Siegsdorf – Anruf bei Bruder Christian im Kloster Maria Eck im Chiemgau. „Nein“, sagt er, im Kloster trügen sie keine Maske, beim Gottesdienst aber schon. Und ja, die Eremitage war auch in Corona-Zeiten besetzt, nur einmal gab es eine dreiwöchige Pause. „Jetzt“, sagt der Franziskaner-Mönch, „ist die Einsiedelei wieder bis November ausgebucht“. Aber es gebe eine Warteliste, falls jemand absagt.
Leben als Einsiedler
„Ich war einfach da“, diesen Satz hat jemand am 15. April in das kleine Büchlein geschrieben, das auf dem Holztisch in der Ecke des Raumes liegt. „War in Gedanken verloren, jetzt voller Zuversicht“, lautet ein anderer Eintrag. Tisch und Büchlein gehören zur Einrichtung der Blockhütte, die hier in der Nähe des Klosters Maria Eck einsam im Wald steht.
Es ist eine Einsiedelei, in der Gäste für eine oder zwei Wochen zu sich selbst finden können. „Es gibt immer mehr Menschen, die fragen: Soll das Leben aus dieser Tretmühle bestehen?“, sagt Bruder Christian. Der Druck in der Arbeitswelt werde immer größer, so wie auch die Sehnsucht nach dem Ausstieg aus dieser Hektik. Und jetzt, in Zeiten von Corona, hat das Leben als Einsiedler einen völlig neuen Aspekt gewonnen.