Ein Jahr Pandemie

Die Corona-Situation in Tansania und Ecuador

Seit einem Jahr hat das Virus die Welt im Griff. In Deutschland laufen ganz allmählich die Impfungen an. Doch wie sieht es in den ärmeren Ländern aus? Ein Blick nach Tansania und Ecuador.

Pfarrer Martin Schlachtbauer und Pfarrer Dr. Thomas Brei © privat / missio München/Friedrich Stark

Quito (Ecuador)/Mwanza (Tansania) – Vor zwanzig Jahren ging der gebürtige Traunsteiner Pfarrer Martin Schlachtbauer nach Ecuador, um den Menschen vor Ort zu helfen. In seiner Gemeinde St. Michael in Quito hat er ein pastorales Zentrum aufgebaut, in dem Familien Hilfe erhalten.

Die Lage in seinem Land hat sich durch die Pandemie verschlimmert wie nie zuvor: „Die Zahl der Infizierten steigt und steigt und steigt“, beklagt Schlachtbauer. In den ersten Monaten herrschte Ausnahmezustand: Öffentliche Gottesdienste wurden verboten und waren nur virtuell möglich. Derzeit gibt es wieder Präsenzgottesdienste, wenn auch mit eingeschränkter Besucherzahl. Am Sonntagvormittag wird der Gottesdienst draußen ohne Beschränkung der Teilnehmerzahl auf dem Kirchplatz gefeiert: „Die Menschen sind sehr, sehr froh darüber, persönlich am Gottesdienst teilnehmen zu können.“ Er habe sogar einen Zuwachs an Gläubigen festgestellt, freut sich der Pfarrer.

Korruption erschwert das Leben

Viele haben sicherlich noch die Bilder von Leichenbergen im Gedächtnis, die sich im April letzten Jahres auf offener Straße in Ecuador sammelten. Die Zahl der Toten sei laut Schlachtbauer vor allem auf die Korruption zurückzuführen, nicht nur auf die Pandemie. Särge und sogar Leichensäcke werden völlig überteuert verkauft.

Ein Drittel der Corona-Toten konzentriert sich auf die Hauptstadt Quito. Für die Intensivbetreuung und selbst allgemein für Krankenhausaufenthalte gibt es Wartelisten. Auch das Gesundheitssystem sei korrumpiert, erzählt der Seelsorger. So würden Impfstoffe vorrangig an Familien von Regierungsmitgliedern verteilt.

Arbeitslosigkeit drastisch gestiegen

Angst um die Gesundheit kann sich die Bevölkerung nicht leisten: Die Menschen sind so arm, dass sie arbeiten müssen. Infolge der Pandemie ist die Arbeitslosigkeit drastisch gestiegen. Immerhin tragen die Menschen Masken und es wurden Hygienemaßnahmen getroffen, ansonsten gibt es jedoch keine Einschränkungen des öffentlichen Lebens, sagt Schlachtbauer. Seine Pfarrei und das pastorale Zentrum seien bisher von der Pandemie verschont geblieben: „Vielleicht haben uns Gott und die Sakramente gestärkt“, meint Pfarrer Schlachtbauer.

Das Krankenhaus von Pfarrer Dr. Thomas Brei in Tansania wird seit seinem Bestehen vom Erzbistum München und Freising finanziell unterstützt. Die Partnerschaft stehe auf festen Füßen, meint er, auch wenn derzeit kein gegenseitiger Besuch möglich sei. Man tausche sich nun per Videokonferenz aus.

Tansania eher von Armutserkrankungen geplagt

In Tansania sei Corona nicht das Hauptproblem, meint der Pfarrer und Arzt Dr. Thomas Brei. Er stammt aus Rosenheim, ist jedoch seit zehn Jahren dort als Direktor eines Krankenhauses und Seelsorger in Mwanza tätig. Er lebt in einem Klarissenkloster und betreut die Schwestern als Kaplan. Hier seien es vor allem Armutserkrankungen wie HIV, Malaria und die Unterernährung der Kinder in den ländlichen Gebieten, die den Menschen zum Verhängnis würden.

Über die Zahl der Infizierten kann der Arzt keine genauen Angaben machen. Es würden in Tansania keine belastbaren Infektionszahlen veröffentlicht und außerhalb des National Laboratory dürfe nicht getestet werden, so Brei. Auch die Zahl der Antikörpertests sei beschränkt. So wüssten Getestete erst nach acht bis zehn Tagen, ob sie erkrankt gewesen seien.

Das Durchschnittsalter der tansanischen Bevölkerung liegt bei 18 Jahren. Daraus erklärt sich der Arzt und Seelsorger, wie gut die meisten die Viruserkrankung überstehen: „Es hat zu keinem Zeitpunkt eine subjektiv fühlbar höhere Anzahl an Toten gegeben“, berichtet er.

Social Distancing entscheidend

Inzwischen ist fast so etwas wie Normalität in Tansania eingekehrt. Sogar die Ostergottesdienste könnten normal stattfinden, da die Versammlungsfreiheit nicht mehr eingeschränkt sei.

Das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Pandemie sei das Social Distancing, also das Einhalten eines Abstandes von eineinhalb bis zwei Metern. Das Händeschütteln sei ausgestorben, außerdem gäbe es überall die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Masken sind nicht vorgeschrieben, nur die Ärzte, die bisher noch nicht infiziert waren, tragen FFP2-Masken. Brei selbst hat sich bereits infiziert, ist jedoch inzwischen genesen. (Maximilian Lemli, Volontär beim Sankt Michaelsbund)

 

 

 

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie

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