Kirche in der Krise

Hat die katholische Kirche noch eine Zukunft?

Die Botschaft der katholischen Kirche ist 2.000 Jahre alt. Um diese auch für die Zukunft attraktiv zu machen, rät der Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt auf drei „V“ zu setzen.

Die katholische Kirche ist in einer Krise: 2021 haben erstmals über 300.000 Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt. © Алена Кожемякина - stock.adobe.com

Die katholische Kirche ist in einer Krise. Der Satz löst schon lange keine fragenden Blicke oder fassungsloses Entsetzen aus. Zahlen belegen diese Tatsache: Noch nie haben so viele Menschen wie im Jahre 2021 der Kirche den Rücken gekehrt. Katholiken machen nur noch 26% der Gesamtbevölkerung in Deutschland aus. Und man muss kein Hellseher sein, um zu prognostizieren, dass es 2022 nicht anderes aussehen wird. Im Gegenteil. Nach den Skandalen rund um Kardinal Rainer Maria Woelki in Köln oder der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens, war der Andrang bei den Kreisverwaltungsreferaten immens. In München wollten noch viel mehr Menschen austreten, doch das Amt kam an seine Kapazitätsgrenze.  Diese Austritte sind in der zuletzt veröffentlichten Kirchenstatistik noch nicht berücksichtigt. Daneben fehlt der Kirche auch der seelsorgerische Nachwuchs. Immer weniger Männer entscheiden sich dazu, Priester zu werden. So gab es dieses Jahr zum ersten Mal keine Priesterweihe im Erzbistum München und Freising. Die Zukunft der Kirche scheint also düster zu sein.

Kirche kann Antworten geben

Aus Sicht des Zukunftsforschers Ulrich Reinhardt steht die katholische Kirche dabei nicht allein da: „Fast jede große Institution, die in der Vergangenheit für eine Wertevermittlung und die Verantwortung für unser aller Zusammenleben stand, hat in den letzten Jahren an Einfluss verloren“.  So müsse die Politik beispielsweise aufpassen, dass es nicht noch geringere Wahlquoten gibt und die Medien, dass sie ihr Vertrauen nicht verspielen, führt der wissenschaftliche Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British American Tobacco“ im Interview mit mk-online aus. Damit die katholische Kirche wieder an Bedeutung gewinnt, müsse sie Antworten liefern, wofür sie steht und warum sie ein Grundpfeiler der Gesellschaft sein sollte. Nur so kann sie wieder an Bedeutung gewinnen.

In der heutigen Zeit stellen sich viele Fragen- sowohl allgemein gesellschaftlicher Art als auch jeder persönlich für sich.  Der Zukunftsforscher hält es deshalb für wichtig, einen Ort zu haben, wo Antworten gefunden werden können.  Solche Orte seien für den Frieden, den Zusammenhalt und die Zukunft einer Gesellschaft entscheidend. Als gläubiger Christ ist er davon überzeugt, dass Kirche ein solcher Ort sein kann: „Kirche steht für mich für Beständigkeit, Ruhe, Gemeinschaft und Individualität“. Sie könne ein Gegenpol zur Schnelllebigkeit der Gesellschaft sein.

Verlässlichkeit, Verantwortung, Vertrauen

Um Menschen auch in der Gegenwart von ihr zu begeistern, appelliert Reinhardt an die katholische Kirche mutiger zu sein. Ganz nach der Methode „trial and error“ sollte sie immer wieder Dinge ausprobieren und sich dabei an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.

Daneben würde er raten auf den Dreiklang „Verlässlichkeit, Verantwortung, Vertrauen“ zu setzen. So sollte sich jeder auf die katholische Kirche verlassen können: „Die Institution sollte nicht im eigenen Interesse handeln, sondern zum Wohle der Mitglieder agieren.“ Außerdem sollte sie Verantwortung für die Vergangenheit übernehmen und sich den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellen. Beim Vertrauen gehe es nicht nur um das Gottvertrauen, erläutert Reinhardt, sondern auch das „Vertrauen in die Kirche, aber auch das Vertrauen der Kirche in die Menschen.“

Eine Orientierung an den drei Vs könne nicht von oben verordnet werden, so Reinhardt: Sie müssten „verstanden, im Alltag praktiziert und gelebt werden“. Letztlich ist also jeder Christ und jeder, der für die Kirche arbeitet, zur Umsetzung aufgefordert: „Die Welt um uns herum ist ein Spiegelbild von uns selbst.“  Ulrich Reinhardt prognostiziert, dass die Kirche noch für ein halbes Jahrhundert durch ein tiefes Tal gehen, doch dann wieder eine höhere Bedeutung haben wird. Vielleicht heißt es in Zukunft: Die katholische Kirche hat ihre Krise überstanden.

 

Die Autorin
Katharina Sichla
Teamleiterin mk online
k.sichla@michaelsbund.de

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