Warum geht man an St. Martin mit der Laterne?
Das Brauchtum am Martinstag ist von Land zu Land unterschiedlich. Er wird heutzutage in Dänemark, den Niederlanden, England, Schottland und Irland, Polen, Österreich und Deutschland gefeiert. Interessant ist: In Frankreich, dem Wirkungsort des Heiligen Martins, ist er bis auf einzelne Regionen seit den Religionskriegen im 16. Jahrhundert größtenteils vergessen.
Traditionell ziehen die Menschen in Deutschland beim Martinszug hinter einem verkleideten Reiter durch die Straßen, die Kinder tragen selbstgebastelte Laternen mit sich und singen Martinslieder. Die Lieder handeln von den guten Taten des Heiligen und der Botschaft seines Handelns: Nächstenliebe. Die Laternen sollen dabei genau wie in dem kalten Winter, an dem Martin seinen Mantel mit dem Bettler teilte, die Dunkelheit vertreiben und für seine strahlende Botschaft stehen. Vor oder nach dem Umzug wird häufig die Geschichte des Heiligen Martins, wie er seinen warmen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte, vorgespielt oder gelesen. Schon am Grab des Heiligen Martins soll es Lichterprozessionen gegeben haben. Der Martinszug endet an einem großen Freudenfeuer, dem Martinsfeuer. Dort werden in manchen Regionen süße Weckmänner, Martinsbrezeln oder -hörnchen verteilt. Ein weiterer Brauch ist das Laternelaufen oder -singen, bei dem Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus ziehen, Lieder singen und Süßigkeiten oder andere Geschenke sammeln. Das heutige Laternelaufen könnte ein Überbleibsel bäuerlicher Traditionen sein: zu dieser Zeit entfachten die Bauern in der Vergangenheit Feuer auf den abgeernteten Feldern, als Dank für die Ernte. Die Kinder entzündeten daran Fackeln oder Laternen aus Rüben und Kürbissen und zogen von Haus zu Haus, um Obst und Gebäck zu erbetteln. Vielleicht ein Vorgänger des heutigen Laternesingens.
Was ist typisches Martinsessen?
Neben süßen Weckmännern, Brezeln oder Hörnchen gibt es in manchen Regionen am Martinstag auch die traditionelle Martinsgans. Vermutlich stammt dieser Brauch ebenfalls aus der bäuerlichen Vergangenheit, in der mit einem Gänsebraten die Erntezeit beendet und die Fastenzeit eingeläutet wurde. Auch überlebten Gänse häufig den Winter nicht, also wurden sie geschlachtet und verwertet. Der Legende nach waren es jedoch Gänse, die den bekehrten und getauften Martin mit ihrem Schnattern verrieten, als dieser sich im Stall vor den Stadtbewohnern versteckte, um nicht der neue Bischof zu werden. Der Legende nach fühlte er sich dieser Aufgabe nicht würdig.
Ist Sankt Martin Martin Luther?
Nein. Der Heilige Martin lebte über 1100 Jahre vor Martin Luther. Die Frage ist jedoch berechtigt, denn am 11. November, dem Todes- und Gedenktag von Sankt Martin, feiern Protestanten auch den Martinitag. Martin Luther erhielt 1483 am Namenstag des Heiligen – dem 11. November – seine Taufe und wurde nach ihm benannt. In Deutschland feiert man an diesem Tag also zwei historische Männer.