Social Distancing mal anders

Einsiedelei in Zeiten von Corona

Das Kloster Maria Eck im Chiemgau bietet Besinnungstage in einer Walderemitage an. Gerade die Coronakrise gibt dieser Isolation eine neue Bedeutung.

Einsiedelei am Kloster Maria Eck. © SMB/Fleischmann

Siegsdorf – Anruf bei Bruder Christian im Kloster Maria Eck im Chiemgau. „Nein“, sagt er, im Kloster trügen sie keine Maske, beim Gottesdienst aber schon. Und ja, die Eremitage war auch in Corona-Zeiten besetzt, nur einmal gab es eine dreiwöchige Pause. „Jetzt“, sagt der Franziskaner-Mönch, „ist die Einsiedelei wieder bis November ausgebucht“. Aber es gebe eine Warteliste, falls jemand absagt. 

Leben als Einsiedler

„Ich war einfach da“, diesen Satz hat jemand am 15. April in das kleine Büchlein geschrieben, das auf dem Holztisch in der Ecke des Raumes liegt. „War in Gedanken verloren, jetzt voller Zuversicht“, lautet ein anderer Eintrag. Tisch und Büchlein gehören zur Einrichtung der Blockhütte, die hier in der Nähe des Klosters Maria Eck einsam im Wald steht.

Es ist eine Einsiedelei, in der Gäste für eine oder zwei Wochen zu sich selbst finden können. „Es gibt immer mehr Menschen, die fragen: Soll das Leben aus dieser Tretmühle bestehen?“, sagt Bruder Christian. Der Druck in der Arbeitswelt werde immer größer, so wie auch die Sehnsucht nach dem Ausstieg aus dieser Hektik. Und jetzt, in Zeiten von Corona, hat das Leben als Einsiedler einen völlig neuen Aspekt gewonnen. 

Da gibt es noch mehr

Das Kloster Maria Eck liegt am Fuße des Hochfelln im bayerischen Chiemgau, von hier aus geht der Blick weit hinüber zum Chiemsee. Die Anfahrt erfolgt über Siegsdorf und die Straße schlängelt sich durch abgelegene Weiler hinauf in die Höhe. Der Wallfahrtsort geht zurück auf das 16. Jahrhundert, neben dem mächtigen Kirchenbau findet sich auch ein großräumiger Klostergasthof. Und etwas oberhalb liegt das Kloster der Franziskaner-Minoriten, fünf Brüder leben heute noch in den ehrwürdigen Mauern. 

Zu ihnen gehört Bruder Christian. Der schlanke Pater ist mit 32 Jahren in den Orden eingetreten, zuvor hatte er als Sportlehrer in einem Sanatorium in Bad Griesbach gearbeitet. Und hatte auf einer Reise durch Nepal und Sikkim in einem buddhistischen Kloster die Begegnung mit der Spiritualität: „Ich habe die Erfahrung gemacht, da gibt es noch mehr.“ Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich zusehends mit der Bibel und entschloss sich schließlich, Franziskaner zu werden. 

Zustand der Achtsamkeit

Die Idee, eine Einsiedelei zu errichten, kam ihm durch die Erfahrung bei Exerzitien. „Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen zu helfen, in den Zustand der Achtsamkeit zu gelangen“, schildert er seine Aufgabe bei der Betreuung der Einsiedler auf Zeit. Jeden Abend steht er für ein Gespräch über die Erfahrungen des Tages zur Verfügung, aktuell man kann ja dabei Abstand halten. 

Der Weg vom Kloster zur Holzhütte geht vorbei an weidenden Kühen in Richtung Wald. Die Einsiedelei liegt in einer Senke unter den Bäumen, nicht einsehbar von oben. Man erreicht sie auf einem abschüssigen Pfad, ein Schild an einer Tanne begrüßt den Gast mit der Inschrift: „Franziskusklause Maria Eck. Wir bitten Sie, die Atmosphäre der Stille und des Gebets nicht zu stören.“ 

Die Klause selbst besteht aus einem Blockhaus mit zwei Räumen. Der eine dient als Schlafraum und ist mit einem Bett, mit einem Herd sowie Tisch und Stuhl versehen. Hier verbringen die Einsiedler ihre Zeit. Der zweite, kleinere Raum dient dem Gebet oder der Meditation. Das Innere der Hütte macht einen freundlichen Eindruck, man fühlt sich schnell geborgen. Bank und Tisch gibt es auch vor der Türe, von hier geht der Blick auf die kleine Lichtung im Wald. Links davon plätschert das Wasser in einen Holztrog, etwas weiter entfernt steht das Toilettenhäusl, die Lichtung ist von Bäumen umgeben. 

Kein Urlaub

Das ist der Ort, an dem man sich als Einsiedler für ein paar Tage bis maximal zwei Wochen zurückziehen kann. Für das Kochen ist man selbst zuständig, Bücher oder andere Ablenkungen sind nicht erwünscht. „Die Voraussetzung ist die Bereitschaft, einen eigenen Weg zu gehen“, sagt Bruder Christian, „es geht hier nicht um Urlaub“. 

Eine Woche hat Günther F. hier in dieser Holzhütte verbracht. Sich mit Nudeln, Reis und Tomaten selbst versorgt. Einmal am Tag hat der pensionierte Grundschullehrer Holz gehackt. „Mich hat diese Einfachheit fasziniert“, berichtet er von seiner Erfahrung als Einsiedler, „wie wenig man eigentlich im Leben braucht“. Auch als es drei Tage regnete, war das kein Problem: „Ich hatte kein Buch dabei, nur ein Tagebuch. Darin habe ich meine Träume aufgeschrieben. Und ich bin näher zu mir gekommen.“ (Rudolf Stumberger)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie

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