Wertvoller Elektroschrott in der Bücherei

Hilfswerk missio und Sankt Michaelsbund sammeln alte Handys

Bücher ausleihen und alte Handys abgeben - in der Bücherei in Reit im Winkl können aussortierte Mobiltelefone abgegeben werden, egal ob noch funktionsfähig oder kaputt. Sie werden so zu einer wertvollen Spende. Weitere Sammelstellen sollen folgen.

Büchereileiterin Anja Schaub und Msgr. Wolfgang Huber an der Handysammelstation. © Bücherei Reit im Winkl

Reit im Winkl/München - Lisa Ruh bringt dieses Mal nicht nur entliehene Romane in die Bücherei zurück. Endlich wird sie ihr altes Handy los. Neben der Ausleihtheke nimmt sie eine Tüte mit dem Aufdruck von missio München, steckt das gut erhaltene Stück hinein und dann kommt beides in eine versiegelte Schachtel.  Lisa Ruh klopft vorsichtig darauf: „Hier ist das alte Handy in guten Händen.“ Zu ihrer Bücherei und den Mitarbeitern habe sie ein besonderes Verhältnis und Vertrauen. Sie ist sich sicher, dass hier mit dem alten Mobiltelefon kein Schindluder getrieben wird. „Außerdem ist es für mich der kürzeste Weg.“ In die im Rathaus untergebrachte und vom kirchlichen Fachverband Sankt Michaelsbund betreute Bücherei kommt sie fast automatisch, wenn sie in die Ortsmitte von Reit im Winkl fährt.

Wertstoffe bleiben erhalten

Und Lisa Ruh findet es gut, dass die Handys an missio gehen. Das katholische Hilfswerk garantiert, dass übersehene Daten auf den ausrangierten Geräten gelöscht oder die Mobiltelefone zerstört werden. Die noch gebrauchsfähigen und sicherheitstechnisch überprüften Handys leitet missio an Nutzer in Afrika weiter. Sind sie kaputt, lässt das Hilfswerk die darin enthaltenen teuren Wertstoffe herauslösen: etwa Gold, Silber oder Coltan, das für die Mikrokondensatoren unentbehrlich ist.

Anja Schaub und ihre Kolleginnen halten die Bücherei für eine ideale Sammelstelle: „Wir sind ein vielfrequentierter Ort und trotzdem steht die Kiste mit den alten Handys nicht öffentlich und unbeaufsichtigt herum“, sagt die ehrenamtliche Büchereileiterin, die Kooperationen wie mit missio auch im eigenen Interesse schätzt: „Weil vielleicht der eine oder andere zum ersten Mal zu uns kommt, um sein Mobilgerät abzugeben und dann ein Ausleihkunde wird.“

200 Millionen alte Handys in Deutschlands Schubladen

Mehrere dutzend Althandys sind in der Reit im Winkler Bücherei schon zusammengekommen. Ein paar hat Anja Schaub selbst beigesteuert: „Bei mir sind vier alte Geräte schon seit Jahren daheim herumgelegen.“ Nach Angaben von missio schlummern allein in Deutschland rund 200 Millionen davon in den Schubladen. Etwa 4,8 Tonnen Gold sollen in diesen Handys insgesamt verarbeitet sein. Öko-Instituten und Verbraucherzentralen zufolge enthält ein Smartphone 30 Milligramm des Edelmetalls. Der Kilopreis für Gold liegt derzeit bei über 56.000 Euro. Hinzu kommen in jedem Gerät etwa 306 Milligramm Silber, zusätzlich sind in jedem Akku etwa sechs Gramm Kobalt verbaut. 

Monsignore Wolfgang Huber, der Präsident des Hilfswerks freut sich deshalb über jede neue Schachtel mit dem scheinbar wertlosen Elektroschrott, die in der Münchner Zentrale eintrifft. „Wir können dadurch unsere Natur schützen, schon vorhandene Rohstoffe in den Handys verkaufen und wieder in den Wirtschaftskreislauf hineinbringen.“ Mit dem Erlös aus der Wiederverwertung unterstützt missio Hilfsinitiativen in jenen Ländern, aus denen die Rohstoffe für die Handys kommen.

Schulbildung statt Arbeit in den Minen

Besonders im Kongo werden Gold und Coltan unter äußerst umweltschädlichen und brutalen Bedingungen von Kindern abgebaut. Der Gewinn aus den Rohstoffen in den alten Handys fließt in deren Schul- und Ausbildung. Damit sie nicht in den gefährlichen Minen schuften müssen und lernen, menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu fordern. missio-Präsident Huber glaubt, dass insbesondere Sammelaktionen in Büchereien helfen, die Produktionsbedingungen für Handys möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern bewusst zu machen: „Denn dorthin kommen Menschen die sich nicht nur für ihren eigenen Alltag interessieren, die lesen und sich mit Umwelt- und Gerechtigkeitsfragen auseinandersetzen.“

Noch gehört Reit im Winkl zu den ersten Büchereien, die beim Handysammeln für missio mitmachen. Das Hilfswerk und der Büchereifachverband Sankt Michaelsbund rühren zusammen aber eifrig die Werbetrommel: Schließlich sind in Bayern rund 1.100 öffentliche Büchereien in gemeinsamer katholischer und kommunaler Trägerschaft zu finden. Also jede Menge Anlaufstellen für gebrauchte Mobiltelefone.

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