Zu Gast in St. Ottilien

Für die Feiertage ins Kloster

An Weihnachten und zum Jahreswechsel fühlen sich zahlreiche Menschen gerade in Klöstern gut aufgehoben. Die Missionsbenediktiner von St. Ottilien heißen Gäste mit verschiedenen Angeboten willkommen.

Wer Weihnachten oder Silvester nicht allein verbringen möchte, kann im Kloster St. Ottilien zu Gast sein. © OSB/Jakobs

„Ankommen, da sein dürfen. Für viele Menschen ist St. Ottilien gleichgesetzt mit Heimat. Hier haben sie die Möglichkeit, gemeinsam unter einem Dach zu sein, miteinander zu reden oder zu schweigen, zu singen und zu tanzen. Da entsteht Verbundenheit.“ Pater Klaus Spiegel ist Leiter des Exerzitien- und Gästehauses der Erzabtei. Für ihn ist es selbstverständlich, dass über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel Gäste aufgenommen werden. Und dies seit vielen Jahren.

Pater Claudius Bals, der ehemalige Prior, führte diese Kurse ein. Zunächst waren es sogenannte „Januarkurse“, die vom 1. bis 6. Januar stattfanden. Später nahm man Gäste auch an den Feiertagen selbst auf. 

Weihnachtstage gemeinsam feiern

Pater Klaus wird den Weihnachtskurs in diesem Jahr leiten. Das Mitfeiern der Weihnachtstage zwischen dem 23. und dem 26. Dezember 2021 steht unter dem Motto: „Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage!“ Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach sowie das Weihnachtsevangelium werden als Grundlagen dienen. „Die Musik und die Texte sollen uns zu einem tieferen Verständnis des ‚Hochfests des Herrn‘ verhelfen. Wir werden uns damit beschäftigen, welche Bedeutung sie für unser eigenes Leben haben“, erläutert Pater Klaus.

Zweimal täglich wird er im Rahmen des Kurses einen Vortrag halten und sich anschließend mit den Teilnehmenden austauschen. Die Liturgie wird den Rahmen bilden, die Gebetszeiten, die Eucharistiefeiern und natürlich der Festgottesdienst an Heiligabend. Wichtig ist für die Teilnehmenden auch die Weihnachtsfeier mit gemeinsamem Singen und musikalischen Einlagen, zu der am späteren Abend auch der Erzabt hinzukommt.

Wer an den Kursen teilnimmt

40 Personen können für den Weihnachtskurs aufgenommen werden, in der Regel ist er sehr rasch ausgebucht. Meist sind es Menschen über 65, häufig Alleinstehende. Hin und wieder ist auch ein Paar dabei. 50 bis 60 Prozent sind Wiederholer, die meisten kommen aus dem süddeutschen Raum. „Dies ist ein Angebot für Menschen, die nicht wissen, wo sie Weihnachten verbringen sollen. Für mich ist es wichtig, dass diese einen Ort haben, an dem sie so sein dürfen und so genommen werden, wie sie sind. Wir haben aufgrund unserer Struktur die Möglichkeit, diese Gäste aufzunehmen. Sie kommen, weil sie sich hier zu Hause fühlen“, erzählt Pater Klaus.

Gerade im vergangenen Jahr, als das Exerzitienhaus wegen der Pandemie schließen musste und weder der Weihnachts- noch der Silvesterkurs stattfinden konnten, bekam Pater Klaus zahlreiche Rückmeldungen von Menschen, die gerne gekommen wären. Für viele von ihnen war es schwer, die Feiertage alleine zu Hause verbringen zu müssen.

Viele kommen an den Feiertagen nach St. Ottilien, um Gleichgesinnte zu treffen, in die Tiefe zu gehen und diese Zeit in einem religiös geprägten Umfeld zu verbringen. Manche Menschen kommen auch mit Lebensfragen.

Beistand in schwierigen Lebenssituationen

Mechthild Felsch kam 1998 zum ersten Mal nach St. Ottilien. Ihr damals sechsjähriger Sohn war bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ihr Mann und sie selbst suchten und fanden Trost und Beistand in der Erzabtei. Seitdem ist St. Ottilien für sie zu einer Art Heimat geworden. Rund 20 Jahre lang verbrachten sie Silvester dort. „Ein Jahr so bewusst zu beginnen, das findet man sonst nicht. Die Gebete und die Fürbitten waren für uns so wichtig. Und natürlich die Menschen. Nachdem viele jedes Jahr wiederkamen, kannten wir die meisten“, erzählt die 68-Jährige.

