München – Im Sommer 1972 trägt Günter Staudter zwei prall gefüllte Koffer zu Fuß durch die Münchner Innenstadt in sein Büro. Mit einigem Unbehagen: „Denn da waren Eintrittskarten für die Olympischen Wettbewerbe im Wert von 230.000 Mark drin.“ Der eigens für die Spiele eingerichtete kirchliche Dienst hatte sie erworben und Staudter sollte sie weiterverteilen. Der heute 80-Jährige war damals ein junger Sozialpädagoge und Leiter des Ökumenischen Jugendlagers. Frisch verheiratet war er auch, „aber die Hochzeitsreise ist ausgefallen, weil so viel zu tun war“.
Insgesamt kamen zu den Olympischen Spielen vom 26. August bis 11. September 1972 rund 50.000 Jugendliche aus aller Welt nach München. Für 2.261 davon war Staudter verantwortlich. Ungeplant kamen noch einmal 400 Pfadfinder dazu, für die er an seinem Wohnort Unterhaching gerade noch Unterkünfte in den Schulen der Gemeinde fand. Mit hauptamtlichen Mitarbeitern aus der Erzdiözese München und Freising und der Evangelischen Landeskirche in Bayern koordinierte Staudter die Logistik für Gottesdienste, Konzerte, Tanz- und Discoabende, Stadtführungen und offene Treffs.
300 ehrenamtliche Helfer
Er machte Werbung für das Programm der kirchlichen Dienste, kümmerte sich um die Frühstücksverpflegung genauso wie um die Aufstellung nagelneuer Farbfernseher, die von der Industrie gespendet worden waren, oder eben die Verteilung und Abrechnung der Eintrittskarten: „Jeder Jugendliche hat acht Stück erhalten, für die 50 Mark zu zahlen waren“ – an den offenen Treffs, etwa in der Pfarrei „Zu den heiligen Zwölf Aposteln“ im Münchner Stadtteil Laim, den Karten-Tauschbörsen. Denn die jeweils acht Tickets für jeden Jugendlichen waren nach dem Zufallsprinzip zusammengemischt worden. Genauso war Staudter für die 300 ehrenamtlichen Helfer der kirchlichen Dienste zuständig, die er schon Monate zuvor unter 800 Bewerbern ausgewählt hatte, und sorgte für deren Ausbildung.