Kirche auch immer darum gehen, den karitativen Bereich weiterzuentwickeln. Außerdem ist der Leitung des Erzbistums natürlich bewusst, dass die Kirche in diesem Bereich auch noch großes gesellschaftliches Ansehen genießt.

Dieses Jahr will das Erzbistum allein die Caritas mit rund 21 Millionen Euro bezuschussen. Was nach viel klingt ist aber nur ein Bruchteil dessen, was der Staat zuschießt – schmückt sich die Kirche hier mit fremden Federn?

Stefke: Zuallererst: Neben diesen Zuschüssen werden mit der Kirchensteuer weitere Angebote des Erzbistums getragen.  Zum Beispiel die niederschwellige Beratungsstelle Münchner Insel am Marienplatz oder die Bäuerliche Familienberatung. Außerdem gibt es Bereiche, wie die Straffälligenhilfe beim Katholischen Männerfürsorgeverein, die niemand außer dem Erzbistum bezuschusst. Wir unterstützen also sehr gezielt Bereiche, die sonst durch das staatliche und kommunale Netz fallen würden. Zudem übernimmt die Kirche wie schon erwähnt die Eigenanteile, die notwendig sind, dass die meisten staatlichen Zuschüsse überhaupt erst gewährt werden. Das Zusammenspiel ist also durchaus komplex. Und natürlich glaube ich, dass man jeden Bereich auch noch besser unterstützen könnte, indem man mehr Mittel zur Verfügung stellt. Aber die Mittel für den caritativen Bereich sind in jedem Fall wirksam eingesetzt.

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
k.bauer@michaelsbund.de

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