Vor zweieinhalb Jahren verstarb ihr Ehemann ganz plötzlich. Auch in dieser Situation standen ihr Mönche aus der Erzabtei bei. Den ersten Heiligabend nach dem Tod ihres Mannes verbrachte Mechthild Felsch alleine zu Hause, „zum Entsetzen meiner drei Kinder“, wie sie sagt. Aber Silvester, das war für sie klar, wollte sie, wie gewohnt, in St. Ottilien verbringen. „Ich habe den Jahreswechsel 2019/2020 gefeiert, wie früher mit meinem Mann. Man braucht in dieser Situation Menschen, die man kennt. Das war mir wichtig. Diese haben mir nach dem Tod meines Mannes sehr beigestanden.“

Nach der Mitternachtsandacht gibt es in der Erzabtei für die Kursteilnehmer üblicherweise ein großes Büffet mit anschließendem Tanz. „Das war mir beim letzten Mal zu viel. Ich habe eher die Stille genossen“, erzählt Mechthild Felsch.

Jahreswechsel im Kloster

Zum Silvesterkurs zwischen dem 28. Dezember und dem 1. Januar kommen auch jüngere Menschen ab 40 in die Erzabtei, darunter auch Paare. Sie nehmen teil wegen der religiösen Angebote, aber auch wegen der intensiven Gespräche. Innerhalb des Kurses gibt es Gruppenarbeit, Meditationen, Austauschmöglichkeiten. Ein Thema dient als Leitfaden. In diesem Jahr lautet es: „… dem Wunder leise die Hand hinhalten“ (nach Hilde Domin). 

„Wenn das Leben als solches als Wunder bezeichnet werden kann, bleibt die Spannung der Ungewissheit des Lebensausgangs bestehen. Zum Jahreswechsel wird diese Spannung besonders erfahrbar; gezeichnet von der Erfahrung des Vergangenen stehen wir in der Erwartung des Neuen“, steht in der Ausschreibung. Es geht darum, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zu bedenken. Die Frage „Wo stehe ich jetzt, wie soll es weitergehen?“ bildet den Mittelpunkt.

Der Kurs wird von einem Team vorbereitet und geleitet. Es gibt musikalische Elemente, Stille und Gespräch, Singen und Tanz, Wandern und Leibesübungen. Auch dieser Kurs ist bereits seit Längerem ausgebucht.

Austausch zwischen Mönchen und Besuchern

„Es passiert in diesen gemeinsamen Tagen ja auch noch viel nebenher, beispielsweise dass man sich abends zusammensetzt, sich austauscht und vielleicht sogar jemanden trifft, der ein ähnliches Lebensthema hat. Auch untereinander kann man erzählen, wird angehört. Das gilt für sowohl für den Weihnachts- als auch für den Silvesterkurs“, erzählt Pater Klaus Spiegel.

Der Austausch zwischen Mönchen und den weltlichen Menschen ist natürlich ebenfalls ein wichtiger Aspekt in diesen Tagen. Viele der Ordensmänner haben zu Menschen außerhalb des Klosters Kontakt, der manchmal schon über Jahrzehnte geht. „Europa ist mittlerweile ein Missionskontinent. Die Glaubensverkündigung hier ist eine wichtige Aufgabe für uns Mönche. Wir sollten nicht darauf warten, dass die Menschen auf uns zugehen, sondern wir sollen auf diese zugehen. Wir sollten hingehen zu den Orten, an denen kirchlich betrachtet nichts los ist“, so Pater Klaus.

Kloster als individueller Ruheort

Auch wer an keinem Kurs teilnehmen, sondern ganz für sich sein möchte, ist in St. Ottilien in diesen Tagen willkommen. So manche nehmen diese Möglichkeit wahr, Singles genauso wie Paare. Auch Mechthild Felsch wird dieses Jahr nicht am Silvesterkurs teilnehmen, sondern ganz individuell zum Jahreswechsel nach St. Ottilien kommen: „St. Ottilien ist für mich eine Insel. Ich fühle mich dort nicht alleine. Mein Mann ist mit mir. Ich fühle mich an diesem Ort daheim.“
(Dr. Petra Altmann, freie MK-Redakteurin)

Das detaillierte Kursprogramm ist auf der Website der Erzabtei St. Ottilien zu finden.

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