Geweiht, laisiert, verheiratet

Vom Priester zum Familienvater

Norbert Mohr hat zwei Leben gelebt: eines als Priester und eines als Ehemann und Vater. Der katholischen Kirche ist er aber auch nach seiner Laisierung treu geblieben.

Norbert Mohr war Priester bevor er sich für ein Familienleben entschieden hat. © SMB/kob

Nichts hält ewig, sagt der Volksmund, aber wer sich für ein Leben als Priester entscheidet, trifft damit meist eine ziemlich endgültige Berufswahl. Denn die Weihe ist unwiderruflich, so das Kirchenrecht. Von seinen Rechten und Pflichten kann ein Priester aber durchaus entbunden werden. Er gehört dann nicht mehr zum Klerus, sondern wird wieder zum Laien. Das geschieht entweder strafweise oder auf Bitte des Priesters. Norbert Mohr hat wurde 1972 laisiert. Zuvor war überzeugter Priester, der sich bewusst auch für den Zölibat entschieden hatte, „aber im Laufe des Lebens gibt es eben Orientierungsänderungen“.

Angst vor beruflichen Konsequenzen

Die nötigen Spielräume entwickelten sich für Mohr im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er-Jahren. Damals war er als Priester im Bistum Speyer eingesetzt und war unter anderem am Bau einer neuen Kirche beteiligt. „Da hat man viele Leute kennen gelernt“, erinnert sich der 88-Jährige, „und so ist in mir die Idee gereift, dass ich nicht mehr zölibatär und allein weiterleben will“. Stattdessen sucht er nach einer neuen Lebensform. Mit Ende 30 ist Mohr klar: Er will eine Familie gründen. Ein Wunsch, mit dem er nicht allein ist, doch Mohr glaubt, dass sich seinerzeit viele Mitbrüder aus Angst vor beruflichen Konsequenzen, davor fürchteten die notwendigen Schritte zu gehen.

Der Weihbischof unterstützt die Laisierungspläne

Um laisiert zu werden braucht es ein Reskript des apostolischen Stuhls. Wer vom Zölibatsversprechen freigesprochen werden will, braucht zusätzlich einen Dispens vom Papst. Der war gerade für junge Priester lange Zeit schwer zu bekommen. Der Vatikan wollte so vermeiden, dass sich die Laisierung zum allzu einfachen Ausweg für kriselnde Kleriker entwickelte. Mohr hat aber Glück: der damalige Weihbischof von Speyer, Ernst Gutting, steht neuen priesterlichen Lebensformen aufgeschlossen gegenüber. Er sucht den Kontakt zu ehemaligen Priestern, die geheiratet haben, und geht der Frage auf den Grund, ob Familien von Exklerikern wirklich zum Scheitern verurteilt sind, wie damals von konservativer Seite behauptet wurde, erinnert sich Mohr. Außerdem baut Gutting Kontakte zum damaligen Münchner Weihbischof Ernst Tewes auf. „Das hat mir sehr geholfen“, betont Mohr.

Eine Ausnahme, die sich auszahlt

In München startete man 1972 gerade ein neues Seelsorgsprojekt, in der damals anlässlich der Olympischen Spiele neugebauten U-Bahn. Die Münchner Insel. Eine niedrigschwellige Beratungsstelle im Zwischengeschoss am Marienplatz. Für die ökumenische Doppelspitze der Einrichtung suchte Weihbischof Tewes noch nach einer geeigneten Person für die katholische Leitungsstelle. Für Norbert Mohr ein Traumjob, doch er hat Zweifel, ob er ihn trotz seiner Pläne, sich laisieren zu lassen, bekommen würde. Zu Mohrs Überraschung sieht der Münchner Erzbischof Julius Döpfner darin aber kein Hindernis. Er verspricht ihm, die leitende Stelle in der Seelsorge auch dann antreten zu können, wenn er aus dem Klerus ausscheidet. „Das war eine große Ausnahme, eine Rarität“, betont Mohr. Doch sie zahlt sich für beide Seiten aus: Mohr heiratet, wird Vater von drei Kindern und leitet die Münchner Insel rund 25 Jahre lang.

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
k.bauer@michaelsbund.de

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