Ein Kapuziner erzählt

Humor im Orden des Franz von Assisi

Wird im Kloster gelacht? Welche Rolle spielt der Humor für Ordensleute? Für Kapuzinerbruder Bernd Kober ist der Humor typisch franziskanisch.

Dem Heiligen Franz von Assisi wird ein Sinn für Humor zugeschrieben. © Andrea Danti - stock.adobe.com

Ein harter Boden ist schwer zu beackern. Damit sich die Erde öffnet und ein Saatkorn darin aufbrechen, sich verwurzeln, wachsen und entfalten kann, muss die Erde gelockert werden. Mit harten Gesichtern, schmal zusammengepressten Lippen und verhärmter Prinzipientreue ist es ähnlich. Ein in dieser Weise in sich verschlossener Mensch öffnet sich schwer zur Gemeinschaft und verbindet sich nicht leicht mit anderen.

Das kleine Wort Humor hat schon von seinen Ursprüngen und seiner Wortbedeutung her damit zu tun. In früherer Zeit ging man davon aus, dass verschiedene Körpersäfte den Charakter des Menschen prägen, ähnlich wie eine gute Feuchtigkeit den Boden lockert und fruchtbar machen kann. Was dann wächst und Gestalt annimmt, hängt davon ab.

Humor ist typisch franziskanisch

Als Kapuziner werde ich immer wieder gefragt: „Was ist eigentlich typisch franziskanisch?“ – Eine einfache Frage scheint das zu sein, die Antwort aber ist einigermaßen schwierig. Franziskus gibt uns nur sehr weit gespannte Orientierungspunkte mit auf den Weg: das Evangelium, die Geschwisterlichkeit mit Menschen und Schöpfung, die Bescheidenheit und die Armut Jesu und seines eigenen Lebensstils als Vorbild. In dieser Atmosphäre nun hat sich entfaltet, was sich in den franziskanischen Ursprungserzählungen und -gestalten immer wieder vielgestaltig zeigt: der Humor.

Wenn ein erwachsener Franz von Assisi mit Stöcken einen Geigenspieler nachahmt, wenn derselbe beim öffentlichen Verkündigen der Weihnachtsgeschichte beim Wort „Bethlehem“ das Blöken der Schafe nachahmt und „Bätlähäm“ an das Ohr der versammelten Gemeinde dringt, wenn ein Antonius den Fischen predigt, weil diese angeblich besser zuhören als die Christen seiner Zeit, und wenn die franziskanischen Legendensammlungen manches erzählen, das einen schmunzeln lässt, dann zeigt sich hier eine Atmosphäre, die auch mit Humor und einer einfachen Fröhlichkeit zu tun hat. So sehr das Franziskanische immer auch ernst und tief in der Betrachtung des Lebens Jesu sich verwurzelt, scheint aus dieser Tiefe keine verkniffene Askese emporzuwachsen.

Humor und Demut gehören zusammen

Nicht auf direktem Wege verwandt, aber doch geistesverwandt mit dem Wörtchen Humor ist das lateinische Wort für Demut: humilitas. Erdverbundenheit. Eine Haltung, die den Menschen nicht in frommen Idealen über dem Boden schweben und sich über andere erheben lässt, sondern die ihn bodenständig macht und zu den eigenen Realitäten zurückholt. Franziskus verbindet diese bodenständige Bescheidenheit mit seiner Vorstellung von einem einfachen und armen Lebensstil.

Beides lernt er im Blick auf Jesus. Nicht unter seinen Möglichkeiten und seiner Würde leben, aber auch all das mit einer nüchternen Selbsteinschätzung zu tun, ist Grundvoraussetzung des Glaubens. Wer sich selbst nicht zu wichtig nimmt, vertraut sich leichter einem anderen an. Wer über eigene Grenzen auch einmal schmunzeln kann, hat es leichter mit der Barmherzigkeit sich selbst und anderen gegenüber. Wer nicht verbissen perfektionistisch das eigene Können Gott und der Welt präsentieren will, weiß eher um die ständige Notwendigkeit der Erneuerung und der Umkehr.

Mit Humor zur richtigen Selbsteinschätzung

In diese Haltung und Atmosphäre hinein gehört auch der Humor – ganz im Sinne des Wortes von Papst Johannes XXIII. „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“. Ein Wort der Gelassenheit und des Vertrauens. Kein Wort fehlender Ernsthaftigkeit und Tiefe. Aber ein Wort der rechten Selbsteinschätzung. Die gütig lächelnde Ausstrahlung dieses Papstes führte die Kirche weiter. Gemeinsam mit seinem Wort, dass die „Medizin der Barmherzigkeit“ das Wesentlichste sei, das die Welt von der Kirche erwarten dürfe.

Wenn ich diese skizzenhaften Gedanken überblicke, kann ich sagen: Hier liegen die Werkzeuge beisammen, um den Boden zu bereiten für ein geschwisterliches Leben. Und wenn ich unsere franziskanische Ordensgemeinschaft als Kapuziner überblicke, kann ich sagen: Das erfahre ich auch immer wieder im Beisammensein der Brüder.

Humor schenkt Gelassenheit und Mut 

Im Schreiben dieser Zeilen entdecke ich, dass ich immer wieder in der Vergangenheit das Wort „bodenständig“ gebraucht habe, wenn mich jemand fragte, warum ich Kapuziner geworden sei. Vor meinem Eintritt durfte ich die Brüder vor Ort erleben. Und ich erlebte Brüder, die bodenständig, fröhlich und dabei menschenfreundlich waren. Das hat mich angezogen. Nicht ein Ideal hat mich zuerst fasziniert, sondern diese konkret spürbare Lebensgestalt.

Mit gutem Humor sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen kann heißen: Ich kann über den eigenen Schatten springen. Wirkliche Umkehr bedarf dieser durchaus kraftvollen Haltung. Verbissenheit blockiert alles Wachstum. Guter Humor in diesem Sinne lacht nicht boshaft über andere, sondern schenkt Gelassenheit und Mut zum Aufbruch. Das klingt zukunftsträchtig.
(Bruder Bernd Kober. Der Autor ist Kapuziner und war Pfarrer des Münchner Pfarrverbands Isarvorstadt. Heute ist er Kirchenrektor an der Citykirche Liebfrauen in Frankfurt am Main.)

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